Bosch wird nach einem rasanten Start ins Jahr 2011 weniger wachsen. Trotzdem will der Konzern10.000 neue Mitarbeiter einstellen.

Stuttgart - Der weltgrößte Autozulieferer Bosch schaltet nach einem rasanten Start ins Jahr in seinem Stammgeschäft einen Gang herunter. „Das erste Quartal ist mit einem Umsatzplus von 15 Prozent sehr gut gelaufen. Im zweiten Quartal waren wir eher an den zehn Prozent dran“, sagte der Chef der Automobilsparte, Bernd Bohr. Das Wachstumspotenzial aufstrebender Märkte wie China und Indien sei in diesem Jahr deutlich geringer als noch im Vorjahr.

 

Trotzdem sieht er die wichtigste Sparte des Bosch-Konzerns auf Kurs. „Im Moment gehen wir noch immer von einem Wachstumsszenario aus, also dass wir auch im dritten und vierten Quartal über dem Vorjahr liegen werden“, sagte Bohr. „Wir wollen im Automobilbereich in diesem Jahr um zehn Prozent wachsen und einen Umsatz von über 30 Milliarden Euro erreichen.“ Das Vorsteuerergebnis solle bei 2,1 bis 2,4 Milliarden Euro liegen. Die Zahl der Mitarbeiter werde voraussichtlich um 10.000 auf rund 177.000 steigen.

Hohe Inflation

„Indien ist zum Beispiel belastet durch eine hohe Inflation und damit gegensteuernden Maßnahmen der Zentralbank, die die Zinsen schrittweise hochgezogen hat“, erklärte der Manager. „Da Autos dort in der Regel auf Kredit gekauft werden, hat das direkte Auswirkungen.“ Grundsätzlich geht er aber weiter von einer positiven Entwicklung aus: „Die Mittel- und Langfristperspektiven für Märkte wie China und Indien sind weiterhin voll gegeben.“ Zuletzt erzielte die Bosch-Kraftfahrzeugtechnik 28 Prozent des Umsatzes in der Region Asien/Pazifik. „Das läuft sicher in den nächsten Jahren auf ein Drittel der Erlöse hinaus“, sagte Bohr.

Von den 26.000 Entwicklern im Automobilbereich arbeitet ein Drittel in Asien. „Man meint immer, wir transferieren in die aufstrebenden Märkte Technologie. Das ist natürlich teilweise richtig, aber wir lernen auch von diesen Märkten viel, weil wir für ganz andere Fahrzeugkategorien Komponenten entwickeln“, sagte Bohr. „Lerneffekte von dort sind zum Beispiel, wie man eine Benzineinspritzung für kleine Fahrzeuge deutlich günstiger macht als der heutige europäische Standard.“

"Ganz viel rechnergestützte Intelligenz“

„Unser Wachstum ist im Moment stark getrieben durch neue Techniken wie Benzindirekteinspritzung, Start-Stopp-Technologie und das Elektronische Stabilitätsprogramm“, sagte Bohr. „Wir kommen immer mehr dahin, dass man einfache Fahrsituationen automatisieren wird. Etwa das Staufolgefahren im niedrigen Geschwindigkeitsbereich, mit dem man hinter dem vorderen Auto hinterher rollt. Auch das Fahren auf der Autobahn in einer Spur hinter einem Fahrzeug her könnte man schon heute problemlos automatisieren.“

Alles was dafür gebraucht werde, sei heute schon an Bord. „Das heißt: Ich brauche nur noch ein bisschen Sensorik und ganz viel rechnergestützte Intelligenz“, sagte Bohr. „Die Wachstumsraten bei der Sensorik liegen im hohen zweistelligen Prozentbereich - Jahr für Jahr. Da kommt schon etwas zusammen.“