Der Autozulieferer ZF fordert von den Mitarbeitern einen Beitrag, um die Kosten am Standort Friedrichshafen zu senken. Ein entsprechendes Papier am Schwarzen Brett sorgt für Wirbel in der Belegschaft.

Wirtschaft: Imelda Flaig (imf)

Friedrichshafen - Reduzierung von Zusatz- und übertariflichen Leistungen, flexiblere Schicht- und Arbeitszeitmodelle, eine Überprüfung von Gehaltseingruppierungen – mit einem ganzen Strauß von Vorschlägen will der Autozulieferer ZF den Standort Friedrichshafen wettbewerbsfähiger machen. Ein entsprechendes Papier der Standortleitung, das am Schwarzen Brett aushängt, im Intranet verbreitet wurde und unserer Zeitung vorliegt, sorgt für mächtigen Wirbel in der Belegschaft. „Mit den am Standort Friedrichshafen bestehenden Kostenstrukturen wird es immer schwieriger, neue Kundenaufträge zu gewinnen“, heißt es in dem Papier. Das gelte auch für die Entwicklung. „Es besteht die Gefahr, dass sich der Standort Friedrichshafen im internationalen, aber auch im innerdeutschen Wettbewerb immer schlechter behaupten kann“, heißt es weiter.

 

ZF begründet dies unter anderem damit, dass ein Großkunde die Zahl der bislang bei ZF gekauften Nutzfahrzeug-Getriebe vom nächsten Jahr an „in beträchtlichem Maße reduzieren wird – mit nicht unerheblichen Folgen vor allem für die Produktion“.

Mehr als 100 Jobs könnten auf der Kippe stehen

Das Problem ist auch bei den ZF-Mitarbeitern bekannt, denn der Lkw-Hersteller MAN hatte schon vor längerer Zeit angekündigt, seine Getriebe ab 2017 schrittweise selbst zu bauen und nicht mehr bei ZF zu ordern. Gibt es keine Alternativprodukte, könnten am Standort Friedrichshafen – er ist auf die Produktion von Lkw-Getrieben und Entwicklung fokussiert – sogar mehrere hundert der insgesamt knapp 9000 Jobs auf der Kippe stehen. Deshalb laufen schon seit April erste Gespräche zwischen Management und Betriebsrat über eine mögliche Standort– und Beschäftigungssicherung. Den Aushang empfinden viele Mitarbeiter als Provokation.

Im Gegenzug will ZF Investitionszusagen unter anderem zum Aufbau neuer Geschäftsfelder, eine Qualifizierungsoffensive und eine Beschäftigungssicherung anbieten. Über erste Ergebnisse der Verhandlungen mit dem Betriebsrat soll auf einer Betriebsversammlung im Juli informiert werden, heißt es in dem Papier der Standortleitung weiter.