In den kommenden beiden Jahren will der Stuttgarter Autobauer Daimler in Brasilien 300 Millionen Euro für neue Lastwagen-Varianten und die Modernisierung der Werke ausgeben.

Stuttgart - Der Daimler-Konzern investiert in den kommenden beiden Jahren umgerechnet rund 300 Millionen Euro in seine Lkw-Werke in Brasilien. Das Geld fließt nach Angaben des Stuttgarter Konzerns in die Entwicklung neuer Lkw-Varianten sowie die Modernisierung der beiden Werke São Bernardo do Campo bei São Paulo und Juiz de Fora in der Nähe von Rio de Janeiro. „Brasilien ist heute der weltweit wichtigste Absatzmarkt für unserer Lkws mit dem Stern, und wir glauben an das weitere Wachstumspotenzial dieses Marktes“, sagte Stefan Buchner, der Chef von Mercedes-Benz Trucks in Europa und Lateinamerika.

 

Der jetzt anlässlich einer Messe bekanntgegebene Betrag ist Teil eines umfangreichen Investitionspakets der Nutzfahrzeugsparte in Höhe von rund 2,5 Milliarden brasilianischen Real (rund 750 Millionen Euro), die von 2010 bis 2015 in die Produktion von Lkws, Bussen und Komponenten an den brasilianischen Standorten investiert werden. „Diese Investitionen erhöhen unsere Wettbewerbsfähigkeit auf einem umkämpften Nutzfahrzeugmarkt“, so Philipp Schiemer, der seit Juni Chef von Mercedes-Benz do Brasil ist.

Anfang Oktober hat der Autokonzern zudem angekündigt, dass bei São Paulo ein Pkw-Montagewerk gebaut werden soll. Für die erste Ausbaustufe sollen rund 170 Millionen Euro ausgegeben werden. Dort wird die nächste Generation der C-Klasse sowie der kompakte Geländewagen GLA für den lokalen Markt produziert werden. Die ersten Wagen sollen 2016 vom Band laufen. Daimler vermeidet mit diesem Montagewerk hohe Importzölle. Aus dem gleichen Grund planen auch Audi, BMW sowie eine ganze Reihe weiterer Autohersteller die Pkw-Fertigung in Brasilien.

Daimler ist in Brasilien bereits seit 1956 verankert. Im vergangenen Juni rollte in São Bernardo do Campo das zweimillionste in Brasilien produzierte Nutzfahrzeug vom Band. Vor Kurzem erst hat das Unternehmen in einer Ausschreibung der brasilianischen Regierung einen Auftrag über die Lieferung von 2800 Lastwagen gewonnen, der Teil eines Konjunkturprogramms ist.

Automarkt ist durch starke Schwankungen gekennzeichnet

In São Bernardo do Campo produziert Daimler Lastwagen, Busfahrgestelle sowie Motoren, Getriebe, Achsen und Fahrerhäuser. In Juiz de Fora werden seit 2012 der schwere und leichte Lastwagen für den lateinamerikanischen Markt produziert.

Ursprünglich war die Fabrik in Juiz de Fora Ende der neunziger Jahre für die Montage der kompakten A-Klasse von Mercedes-Benz errichtet worden, die in dem südamerikanischen Land jedoch nicht gut ankam. Die Pkw-Produktion wurde deshalb 2005 eingestellt.

Der brasilianische Automarkt war in der Vergangenheit durch starke Schwankungen gekennzeichnet. Im vorigen Jahr war der Nutzfahrzeugmarkt nach einer Studie des deutschen Informationsdienstleisters Germany Trade and Invest (GTAI) um 19 Prozent eingebrochen. Grund für den Einbruch waren vorgezogene Käufe wegen der Umstellung auf eine neue Abgasnorm Anfang 2012. Langfristig sind die Aussichten für den Absatz nach Einschätzung des Branchenverbands Anfavea jedoch gut. Das gilt laut Studie sowohl für den Inlandsmarkt als auch für den Export auf dynamische Märkte wie Chile und Peru.

Zusätzliche Impulse erhält der Nutzfahrzeugabsatz derzeit auch durch die im nächsten Jahr bevorstehende Fußball-Weltmeisterschaft und die Olympischen Spiele 2016 in dem bevölkerungsstärksten südamerikanischen Land. Im ersten Halbjahr legte der Lkw-Absatz nach Branchenangaben um fünf Prozent auf 74 000 Fahrzeuge zu. Im dritten Quartal dieses Jahres ist der Absatz von Daimler auf dem brasilianischen Lkw-Markt laut Zwischenbericht um 27 Prozent auf 10 400 Lkws geklettert. Der Marktanteil bei mittelschweren und schweren Lkws ist allerdings leicht auf 24,5 Prozent zurückgegangen. Daimler ist hier die Nummer zwei hinter dem VW-Konzern, zu dem die Marken Scania und MAN gehören.