Das Land Baden-Württemberg hat im Hinblick auf die E-Mobilität für das kommende Jahr ehrenwerte Ziele. Schließlich will man Automobilland Nummer Eins bleiben.

Wirtschaft: Ulrich Schreyer (ey)

Stuttgart - Baden-Württemberg soll bundesweit zum „Mobilitätsland Nummer Eins“ werden, erklärte Ministerpräsident Winfried Kretschmann bei der Vorstellung erster Ergebnisse des „Strategiedialogs Automobilwirtschaft“. Die „Megatrends“ Elektrifizierung, Digitalisierung und Modelle zum Carsharing hätten „uns mitten in ein neues Mobilitätszeitalter katapultiert“, sagte Kretschmann.

 

Bisher sei Baden-Württemberg das Automobilland Nummer Eins. Um die Elektromobilität voranzubringen werde es schon ab 2019 im Südwesten eine flächendeckende Versorgung mit Ladeeinrichtungen für Elektrofahrzeuge geben. „Alle zehn Kilometer“ stehe dann „im ganzen Land eine Elektroladesäule, alle 20 Kilometer eine Schnellladesäule“. Frank Mastiaux, der Vorsitzende des Vorstands des Energieversorgers EnBW sagte, sein Konzern wolle in den nächsten Jahren im Zusammenhang mit der Elektromobilität eine Milliarde Euro in den Ausbau des Netzes und Ladestationen investieren.

IG Metall eigene will Batteriezellen Fertigung in Deutschland

Geplant seien zudem zwei Forschungsprojekte zu Batteriezellen, sagte Kretschmann weiter. Die Ergebnisse dieser Projekte sollten die Grundlage für eine wirtschaftliche „Massenproduktion von Batteriezellen“ liefern. Roman Zitzelsberger, der Bezirksleiter der IG Metall in Baden-Württemberg, sagte „wir brauchen eine eigene Produktion von Batteriezellen in Deutschland, möglichst in Baden-Württemberg.“

Der chinesische CATL-Konzern hatte vor kurzem angekündigt, eine Zellenfabrik in Erfurt zu bauen. Daimler hatte dagegen seine Zellenproduktion im sächsischen Kamenz wieder geschlossen. Auch Bosch hat die Absicht aufgegeben, selbst Zellen zu fertigen. Derzeit sei eine Zellenproduktion in Deutschland nicht wirtschaftlich, sagte Daimler-Chef Dieter Zetsche. Bei der nächsten Generation von Batteriezellen hoffe man dann „ein neues Spiel beginnen zu können“, so Zetsche. Kretschmann sagte, er sehe „die Chance, dass wir bei der nächsten Generation von Batteriezellen die Nase wieder vorne haben“.

Lernwerkstatt 4.0 soll bei Qualifizierung helfen

Der Ministerpräsident räumte ein, seit der ersten Strategiekonferenz im Mai des vergangenen Jahres habe man vor allem „in der Werkstatt geschraubt“, also Themen überlegt und entsprechende Arbeitsgruppen gebildet. Nun gehe es darum „die PS auf die Straße zu bringen“. So wolle das Land seinen Fuhrpark schrittweise mit umweltfreundlicheren Fahrzeugen ausrüsten. Zudem kündigte er ein Forschungsprojekt an, das sich mit regenerativ erzeugten synthetischen Kraftstoffen als Alternative zu fossilen Brennstoffen beschäftigen soll.

Außerdem sollen im Rahmen von Maßnahmen unter dem Namen Lernwerkstatt 4.0 beispielsweise Mitarbeiter von Autowerkstätten weitergebildet werden. In einer eigenen Mitteilung forderte der Baden-Württembergische Handwerkstag, die Mitarbeiter der Kraftfahrzeugwerkstätten bei der Umstellung zu alternativen Antrieben nicht zu vergessen. Nach Informationen unserer Zeitung war das Handwerk bei den ersten Überlegungen zur Lernwerkstatt 4.0 nicht mit am Tisch gesessen.

Innenminister: Autonome Autos reduzieren Verkehrsunfälle

Volkmar Denner, der Vorsitzende der Geschäftsführung der Robert Bosch GmbH verlangte , „alle technologischen Pfade offen zu halten“. Neben der Elektromobilität müssten auch emissionsarme Verbrennungsmotoren, Brennstoffzellen und synthetische Kraftstoffe zur Erreichung der Klimaziele beitragen. Veränderte Mobilitätskonzepte, zu denen auch autonom fahrende Autos gehörten, können nach Ansicht des auch für die Digitalisierung zuständigen Innenministers Thomas Strobl wesentlich zur Reduzierung von Verkehrsunfällen und der Zahl der Verkehrstoten beitragen. Gerade für autonom fahrende Autos sei aber ein schnelles Internet nötig, meinte Oliver Blume, der Vorsitzende des Vorstands der Porsche AG. Strobl kündigte an, dafür einen Milliardenbetrag ausgeben zu wollen.

Zetsche bezeichnete die Qualifizierung der Mitarbeiter als eine der wichtigsten Voraussetzungen für die Mobilitätskonzepte der Zukunft. IG Metall-Chef Roman Zitzelsberger sagte, man dürfe nicht so tun, als werde es in den Unternehmen keine Veränderungen geben. Zu behaupten, es könne alles beim alten bleiben nannte er – offenbar mit Blick auf betriebliche Aktivitäten der AfD – „politische Strolcherei“. Die meisten Arbeitsplätze in der Autoindustrie würden 2025 anders aussehen. Zur Sicherung der Arbeitsplätze seien Tarifverträge und Mitbestimmung wichtige Leitplanken. Brigitte Dahlbender, die Landesvorsitzende des BUND, mahnte, bei der Diskussion über die Mobilität der Zukunft auch die „Sichtweise der Bürger“ zu berücksichtigen.