Noch weiß die Polizei nicht, wer hinter dem Diebstahl des Krans steckt. Ob und wann das Fahrzeug, das derzeit in Kairo steht, nach Obertürkheim zurückkehrt, ist noch völlig offen.

Stuttgart - „Hamburg krandienst“ steht auf dem weiß lackierten Führerhaus des Fahrzeugs mit einem grünen, ägyptischen Autokennzeichen. „Das ist der Kran, der im März von unserem Hof gestohlen wurde“, ist Rainer Schmid, Geschäftsführer der Obertürkheimer Firma Paule, felsenfest überzeugt. Die neue Optik, eine falsche Fahrgestellnummer und die gefälschten Papiere haben den dreisten Dieben letztendlich nichts genutzt: „Wir haben das Fahrzeug eindeutig identifiziert“, berichtet Schmid mit gewissem Stolz.

 

Höchstpersönlich hatte er den 48 Tonnen schweren Mobilkran, der im Juni im 4200 Kilometer entfernten Hafen von Alexandria wieder aufgetaucht ist, in Augenschein genommen. Und dabei nicht nur die ganz speziellen kleinen Beschädigungen entdeckt, die das einstmals komplett rote Gefährt schon vor dem Diebstahl am Chassis aufgewiesen hatte. „Die Diebe haben sich zwar viel Mühe gegeben, den Kran für den Verkauf herzurichten und dessen wahre Herkunft zu verschleiern, aber sie haben eben nicht die Werksnummer der Firma Liebherr ändern können.“ Diese individuelle Nummer, die 059526, habe man im Display auslesen können, erzählt Schmid.

Fahrzeug an einem geheimen Ort

Mittlerweile befinde sich das Fahrzeug gut versteckt an einem geheimen Ort in Kairo. Dort, vermutet der Paule-Geschäftsführer, werde es wohl noch eine ganze Weile stehen. Derzeit sei völlig offen, ob der Kran jemals wieder nach Obertürkheim überführt werden könne. „Die Mühlen der ägyptischen Bürokratie mahlen sehr langsam.“

Wie das Fahrzeug nach Afrika gelangte, ist noch nicht abschließend geklärt. Auch von den Tätern fehlt bislang jede Spur. „Da ist so viel kriminelle Energie an den Tag gelegt worden, da handelt es sich mit Sicherheit um eine organisierte Bande“, meint Schmid. Die Ermittlungen der Beamten des Dezernats für Eigentumsdelikte der Stuttgarter Polizei dauern an, äußern möchte man sich zum aktuellen Stand derzeit nicht. Ob dieselben Täter möglicherweise auch etwas mit dem jüngsten Diebstahl eines Liebherr-Kranes vom exakt gleichen Typ in Düsseldorf zu tun haben, ist unklar.

Laut Schmid liegt es auf der Hand, dass der Kran, der in der Nacht zum 19. März gegen 3 Uhr vom Paule-Gelände in der Augsburger Straße entwendet wurde, von einem europäischen Überseehafen aus verschifft wurde.

Infrage kommen da nur Deutschland, Holland oder Belgien – die Fahrt dorthin ist selbst mit einem Schwertransporter, der nicht schneller als Tempo 65 fahren kann, gut zu bewältigen. Weitertransportiert wurde der Kran offenbar an Bord eines sogenannten RoRo-Schiffes – und zwar am Stück. Diese transportieren auf eine bestimmte Art und Weise bewegliche Güter. Der Zustand des Krans sei gut, schildert Schmid.

Firma hat ein Ersatzfahrzeug erhalten

Afrika hatte der Paule-Geschäftsführer schon unmittelbar nach der Tat als mögliches Ziel des Transportes vermutet: „Für die Einfuhr älterer Maschinen gibt es dort keine Einfuhrbeschränkungen.“ Auf die Spur des Gefährts kam man durch einen Tippgeber aus Deutschland. Ob er nun die 5000 Euro Belohnung erhält, die die Firma für Hinweise zum Auffinden des Krans ausgelobt hatte, werde geprüft, versichert Schmid. Den Schaden – der zehn Jahre alte Kran hatte noch einen Restwert von rund 200 000 Euro – wird wohl die Versicherung übernehmen. Als Ersatz für den gestohlenen Kran hat das auf Schwertransporte spezialisierte Obertürkheimer Unternehmen von Liebherr ein Übergangsfahrzeug erhalten. „Im Oktober soll der neue Kran geliefert werden“, berichtet Schmid. Dann sei die Firmenflotte mit 14 Fahrzeugen wieder komplett.