Ob lang oder kurz, natürlich oder gefärbt. „Haare machen Leute“, ist eine Erkenntnis, die Tobias Köngeter in den vergangenen vier Jahren gemacht hat. Der Mediengestalter aus Bad Cannstatt hat sich in dieser Zeit mit 100 Frauen aus der ganzen Welt über ihren Haarschmuck unterhalten.
Bad Cannstatt - Lang oder kurz, natürlich oder gefärbt, glatt oder gewellt, in Dreadlocks verwandelt oder gar nicht vorhanden. „Haare machen Leute“, ist eine Erkenntnis, die Tobias Köngeter in den vergangenen vier Jahren gemacht hat. Der Mediengestalter aus Bad Cannstatt hat sich in dieser Zeit mit 100 Frauen aus der ganzen Welt über ihren Haarschmuck unterhalten. Unter anderem wollte er wissen, welche verschiedenen Auffassungen von Haarschmuck die Frauen haben, wie unterschiedlich dieselbe Person mit unterschiedlichen Frisuren aussieht, ob die Haarlänge beeinflusst, wie das Umfeld eine Frau wahrnimmt und ob eine Frisur zum Beispiel den Beruf beeinflussen kann. Gespräche, Fotos und sogar Videos von Frisurveränderungen, die mittels eines QR-Codes abgerufen werden können, sind die Bestandteile eines Buches, das im April fertig sein soll.
Gemeinsam sei fast allen Frauen, die eine außergewöhnliche Frisur tragen, dass sie sich selbst als anders wahrnehmen und dies auch nach außen zeigen wollen. „Die Haare sind dafür das deutlichste Zeichen und können sowohl für eine politische Gesinnung stehen als auch für eine Veränderung im Leben.“
Nicht jeder kann sich bewusst für eine Frisur entscheiden
Interessant sei, dass sich viele Frauen, die sich von langen Haaren verabschiedeten, keinesfalls weniger weiblich fühlten – im Gegenteil: „Für viele ist es befreiend, sich von dem Versteck der Haare zu lösen“, sagt Köngeter. Manch ein Klischee habe er aber auch im Lauf seiner Recherchen nicht widerlegen können: „Es gibt tatsächlich viele lesbische Frauen, die die Haare kurz tragen.“ Dafür habe er eine Frau getroffen, die in einem männlichen Körper zur Welt kam und ihre langen Haare als etwas vom Schönsten überhaupt erlebe.
Nicht jeder Frau sei es übrigens vergönnt, sich bewusst für eine Frisur zu entscheiden. „Es gibt zum Beispiel Krankheiten, die Haarausfall verursachen“, sagt Köngeter. Er hat in den vergangenen Jahren unter anderem eine Frau getroffen, die aus diesem Schicksal eine Berufung gemacht hat und heute als Modell für Perücken arbeitet sowie eine andere Dame, die bewusst zu ihrer Glatze steht.
Haare sind auch der Schmuck der Männer
Außerdem hat sich Köngeter für sein Buch mit einer Zweithaarspezialistin unterhalten. Diese habe nicht nur einmal selbst eine Glatze rasiert, um den Tragekomfort der Perücken selbst zu überprüfen, sondern auch eine wichtige These widerlegt: „Haare sind nicht nur der Schmuck der Frauen, sondern auch der Männer.“ Viele Männer litten sehr unter dem Verlust ihres Haares und kämen gelegentlich schlechter damit zurecht, als Frauen, die wegen einer Krankheit mit dem Problem konfrontiert würden.
Nicht zuletzt könnten Haare – ganz egal, ob es sich um die natürlich Pracht oder eine Perücke handele – der Trägerin viel Aufmerksamkeit verschaffen. „Die ehemalige Deutschland sucht den Superstar Teilnehmerin Jaqueline Bloem hat die verschiedenen Rosatöne ihrer Haare zu ihrem Markenzeichen gemacht“, nennt Köngeter ein Beispiel.