Die erhoffte Erholung auf dem EU-Neuwagenmarkt lässt weiter auf sich warten: nach einem schwachen Januar schrumpften die Neuzulassungen im Februar gegenüber dem Vorjahr um fast ein Fünftel.

Stuttgart - Die erhoffte Erholung auf dem EU-Neuwagenmarkt lässt weiter auf sich warten: EU-weit sanken die Neuzulassungen im Februar gegenüber dem Vorjahreszeitraum um fast ein Fünftel, nachdem sie im Januar bereits um 24 Prozent geschrumpft waren. Das zeigt die aktuelle Marktanalyse der Beratungsgesellschaft EY. Eine durchgreifende Besserung sei angesichts vielerorts stark steigender Infektionszahlen und neuer drohender Lockdown-Maßnahmen vorerst nicht in Sicht, schreiben die Berater.

 

Erneut hätten alle großen europäischen Märkte kräftige Einbußen verzeichnet, wobei Italien mit einem Minus von zwölf Prozent noch am besten abschnitt. In Deutschland schrumpfte der Absatz um 19 Prozent, in Frankreich um 21 Prozent, in Spanien sogar um 38 Prozent. Im Nicht-EU-Land Großbritannien lag das Minus bei 36 Prozent. „Die Pandemie bestimmt nach wie vor die Lage auf dem Neuwagenmarkt“, so Peter Fuß, Partner bei EY. „Die Schließung der Showrooms in vielen Ländern, die erheblichen konjunkturellen Unsicherheiten, steigende Arbeitslosenzahlen – all das belastet den Markt massiv und nachhaltig.“

Sorge vor nachhaltigen Schäden

Der derzeitige Anstieg der Infektionszahlen in vielen europäischen Ländern sei eine weitere schlechte Nachricht – auch für den Neuwagenmarkt, so Fuß. Zwar bestehe nach wie vor Grund zur Hoffnung, dass eine erfolgreiche Impfkampagne von der Jahresmitte an zu einer Normalisierung des gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Lebens führen und der enorme Nachholbedarf auch eine kräftig steigende Nachfrage nach Neuwagen mit sich bringen werde. Allerdings nähmen auch die Sorgen vor nachhaltigen, strukturellen Schäden zu. Gleichzeitig erhöhe sich zudem der Konsolidierungsdruck im Autohandel – er befindet sich in einem tief greifenden Veränderungsprozess, der durch die Pandemie nochmals stark beschleunigt worden sei.

Auch auf dem Markt für E-Fahrzeuge zeigen sich laut EY Bremsspuren. Wie schon im Januar sei die Wachstumsdynamik dort auch im Februar deutlich geringer ausgefallen als in den letzten Monaten des Vorjahres. Im Februar war in den fünf Top-Märkten Westeuropas (Deutschland, Großbritannien, Frankreich, Italien und Spanien) knapp jeder achte neu zugelassene Pkw entweder ein E-Auto oder ein Plug-in-Hybrid, der gemeinsame Marktanteil lag bei 13,0 Prozent. Im Dezember war noch jeder fünfte Neuwagen ein Elektroauto beziehungsweise Plug-in-Hybrid (Marktanteil 19,9 Prozent).

Lieferschwierigkeiten behindern E-Auto-Absatz

Im Vergleich zum Vorjahresmonat ergibt sich in den fünf führenden Märkten bei Elektroautos ein vergleichsweise schwaches Absatzwachstum von 43 Prozent (Dezember: plus 465 Prozent), bei Plug-in-Hybriden lag das Plus immerhin bei 146 Prozent (Dezember: plus 447 Prozent). In Frankreich und Spanien ging die Zahl der neu zugelassenen Elektroautos – wie schon im Januar – sogar zurück: um elf (Frankreich) beziehungsweise 42 Prozent (Spanien).

„Bei Elektroautos gibt es derzeit eine Wachstumsdelle, die teils auf den Boom zum Jahresende teils auch auf Lieferschwierigkeiten zurückzuführen ist“, so der EY-Partner Fuß. Er rechne aber damit, dass das Elektro-Segment in den kommenden Monaten wieder deutlich stärker wachsen werde: „Der Absatz von Elektroautos und Plug-in-Hybriden wird spätestens ab Mitte des Jahres noch mal deutlich an Fahrt gewinnen. Dafür werden auch die neuen Modelle sorgen, die für den weiteren Jahresverlauf angekündigt sind und die das Kundeninteresse nochmals anfachen werden.“

Benziner und Diesel weiter im Abwind

Verbrenner stünden gleichzeitig weiter massiv unter Druck: Während Elektroautos und Plug-in-Hybride zusammen in den fünf führenden Märkten um 85 Prozent (gegenüber Februar 2020) zulegten, hätten Benziner und dieselgetriebene Autos Rückgänge um 39 beziehungsweise 41 Prozent verzeichnet. Der kombinierte Marktanteil traditioneller Verbrenner sei von knapp 83 auf 64 Prozent geschrumpft.

Insgesamt zeigt sich die Beratungsgesellschaft eher pessimistisch. Fuß rechnet damit, dass weder in der EU noch in Deutschland beim Neuwagenabsatz das Vorkrisenniveau erreicht werde, so Fuß: „Selbst im günstigsten Szenario wird der Neuwagenabsatz nicht das Niveau des Jahres 2019 erreichen.“