Der Automatisierungsspezialist Pilz aus Ostfildern-Nellingen stellt nur noch vorsichtig ein, stoppt Bauvorhaben – und setzt auf Bahnprojekte. Technologisch sieht sich das Unternehmen gut gerüstet.

Ostfildern - Wir sehen es biblisch. Es kann nicht nur aufwärts gehen“, sagt Susanne Kunschert, geschäftsführende Gesellschafterin des Automatisierungsspezialisten Pilz in Ostfildern-Nellingen. Zehn gute Jahre habe Pilz erlebt, nun stünden schwierigere Zeiten an, fügt sie hinzu. Bereits seit September spürt das Familienunternehmen die mittlerweile deutliche Abschwächung – und hat reagiert. Es gebe zwar keinen Einstellungsstopp, aber der „Aufbau neuer Stellen stehe auf dem Prüfstand“, so Kunschert. Weltweit beschäftigt Pilz 2515 Mitarbeiter, gut 1100 davon sind am Firmensitz tätig. Im vergangenen Jahr ist die Zahl der Beschäftigten noch um sieben Prozent gestiegen. Auch wenn der Bedarf an neuen Mitarbeitern sinkt – und dies nicht nur bei Pilz –, ein Ende des Fachkräftemangels erwartet ihr Bruder Tomas Pilz, der in der Geschäftsführung für die Technik zuständig ist, trotzdem nicht.

 

Sparen will Pilz auch bei den Investitionen. So seien einige Baumaßnahmen, die auf Wachstum ausgelegt waren, gestoppt worden. Dazu gehöre etwa die geplante Aufstockung des Verwaltungsgebäudes am Firmensitz. Ein „großes Sparpotenzial“ sieht Thomas Pilz bei der Software: In etlichen Abteilungen seien Programme installiert, die ein „reines Statussymbol“ für die Mitarbeiter seien, aber nie genutzt würden, sagt er. „Und wir zahlen die Lizenzen“, so Thomas Pilz. Insgesamt kämen bei dem Unternehmen „ein paar Millionen“ an Einsparungen zusammen, rechnet Kunschert zusammen.

Sicherheitsprüfungen für die Bahnindustrie

Technologisch sieht sich das Unternehmen, das 20 Prozent des Umsatz in Forschung und Entwicklung steckt, gerüstet. Thomas Pilz verweist auf eine Vielzahl neuer Entwicklungen, wie etwa die Sicherheitslösungen für Roboter. „Die Autohersteller würden von einer Modelloffensive sprechen“, sagt Thomas Pilz. Als neuen Markt hat Pilz für sich den Bahnverkehr identifiziert. Denn bei Unternehmen im Schienenverkehr würden Sicherheitsprüfungen teilweise noch manuell durchgeführt, obwohl es technische Lösungen gebe, so Kunschert.

Als Beispiel nannte sie Bremsentests an Güterzügen; vor einer Fahrt müssten Mitarbeiter den Zug abgehen und jede einzelne Bremse manuell überprüfen. Pilz habe eine Lösung entwickelt, womit der Zustand der Bremsen per Mobilfunk an den Lokführer übermittelt wird. Damit könne die Vorbereitungszeit für Züge reduziert werden – Pünktlichkeit, Sicherheit und Verfügbarkeit könnten steigen, verspricht Kunschert. Bahnen in der Schweiz, in Österreich und in Italien würden bereits gemeinsam an der Entwicklung eines intelligenten Güterzuges arbeiten. Zurückhaltend äußerte sie sich über die Bedeutung, die dieser Bereich für Pilz bekommen könnte. Nur soviel: Das Bahn-Geschäft habe ein „großes Umsatzpotenzial“, weil die derzeit eingesetzte Technologie an ihre „Altersgrenze“ stoße. Aber: Einfach sei es für einen Neuling nicht, den Bahn-Markt zu betreten. Die Hürden, die das Eisenbahnbundesamt aufstelle, um Produkte zu zertifizieren, seien hoch.

Pilz spürt die Abschwächung in der Autoindustrie und im Maschinenbau

Für 2019 rechnet die Firmenchefin, nach Jahren kräftigen Wachstums, mit einer Stagnation des Umsatzes. Auch 2018 seien die Umsatzziele nicht ganz erreicht worden. Um zwei Prozent auf 345 Millionen Euro ist das Unternehmen gewachsen; ursprünglich waren sieben Prozent geplant. 73 Prozent des Umsatzes werden im Ausland erzielt. Die Abschwächung in der Autoindustrie und im Maschinenbau seien deutlich spürbar. Gleich drei größere Kunden hätten die Aufträge storniert, Namen nannte die Firmenchefin nicht.