Der Stuttgarter Autor Frank O. Rudkoffsky stellt im Litquartier seinen Debütroman vor: Eine finstere Familiengeschichte vor thailändischer Tropenkulisse.

Aus den Stadtteilen: Kathrin Wesely (kay)

S-West - Quietschvergnügt und frisch verliebt bricht das Paar in seinen Thailandurlaub auf. Doch der junge Mann hat eine dunkle Vergangenheit im Gepäck, die unter der Sonne wie ein ranziges Stück Butter zergeht und alles mit morbidem Odeur überzieht. Die Geschichte, die Frank O. Rudkoffsky in seinem Debütroman „Dezember Fieber“ erzählt, ist eine traurige mit vagem Happy-End, berichtet Caroline Grafe vom Litquartier: Der Held erlebt im Tropenparadies ein Flashback in seine Tübinger Kindheit, eine Zeit des eisernen Schweigens, der Depressionen und vorweggenommenen Sterbens. Der Leser wird Zeuge, wie die Beziehung des Paares zerschellt, weil der junge Mann die finstere Familientradition in seiner Beziehung fortsetzt.

 

Korsett abgestreift

„Das Buch ist richtig starker Tobak“, urteilt Caroline Grafe, die beruflich in der Lizenzabteilung von Klett arbeitet und privat den Literatursalon Litquartier betreibt. Einsprengsel wie Tagebucheinträge und Schriftverkehre würden der Geschichte ein authentische Anmutung verleihen. Der Autor hatte Grafe sein Manuskript auf gut Glück zugeschickt. Nach der Lektüre war sie davon so überzeugt, dass sie ihn zur Lesung einlud.

Grafe setzt üblicherweise nicht auf Lokalautoren: Ein Buch muss gut sein, woher sein Autor stammt, ist ihr egal. „Dieses mal hat es sich halt ergeben. Aber dass ein Autor aus Stuttgart kommen muss – in dieses Korsett wollte ich mich nicht zwängen.“ Dennoch war es möglicherweise gerade dieser Umstand, der dazu führte, dass eine Lesung des Litquartiers öffentlich gefördert wurde. Der Bezirksbeirat West hat jüngst beschlossen, die Lesung des Autors aus dem Stuttgarter Westen mit 150 Euro zu unterstützen. Das decke exakt die Raummiete für den Abend im Westquartier ab, freut sich Caroline Grafe.

Der Salon lebt

Mit einem früheren Antrag auf Förderung war sie im Bezirksbeirat gescheitert. Eines der Argumente war, dass man keine Veranstaltung unterstützen wolle, bei der Eintritt verlangt werde. Grafe verzichtet am Freitagabend auf den Eintritt und stellt stattdessen ein Spendenkässchen auf. Allerdings tritt sie vehement dem Verdacht entgegen, dass sie sich ansonsten mit ihren Veranstaltungen eine goldene Nase verdient hätte: „Bislang habe ich bis auf einmal immer draufgelegt.“

Auf den Nachbarn und Autoren Rudkoffsky freut sich Grafe. Er habe eine offene und einfühlsame Art, daher ist sie überzeugt, dass er leicht mit den Zuhörern ins Gespräch findet. Denn Grafe will, dass ihr Literatursalon lebt, dass hier geschäkert, gescholten, salbadert und hart diskutiert wird. Einer wie Frank O. Rudkoffsky kommt ihr da gerade recht, „der passt gut ins Konzept“. Der Autor selbst, sagt Grafe, „freut sich auch schon aufs Heimspiel“.