Auf der Automesse in Detroit dominieren die Spritschlucker – doch auch die US-Autobauer müssen umdenken, meint Harry Pretzlaff.

Stuttgart - Auf den großen Automessen dieser Welt zeigt die PS-Branche üblicherweise, wie sie sich die Fahrt in die Zukunft vorstellt und wohin sich die Technik weiterentwickeln wird. Die Automesse in Detroit erinnert in diesem Jahr jedoch stark an eine Fahrt in die Vergangenheit. Auch wenn der zweigrößte US-Autobauer Ford überraschend angekündigt hat, viel mehr Geld als bisher geplant in die Elektromobilität stecken zu wollen – im Mittelpunkt stehen in den Messehallen am Detroit River auch dieses Mal spritdurstige Geländewagen und Pickups. Dazu passt, dass Daimler die jüngste Generation des Methusalems G-Klasse ins Rampenlicht stellt, der bereits seit fast 40 Jahren produziert wird.

 

Der US-Markt ist gesättigt

Die vielen neuen Spritschlucker dürften dem US-Präsidenten Donald Trump gefallen, der ja abstreitet, dass es überhaupt einen Klimawandel gibt. Und auch vielen Autokäufern ist die Zukunft des Planeten offenbar gleichgültig. Weil das Tanken sehr billig ist, sind die schweren Wagen gefragt. Während der gesamte Autoabsatz auf dem US-Markt im vergangenen Jahr gesunken ist, haben die Geländewagen und die Pickups zugelegt. Dies kann jedoch nicht das Rezept für eine erfolgreiche Fahrt in die Zukunft sein. Ford scheint das kapiert zu haben. Die schwere Krise der US-Autoriesen, die noch nicht lange zurückliegt, war auch darauf zurückzuführen, dass sie viel zu stark auf den Binnenmarkt orientiert waren. Doch dieser Markt ist gesättigt. Dies zeigen auch die dürftigen Perspektiven für das laufende Jahr.

China wird zum Schrittmacher der Elektromobilität

Die Musik spielt heute in China. Die Volksrepublik hat die USA als größten Markt der Welt abgelöst – und die Wachstumsperspektiven sind weiter gut. China wird in den kommenden Jahren zudem mit vorgeschriebenen Absatzquoten für alternative Antriebe zum globalen Schrittmacher beim Übergang vom Verbrennungsmotor zur Elektromobilität. Die deutschen Hersteller entwickeln deshalb mit Hochdruck eine ganze Flotte von Stromern. Damit wollen sie sich auch für immer schärfere Schadstoffgrenzwerte in Europa wappnen. Die US-Autobauer müssen diesem Beispiel folgen – sonst droht ihnen die Fahrt ins Museum.