In ihrem ersten Buch „Nordseenacht“ schildert Hannah Häffner aus Rommelshausen, wie ein verhängnisvolles Ereignis das Leben vieler Menschen verändert – und arbeitet schon an der nächsten Veröffentlichung.

Kernen - In ihrem Erstberuf als freie Texterin in der Werbebranche gilt für Hannah Häffner die Devise: „weniger ist mehr“. Kurz und knackig müssen sie sein, die Texte, denn Zeit ist knapp in einem Werbespot von 20 Sekunden Länge. Umso mehr hat es die 35-jährige Autorin genossen, dass ihr erster Kriminalroman deutlich länger ausfallen durfte. Auf knapp 400 Seiten entwickelt Hannah Häffner in „Nordseenacht“ eine Geschichte, die vom plötzlichen Verschwinden eines kleinen Mädchens aus einem Ferienlager an der Nordsee handelt – und vom ebenso unvermuteten Auftauchen einer bewusstlosen Frau am selben Ort, aber 25 Jahre später.

 

„Ich habe schon immer gerne Geschichten aufgeschrieben, hatte aber nie ernsthaft damit gerechnet, dass ich mal ein Buch veröffentlichen würde, auch wenn es insgeheim ein Traum war“, sagt Hannah Häffner, die in Heidelberg geboren ist und nach Stationen in Stuttgart, Düsseldorf und Hamburg letzten Endes wieder im Süden Deutschlands, in Rommelshausen, gelandet ist.

Viel zu schade nur für die Schublade

Ihre Geschichten hat sie viele Jahre ausschließlich für die Schublade verfasst. Auch ihr Buch ist das Ergebnis jahrelangen Nebenher-Schreibens – in der Mittagspause, am Wochenende oder im Urlaub. „Irgendwann war das Manuskript dann aber so weit gediehen, dass es keinen Grund mehr gab, es nicht zu versuchen“, erzählt Hannah Häffner. Sie suchte also einen Agenten, wurde rasch fündig – und kann es manchmal selbst noch nicht ganz glauben, dass das, was sie in ihren Rechner getippt hat, nun in gedruckter Form auf so manchem Nachttisch liegt.

Apropos Nachttisch: das ein oder andere Kapitel in Hannah Häffners Buch ist quasi im Bett entstanden. „Ich schreibe viel im Kopf, auch abends vor dem Einschlafen“, erzählt die Autorin, die selbst besonders gerne Bücher von Donna Tartt und Jeanette Walls liest. An letzterer gefalle ihr „die wunderbare Sprache“, sagt Hannah Häffner. Das Schreiben selbst geht bei der 35-Jährigen meist recht flott – derzeit hat sie eine reiche Auswahl von rund 20 Plots im Kopf, aus denen Bücher werden könnten. Doch sind die Worte erst niedergeschrieben, dann feilt sie viel und lange an den Texten. „Es fällt mir schwer zu sagen: Ich lass das jetzt so.“ „Nordseenacht“ sei erst nach und nach zu einem Kriminalroman geworden, erzählt Hannah Häffner. Auf dem Buchcover des Goldmann-Verlags steht jedoch „Roman“ und Hannah Häffner verwendet in „Nordseenacht“ viele Seiten auf die Schilderung und Entwicklung ihrer Charaktere und deren Innenleben – bis sie fast wie gute Bekannte erscheinen.

Menschen mit Macken und Kanten

„Meine Protagonisten sind nicht alle sympathische Tausendsassas und Lichtgestalten, sondern Menschen mit Macken und Kanten“, sagt Hannah Häffner. Und bisweilen entwickelten sie gar ihren eigenen Kopf und ein Eigenleben: „Manchmal scheren die Figuren aus und übernehmen die Regie. Deshalb musste ich im Buch so manches anders machen, als ich es ursprünglich geplant hatte.“

Es gebe schon Menschen, denen ihr Roman zu traurig sei, sagt Hannah Häffner – „aber so ist das Leben“. Und eine von tausend Entscheidungen, die jeder Tag für Tag trifft, könne nun mal alles auf den Kopf stellen. Was das mit einem Menschen macht, dieser Frage wollte sie in „Nordseenacht“ auf den Grund gehen.

Der nächste Krimi ist übrigens schon im Werden. Nein, ein Wiedersehen mit dem Kriminalpolizisten Ulrich Wedeland oder anderen Protagonisten wird es laut Hannah Häffner dabei nicht geben: es macht ihr einfach zu viel Spaß, sich neue Charaktere auszudenken – „sie zu erschaffen“, sagt sie, „wie ein Gott in seiner eigenen kleinen Welt.“

Hier liest Hannah Häffner live

Wer Hannah Häffner live erleben möchte, hat am 20. November Gelegenheit dazu. Dann findet von 19 Uhr an in der Vinothek der Firma Kern in Rommelshausen eine Lesung statt.

Das Buch „Nordseenacht“ ist im Goldmann-Verlag erschienen und kostet 15 Euro, ISBN-Nr. 978-3-442-20581-3.