Wer sein Auto auf dem Parkplatz abstellt, sollte lieber zweimal hinschauen: Ist das Fahrzeug auch wirklich verschlossen? Derzeit gibt es in und um Stuttgart böse Überraschungen.

Lokales: Wolf-Dieter Obst (wdo)

Stuttgart - Der Mercedes-Besitzer könnte es beschwören: Er habe seinen Wagen abgeschlossen und sei dann in die Wohnung gegangen, gibt er der Polizei zu Protokoll. Der Fall gibt nun reichlich Rätsel auf: Denn unbekannte Täter haben sich über Nacht im Wagen bedient und eine Umhängetasche mit Geldbörse und Mobiltelefon erbeutet – ohne an dem Auto einen Kratzer zu hinterlassen. Nicht zum ersten Mal in diesen Tagen.

 

Die Autoknacker, die Autos gar nicht knacken, sondern einfach nur öffnen, schlagen derzeit öfter zu. Sie hinterlassen weder Spuren noch Ermittlungsansätze. „Viele Täter setzen kleine Störsender ein, um die Signale des Funkschlüssels zu unterbrechen“, sagt Polizeisprecher Stephan Widmann, „solche Fälle haben wir aber schon lange nicht mehr gehabt und lassen sich nur schwer nachweisen.“ Allerdings brauchen die Täter oft auch gar keine technischen Hilfsmittel. Denn viele Autos sind gar nicht verschlossen abgestellt – meistens aus Unaufmerksamkeit.

Zweiter Fall nur wenige Hundert Meter entfernt

Welche Ursache nun bei dem Mercedes vorlag, das wird noch ermittelt. Das Fahrzeug des Typs C-Klasse war in der Nacht zum Freitag zwischen 17 und 7.30 Uhr in der Fideliostraße in Degerloch abgestellt. Vielleicht war es ja ein reiner Zufallstreffer. Doch dann hätten die Täter in derselben Nacht auch noch in einem anderen Fall reiche Beute gemacht. Wenige Hundert Meter entfernt in der Heinestraße.

Am Straßenrand parkte in der Nacht zum Freitag ein neuer VW Golf – und auch dessen Innenraum wurde von unbekannten Tätern nach Beute durchsucht. Wieder hinterließen sie dabei keine Aufbruchspuren. Das Auto muss mutmaßlich unverschlossen gewesen sein. Ob die Täter hier rechtzeitig mit einem Störsender das Funksignal des Autobesitzers unterbrochen hatten, ist unklar. Nicht ausgeschlossen ist auch, dass der VW Golf einfach abzuschließen vergessen wurde. Auch hier dauern die Ermittlungen noch an. Der Wert der Beute ist jedenfalls mit mehreren Tausend Euro beträchtlich. Die Beamten des Reviers Balinger Straße in Möhringen hoffen auf Zeugenhinweise, die unter der Rufnummer 07 11 / 89 90 - 34 00 entgegengenommen werden.

Die Erfolgsaussichten sind freilich gering – gemessen an den Erfahrungen vom Frühjahr, als im Stadtteil Hofen mehrere geparkte Fahrzeuge geplündert wurden. Dabei hatten die Täter verschiedene Fahrzeuge der Marken VW und Mercedes ins Visier genommen. Bei den Beutestücken zeigten sich die Diebe nicht wählerisch. Gestohlen wurden persönliche Papiere, Schlüsselbund, Bargeld, ein Handy und Lautsprecher. Die Fall läuft unter Aktenzeichen ungelöst.

Duo rennt dem Autobesitzer davon

Auf offene Handwerkerfahrzeuge hat sich in Leinfelden-Echterdingen (Kreis Esslingen) ein Langfinger spezialisiert – mit inzwischen 20 Fällen. „Seit zwei Wochen ist aber Ruhe“, sagt der für Esslingen zuständige Polizeisprecher Christian Wörner. Eine Serie von Diebstählen im Landkreis hat es zudem Mitte Juli in der Gemeinde Lichtenwald gegeben – mit Beute für 2900 Euro. „Die Autos waren nicht abgeschlossen“, sagt Wörner.

Auch im Rems-Murr-Kreis hat es Mitte Juli in offenen Autos leichte Beute gegeben. In Schwaikheim machten die Täter Beute im Wert von 5000 Euro. In Waiblingen konnte der Autobesitzer zwar zwei Verdächtige auf frischer Tat ertappen. Das Duo entkam allerdings – und leider auch mit Bankkarte, Führerschein und Personalausweis. Polizeisprecher Rudolf Biehlmaier: „Die beste Prävention ist, nach dem Abschließen die Verriegelung nochmals zu prüfen.“