Auf der B 464 im Kreis Böblingen werden Autofahrer zur Zielscheibe. Unbekannte werfen Eier, Schneebrocken, Reifen, sogar eine Biotonne.

Böblingen : Ulrich Stolte (uls)

Böblingen - Bislang richteten die Unbekannten rund 2500 Euro Schaden an. Seit Monaten werfen sie immer wieder Gegenstände auf die Bundesstraße 464 zwischen Böblingen und Holzgerlingen. Zwei Autos wurden seither beschädigt. Verletzt wurde niemand – noch niemand.

 

Der krasseste Fall geschah am Montag in Holzgerlingen. Dort hatte ein Täter an der Brücke bei der Crystal-Lake-Straße eine Biomülltonne und einen Lastwagenreifen auf die B 464 geworfen. Ein Auto konnte nicht rechtzeitig bremsen und rammte die Tonne, es entstand ein Schaden von 1500 Euro.

Täter trug schwarze Jacke

In Böblingen/Dagersheim hat vorige Woche ein Unbekannter einen großen Schneebrocken auf einen Lastwagen fallen lassen und dabei die Windschutzscheibe zerstört. Der 51 Jahre alte Fahrer berichtet, dass der wohl jugendliche Täter eine schwarze Jacke getragen habe und nach der Tat sofort nach Dagersheim geflüchtet sei. Die Reparatur der zerschlagenen Scheibe kostete etwa 1000 Euro.

Die Serie von Anschlägen gegen Autos begann Mitte November. Bis Neujahr waren die Täter sieben Mal aktiv. Am 15. November flogen Eier beim sogenannten Holzgerlinger First zwischen Holzgerlingen und Böblingen und danach von der Brücke bei Dagersheim. Am 5. Dezember wurden dort erneut Eier geworfen. Am 22. Dezember flogen die Eier erst von einer Brücke in Holzgerlingen, dann auf Höhe einer Tankstelle in Holzgerlingen. Zwei Fälle registrierte die Polizei schließlich am 25. Dezember beim Holzgerlinger First und bei der Brücke bei Grafenau.

Eierkartons von örtlichen Läden

An einigen Tatorten hat die Polizei Eierkartons von örtlichen Läden gefunden. Deswegen gehen die Ermittler davon aus, dass die mutmaßlich jugendlichen Täter auch aus der Gegend rund um Holzgerlingen kommen. Glücklicherweise hatten alle Autofahrer die Nerven behalten, sodass es keine Unfälle gab.

Auffällig ist die Massierung der Taten entlang der B 464. Von der Autobahn 81, die ebenfalls den Kreis Böblingen durchschneidet, seien bislang kaum Fälle bekannt, sagt Peter Widenhorn, der Pressesprecher des Polizeipräsidiums Ludwigsburg. Die Polizei (0 70 31/13 250 0) kündigt schärfere Kontrollen an und sucht Zeugen.

Mit viel Wohlwollen könnte man die Eierwürfe noch als dummen Jungenstreich bezeichnen. Die letzten Fälle sind jedoch eindeutig als gefährlichen Eingriff in den Straßenverkehr zu werten, „das ist eine Straftat“, sagt Peter Widenhorn.

Der ADAC rät in solchen Fällen, nicht panisch zu bremsen, um Schleuderunfälle zu vermeiden, sondern langsamer zu werden, um sicher die Spur wechseln zu können und so dem Hindernis auszuweichen. Erst wenn es gefahrlos möglich sei, müsse die Polizei verständigt werden.

Zwar geht der ADAC davon aus, dass die Täter meist Jugendliche seien, die ihren Frust abreagierten, doch gebe es auch erwachsene Täter, oft seien Drogen oder Alkohol im Spiel. Dabei kommt es immer wieder zu schweren Unfällen. Im September 2016 hatte ein damals 36-jähriger Mann einen Pflasterstein von einer Brücke auf die A 7 geworfen und die Mutter einer vierköpfigen Familie in den Rollstuhl gebracht. Der Steinewerfer wurde zu neuneinhalb Jahren Haft wegen versuchten Mordes verurteilt.