Das Marktumfeld für die Autohersteller ist derzeit schwierig. Nicht nur der EU-Markt hat im Oktober geschwächelt. Auch der Absatz in China ist deutlich gesunken. Das ist auf die zunehmende Verunsicherung durch internationale Handelskonflikte zurückzuführen – und auf das neue Abgastestverfahren WLTP.

Stuttgart - Die Zahlen sind ernüchternd. Obwohl der Oktober einen Verkaufstag zusätzlich hatte, sind die Pkw-Neuzulassungen in der EU um mehr als sieben Prozent gesunken. In den fünf größten EU-Einzelmärkten habe es durchweg Rückgänge gegeben, hat der Verband der Automobilindustrie (VDA) errechnet: In Deutschland, Spanien und Italien sank der Absatz um jeweils sieben Prozent, in Großbritannien waren es minus drei Prozent und in Frankreich minus zwei Prozent. Als Grund führen die Experten das Abgastestverfahren WLTP an, das seit September gilt. Und damit haben die deutschen Hersteller unterschiedlich große Probleme. Während Daimler seinen Absatz im Oktober gegen den Trend um acht Prozent steigern konnte und BMW sogar ein Plus von 14 Prozent erreichte, mussten andere Hersteller teils herbe Rückgänge hinnehmen. Die Neuzulassungen von VW und Fiat gingen um 15 Prozent zurück, die von Renault um 24 Prozent und der Audi-Absatz brach gar um 54 Prozent ein, hat die Stuttgarter Unternehmensberatung EY errechnet.

 

Im laufenden Monat dürfte sich die Lage wieder weitgehend normalisieren, erwartet Peter Fuß, Partner von EY. Er rechnet mit einem Absatz auf Vorjahresniveau. „Trotz der WLTP-Verwerfungen wird der EU-Neuwagenmarkt im Jahr 2018 leicht wachsen und mit voraussichtlich 15,3 Millionen Neuzulassungen auf dem höchsten Stand seit zehn Jahren klettern“, so Fuß. Die VDA-Zahlen unterstreichen diese Aussage. In den ersten zehn Monaten lagen die Neuzulassungen bei gut 13 Millionen Fahrzeugen, das waren 1,6 Prozent über Vorjahr.

Diesel werden zum Ladenhüter

Diesel-Fahrzeuge tun sich allerdings schwer bei den Käufern. „Die Diesel-Debatte flaut nicht ab, und immer wieder sorgen Gerichtsentscheide über Fahrverbote für neue Unsicherheiten für potenzielle Autokäufer“, sagt Autoexperte Fuß. Um stattliche 23 Prozent sank der Absatz des Selbstzünders in den fünf größten EU-Ländern (Deutschland, Großbritannien, Frankreich, Italien und Spanien) im Oktober. Der Marktanteil lag in diesen Länder bei gerade noch 35 Prozent. Im Vergleich: Vor zwei Jahren waren es noch rund 50 Prozent. „Die Autoindustrie muss sich auf einen dauerhaft niedrigen Diesel-Marktanteil einstellen, der mittelfristig etwa bei einem Viertel liegen dürfte“, so Fuß. Der erhoffte Boom von Elektroautos ist bisher allerdings auch nicht eingetreten. Zwar sind die Zuwächse durchaus beachtlich, allerdings von einem sehr niedrigen Niveau aus. So waren in Deutschland in den ersten zehn Monaten gerade mal ein Prozent der Neuzulassungen Elektroautos.

Aber nicht nur der europäische Automarkt hat im Oktober geschwächelt. So hat der chinesische Markt im Oktober den vierten Rückgang in Folge verzeichnet. Zwei Millionen Pkw wurden in der Volksrepublik abgesetzt, 13 Prozent weniger als im Vorjahr. Bis Ende Oktober lag der Rückgang demnach bei minus ein Prozent. „Trotz des schwierigen Umfeldes konnten die deutschen Konzernmarken von Januar bis September ihren Absatz in China um sechs Prozent auf 3,7 Millionen Einheiten erhöhen“, sagt VDA-Präsident Bernhard Mattes.

US-Markt stagniert

Der Autoabsatz in USA stagniert derweil. Zuwächse verbuchen können aber leichte Trucks (plus sechs Prozent) – wozu Vans und Geländewagen gehören. Ihr Anteil an den Neuzulassungen lag im Oktober bei 70 Prozent. Und hier kommen die deutschen Konzernmarken ins Spiel: Ihr Absatz wuchs in diesem Segment in diesem Land im bisherigen Jahresverlauf um 28 Prozent, hat der VDA errechnet.