Daimler droht ein Ermittlungsverfahren, sollte die französische Justiz Ansatzpunkte für irreguläre Milliardengeschäft haben.

Stuttgart/Paris - Wegen des Verdachts des Insiderhandels bei EADS muss sich Daimler vor der französischen Justiz verantworten. Bei der Anhörung vor einem Ermittlungsrichter ging es am Mittwoch nochmals um den Verkauf eines Aktienpaketes des europäischen Luft- und Raumfahrtkonzerns EADS aus dem Jahr 2006, sagte ein Daimler-Sprecher am Mittwoch. Dem DAX-Konzerne droht ein Ermittlungsverfahren, sollte die Justiz Ansatzpunkte für irreguläre Milliardengeschäft haben. In Deutschland gehen derweil die Spekulationen um einen Ausstieg der Stuttgarter bei EADS weiter. Nach Informationen des "Handelsblatts" (Donnerstag) sucht die Bundesregierung mit Hochdruck einen neuen deutschen Aktionär für das Unternehmen. "Es werden bereits Gespräche mit verschiedenen Investoren, darunter auch deutsche Zulieferer von EADS geführt", sagte ein Regierungsvertreter dem Blatt. Bisher habe sich zwar kein privater Investor bereiterklärt, die Anteile von Daimler an EADS teilweise zu übernehmen. Trotzdem solle dieser Ansatz weiter verfolgt werden. Daimler ist an EADS vertraglich bis Ende 2012 gebunden.

Spekulationen über einen Ausstieg noch in diesem Jahr halten sich aber seit einiger Zeit. Nach bislang unbestätigten Berichten soll die Bundesregierung für den 23. Februar ein Spitzentreffen über die weitere Strategie bei EADS und die Sicherung deutscher Interessen angesetzt haben. Große Zulieferer von EADS sind dem "Handelsblatt" zufolge unter anderem die Rüstungshersteller Diehl und Rheinmetall. Enge geschäftliche Verbindungen zu dem Konzern haben demnach auch der Motorenhersteller MTU und der Bremer Satellitenbauer OHB. Nach Informationen der Zeitung prüft die Bundesregierung auch, ob Bundesländer mit EADS-Standorten wie Hamburg und Niedersachsen direkt oder über ihre Landesförderbanken Anteile übernehmen wollen. Eine andere Variante wäre dem Bericht zufolge, dass die staatliche KfW Bankengruppe die Anteile von Daimler übernehmen könnte. Der europäische Luft- und Raumfahrtkonzern wird über einen Aktionärsverbund kontrolliert.



Von deutscher Seite hält der Daimler-Konzern 15 Prozent direkt. Weitere 7,5 Prozent sind größtenteils bei einem Bankenkonsortium geparkt, die Stimmrechte liegen allerdings bei Daimler. Auf französischer Seite gehören dem Lagardère-Konzern 7,5 Prozent und dem Staat 15 Prozent. Die Pariser Börsenaufsicht AMF hatte Daimler und den zweiten Großaktionär Lagardère bereits Ende 2009 von den Vorwürfen freigesprochen, EADS-Anteile noch mit Milliardengewinnen verkauft zu haben, als sie schon von Lieferschwierigkeiten des Großflugzeugs A380 erfahren hatten. Der Vorwurf lautete, die börsenrelevanten Informationen über die Probleme bei dem Riesenflugzeug seien zu spät veröffentlich worden. Die Pariser Staatsanwaltschaft rollt den Fall nun neu auf.

Der Daimler-Sprecher sagte am Mittwoch, der Stuttgarter Konzern sei zuversichtlich, dass die Ermittler bei ihrer Anhörung zum gleichen Ergebnis kommen werden wie die Börsenaufsicht. Sollte die französische Justiz aber zu einer anderen Einschätzung kommen, könnte nach Informationen der "Süddeutschen Zeitung" im Anschluss an die Anhörung ein offizielles Ermittlungsverfahren gegen Daimler eingeleitet werden.