Ein Ehepaar aus Stuttgart ist in der italienischen Stadt Genua ertrunken. Sein Auto war von einer Fähre ins Hafenbecken gerutscht.

Genua/Stuttgart - Bei einem tragischen Fährunfall ist am Sonntag ein junges Paar aus Stuttgart ums Leben gekommen. Der 29-jährige Mann und die 28-jährige Frau hatten ihren Urlaub auf Sardinien verbracht und waren am Samstagabend um 22 Uhr von Porto Torres zur Heimfahrt angetreten. Es war windig. Doch nach fast elf Stunden Überfahrt legte das mit seinen 32 Jahren recht alte Schiff, die Moby Otta, am Sonntagmorgen gegen 9 Uhr sicher am Hafen von Genua an. Dort kam es dann zu dem folgenschweren Unfall.

Die Brücke wurde heruntergelassen, die ersten Autos verließen die Fähre. Als die jungen Stuttgarter über die Rampe fuhren, machte die Fähre nach Zeugenaussagen plötzlich einen kleinen Satz nach vorne, die Rampe senkte sich ab und verlor die Verbindung zur Mole. Einem Autofahrer gelang es noch, zurückzurollen. Doch der Leihwagen des jungen Paares, den sie zwei Wochen zuvor eigens für den Sardinienurlaub in Stuttgart angemietet hatten, stürzte zwischen Fähre und Kaimauer. Sofort wurde Alarm ausgelöst, die übrigen Autos auf der Fähre wurden gesichert. Kein Wagen durfte das Schiff zunächst verlassen. Feuerwehr, Hafenpolizei, Taucher und Rettungskräfte waren sofort im Einsatz.

Das Schiff bewegte sich plötzlich


Wie ein Zeuge italienischen Medien gegenüber berichtete, habe sich das Schiff plötzlich bewegt. Das Auto der jungen Urlauber habe zwischen Kaimauer und Schiffstor gehangen. Hafenarbeiter hätten noch geschrien, anzuhalten. "Aber da war es bereits zu spät, das Auto war ins Meer gestürzt."

Der 29-Jährige, der sich aus dem Auto hatte befreien können, wurde wenige Minuten nach dem Unglück im Hafenbecken entdeckt und geborgen. Doch noch im Schlauchboot der Feuerwehr erlitt er einen Herzstillstand. Sämtliche Wiederbelebungsmaßnahmen scheiterten. Wie der italienische Fernsehsender Rai später berichtete, fand man die Frau erst am Nachmittag, rund 20 Meter von der Stelle entfernt, an der das Auto ins Hafenbecken gefallen war. Wie erste Ermittlungen ergaben, soll das Auto von der Schiffsschraube getroffen und gegen die Kaimauer geschleudert worden sein. Die junge Frau hatte - im Sicherheitsgurt verfangen - das Auto nicht verlassen können. Der Wagen wurde am Nachmittag aus dem Hafenbecken gehoben.

Wahrscheinlich menschliches Versagen


Die Stuttgarter hatten ihren Sardinienurlaub in Alghero und in der Gallura verbracht. Ihr Fährticket hatten sie online gebucht. Sowohl das Ticket als auch eine Hotelquittung wurden in einem Rucksack im Hafenbecken gefunden. Nur so konnten die Identitäten der beiden festgestellt werden. Im Laufe des Sonntags gelang es so, die Reise der beiden Stuttgarter zu rekonstruieren. Auch wurde immer klarer, dass es sich bei dem Unfall wahrscheinlich eher um menschliches denn um technisches Versagen handelt. Vermutlich hatte die Fähre für wenige Sekunden den Vorwärtsgang eingelegt - und hatte sich so rund zehn Meter von der Kaimauer entfernt.

Beide Opfer werden derzeit in Italien obduziert. Die Fahrtenschreiber der Fähre werden ebenso ausgewertet wie die von der Videoüberwachung zum Unglückszeitpunkt gemachten Bilder. Die Staatsanwaltschaft ist eingeschaltet. Wie am Montag bekannt wurde, ermittelt sie nun wegen fahrlässiger Tötung gegen unbekannt.