Schuhe anlassen oder ausziehen bei der Hausparty? Unsere Autor:innen sind sich nicht einig. Wir schicken sie ins Battle.

Stadtkind: Petra Xayaphoum (px)

These boots are made for walking – zumindest bis zur Wohnungstür! Denn dort hört der Spaß für die meisten Menschen auf und es heißt: Schuhe aus! Doch wie sieht es bei Partys in den eigenen vier Wänden aus? Ist Feiern auf Socken völlig okay oder doch einfach nur übertrieben? Wir schicken unsere Stadtkind-Autor:innen Petra Xayaphoum und Joachim Baier ins Battle. Let’s go!

 

Bei Joachim Baier werden die Schuhe ausgezogen

Egal, ob ich Gastgeber bin oder selbst bei Freund:innen daheim eingeladen: Immer wieder gibt es nach der Begrüßung an der Wohnungstür diesen einen Moment, der für viele offensichtlich eine absolute Stresssituation darstellt und wegweisend für den Erfolg oder Misserfolg der nächsten Stunden ist: Schuhe an oder aus? Für mich ist die Frage im Bruchteil einer Sekunde beantwortet, denn sobald ich eine Wohnung – sowohl meine eigene als auch eine fremde – für einen längeren Aufenthalt, also alles über „ich hab was vergessen und muss nochmal kurz rein“, betrete, streife ich mir die Sneaker von den Füßen. Und im Winter die Winterstiefel, was bekanntlich etwas aufwendiger ist. Aber so viel Zeit muss sein!

Deshalb ist es für mich selbstverständlich, dass jede:r auf einer Homeparty die Schuhe auszieht, bevor er oder sie sich ins Getümmel stürzt. Doch auch ich beobachte immer wieder, dass genau das für so einige Menschen ein riesiges Problem, nein, ein Affront, ist: Schuhe ausziehen? Wie peinlich! Und so hat meine Schuh-Policy bei so manchen meiner Party-Gäst:inen schon für ein genervtes Augenrollen gesorgt. Ein bisschen so als hätte ich die Person gezwungen, Kartoffelsalat mit Mayonnaise zu essen. Aber keine Diskussion: Dass man bei jemandem daheim die Schuhe auszieht, gehört für mich aber einfach zum guten schwäbischen Ton.

Warum? Vor allem, weil ich weiß, wie die Straßen (Kehrwoche hin oder her), die U-Bahnstationen oder die Clubtoiletten, auf denen wir mit unseren Schuhen im wahrsten Sinne rumstiefeln, aussehen. Mit diesem Wissen dann durch eine fremde oder auch meine eigene Wohnung zu latschen und den Dreck von draußen in Küche, Wohnzimmer oder Bad zu verteilen, löst bei mir ein ziemlich unangehmenes Gefühl aus. 

Darum finde ich es gar nicht schlimm, wenn ich auch in fremden Wohnungen gebeten werde, meine Schuhe doch bitte auszuziehen. Party auf Socken, für mich völlig okay. Und die Schuhinseln am Eingang –  die oft zeigen, wie individuell der Style der Stuttgarter:innen ist (ich sag nur: weiße Sneaker) – machen deutlich, dass das Prinzip „Schuhe aus“ nicht nur bei mir gilt. Ist ja nicht so, dass wir alle die löchrigsten oder dreckigsten Socken tragen, für die wir uns schämen müssten und die bloß niemand sehen darf. Und die Chance, dass mir jemand auf einer Party daheim die ausgezogenen Schuhe klaut, liegt meiner Erfahrung nach bisher bei null. Also: Bei echten Schwäb:innen werden die Schuhe daheim ausgezogenen! Das isch halt so!

Petra Xayaphoum behält die Schuhe an

Ich war vor Kurzem auf einer WG-Party zu Gast, bei der ich gebeten wurde, die Schuhe auszuziehen. Was ich gemacht habe? Den ganzen Abend mit Schuhen an den Füßen auf dem Raucherbalkon verbracht, mir doch egal. Bevor ich auf einer WG-Party, bei der sich Erdnussflips in Colaweizenpfützen auf dem Linoleum-Küchenboden festtreten, die Schuhe ausziehe, friert die Hölle zu. Geht’s noch? Die Gastgeber:innen wollen keinen Dreck von den Stuttgarter Straßen in ihrer Wohnung haben, aber ich soll auf meinen schönen Socken den Dreck einer wochenlang nicht geputzten WG plus Partynacht erst mit in den Schuh (igitt!) und dann mit nach Hause nehmen? Wer ist hier eigentlich wem gegenüber unhöflich?!

Die Schuhe bei einer Hausparty anzubehalten hat auch noch zwei weitere gute Gründe: Erstens, gehören die zum Outfit. Da hat sich jemand lange Gedanken gemacht, welches Paar zu welchem Pullover zu welcher Hose zu welcher Socke zu welchem Hut passt. Das sollte meiner Meinung nach auch in vollem Umfang von allen Anwesenden wahrgenommen und gewertschätzt werden können. Zweitens: Es ist einfach saukalt ohne Schuhe an den Füßen. Vor allem bei Hauspartys, bei denen ständig die Haustür auf und zu geht und obendrauf die Tür zum Raucherbalkon sowieso immer offensteht.

Die Kein-Straßendreck-in-meiner-Bude-Fraktion kann mir auch nicht weißmachen, dass sie den Boden nach einer Hausparty nicht ohnehin viermal wischen muss, Straßenschuhe hin oder her. Mit einem ordentlichen Schuhabtreter kann man sich immerhin das Gröbste vom Hals halten. Es isst doch auf einer Hausparty hoffentlich niemand was vom Boden (die Fünf-Sekunden-Regel hat Grenzen!)?

Versöhnlicher Vorschlag: Wer seine Gäste nötigt, die Schuhe auszuziehen, möge coole Hausschuhe für sie bereit halten (und zwar bitte nicht die schrecklichen Latschen vom Typ "Hotelschlappe"). Ich habe zuhause Adiletten in allen Größen (na klar).