Volkswagen und Bosch wollen auf dem Weg zum autonomen Fahren gemeinsam schneller vorankommen. Im Rahmen der Kooperation sollen mehr als 1000 Fachleute aus beiden Unternehmen zusammenarbeiten.

Stuttgart - Der Autoriese Volkswagen und der Zulieferer Bosch wollen künftig bei der Entwicklung von Roboterautos zusammenarbeiten. Dazu haben Bosch und Cariad, die Softwaretochter von VW, eine umfassende Kooperation vereinbart, wie beide Unternehmen am Dienstag mitteilten. Hand in Hand wollen der Autobauer und der Zulieferer eine schnellere Verfügbarkeit von automatisierten Fahrfunktionen erreichen. Ziel sei, das teil- und hochautomatisierte Fahren massentauglich und für jedermann verfügbar zu machen, so die Unternehmen.

 

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Bei dieser Partnerschaft sollen den Angaben zufolge in der Spitze deutlich mehr als 1000 Fachleute aus beiden Unternehmen zusammenarbeiten, vor allem in Ingolstadt und Stuttgart. Das erste Ergebnis der Zusammenarbeit soll 2023 präsentiert werden. VW darf die jeweiligen Gemeinschaftsentwicklungen zunächst exklusiv als einziger Autobauer nutzen, später darf Bosch sie jedoch auch an Wettbewerber verkaufen.

Das Auto hält automatisch die Spur, bremst und beschleunigt

Der Weg zum autonomen Fahren ist in der Fachwelt in fünf Stufen eingeteilt. Die beiden Partner wollen für die zahlreichen Marken des VW-Konzerns zunächst das teilautomatisierte Fahren (Level 2) in der Stadt, auf der Landstraße und auf der Autobahn voranbringen – dass also die Autos manche Aufgaben zeitweilig selbst ausführen können, ohne Eingriff eines Menschen. Zum Beispiel ist ein Level-2-Wagen in der Lage, auf der Autobahn gleichzeitig die Spur zu halten, zu bremsen und zu beschleunigen. Der Fahrer muss jedoch aufpassen und trägt ständig die Verantwortung.

Bei Level 3 kann sich der Fahrer mit anderen Dingen beschäftigen

Zudem wollen Bosch und VW einen elektronischen Chauffeur entwickeln, der Level 3 auf der Autobahn bewältigt. Der Fahrer darf sich dann mit anderen Dingen beschäftigen, kann in seinem Infotainmentsystem Filme schauen, E-Mails schreiben oder eine Pizza bestellen. Das Fahrzeug kann bei diesem hochautomatisierten Fahren eigenständig Überhol- und Ausweichmanöver einleiten, Gas geben und bremsen. Der Fahrer muss jedoch in der Lage sein, die Führung des Autos schnell wieder zu übernehmen, wenn der elektronische Chauffeur überfordert ist und ein entsprechendes Signal gibt. Die Technik stößt schnell an ihre Grenzen, wenn das Auto in einen Tunnel oder in eine Baustelle fährt. Der Mensch ist auch immer noch überlegen, wenn es schneit oder regnet. Etwas vage heißt es in der Vereinbarung, dass beide Partner auch die gemeinsame Entwicklung eines Autopiloten der Stufe 4 prüfen wollen.

Mercedes-Benz ist mit der S-Klasse Pionier bei Level 3

Mercedes-Benz hat bisher als einziger Autohersteller eine Genehmigung zum Verkauf von Autos mit Fahrassistenten der Stufe Level 3 erhalten. Die Stuttgarter nennen ihren elektronischen Helfer Drive Pilot. Seit Kurzem kann er für die S-Klasse von Mercedes-Benz sowie die elektrische Luxuslimousine Mercedes-Benz EQS bestellt werden. Der Drive Pilot ist vor allem für Staus und sehr dichten Verkehr gedacht, wenn man immer wieder anhalten und anfahren muss. Die Geschwindigkeit ist auf 60 Kilometer pro Stunde begrenzt. Der elektronische Pilot darf auch nur auf der Autobahn eingesetzt werden.

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Audi hatte für die Einführung von Level 3 schon vor Mercedes für die Luxuslimousine A8 angekündigt. Der neue A8 sei „das erste Serienmodell der Welt, das speziell auf hochautomatisiertes Fahren ausgelegt ist“, rühmte der damalige Vorstandschef Rupert Stadler bei der Premiere 2017. Die Technik durfte jedoch nicht verkauft werden, weil die rechtliche Grundlage fehlte. Als eine entsprechende juristische Regelung geschaffen wurde, verzichtete Audi auf eine Genehmigung für die aktuelle Modellgeneration. Die VW-Tochter begründete dies unter anderem mit der zu geringen Restlaufzeit der aktuellen Modellgeneration. Im Dezember hat Audi den A8 mit einem Facelift aufgefrischt.

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