Stuttgart ist wieder mal mitten in einer Diskussion um Pop-Spielstätten. Am Dienstagabend tut sich beim Auftritt der österreichischen Band Avec derweil eine wunderbare Bühne auf, wo sonst Nachtschwärmer sitzen - mitten in der Stadt.

Digital Desk: Jan Georg Plavec (jgp)

Stuttgart - Die Meldung vom absehbaren Ende der Livelocations Keller Klub und Gaby's Gruft zumindest an ihren bisherigen Standorten hat am Montag die Konzertszene aufgewühlt. Wo, bitteschön, soll denn noch Popmusik gespielt werden? Die Frage ist durchaus berechtigt, zumindest für die Stuttgarter Innenstadt und das Konzept "Clubkonzert", also Auftritte bis 300, 400 Besucher. Mit dem Keller Klub verschwindet die dritte und letzte Location des einstigen Bermuda-Dreiecks zwischen Schocken, Zwölfzehn und Rotebühlplatz. Ja, es sind schwierige Zeiten für Menschen, die Örtlichkeiten wie die Porsche-Arena nicht nur bei Auftritten der Band Feine Sahne Fischfilet lieber meiden.

 

Vielleicht sollten diese Konzertgänger mal das Live-Programm im White Noise abchecken. In der Doppel-Location aus Club und Bar am Rathaus hat vergangenes Jahr das Release-Happening von Levin Goes Lightly stattgefunden; ansonsten war es dort konzertmäßig eher ruhig. Diesen Herbst wird die Bar zur Konzertlocation, und zwar mit der Reihe "New Band in Town". Dahinter steckt der Veranstalter Tobias Reisenhofer, der zuletzt vermehrt auf Events und Vereinsgründungen gesetzt hat. Für die laufende Konzertreihe holt er die Musiker aber mit seiner Agentur Do The Do in die Stadt. 

A Tale Of Golden Keys machte im Oktober den Anfang, es folgten Me + Marie sowie Blond - und am Dienstagabend die aus Österreich stammende und auf Englisch singende Band Avec. In Sachen Songwriting und Arrangement hat die Sängerin Miriam Hufnagl offenbar aufmerksam die Songs von Boy studiert. Ihr zweites Album "Heaven / Hell", dessen Songs im MIttelpunkt des aktuellen Tourprogramms stehen, balanciert wie die Musik des deutsch-schweizerischen Duos zwischen melancholisch-melodisch und rhythmisch bewegt, dazu gezupfte statt geschlagene Gitarren und die warme, dennoch kraftvolle Stimme. 

Super Location

Erfreulich ist an diesem Abend nicht nur, dass das überwiegend weibliche Publikum von dem so souveränen wie herzlichen Vortrag der österreichischen Band aus gutem Grund begeistert ist und dass auch die Band offensichtlich Spaß am Spielen hat. Tatsächlich ist auch die Bar des White Noise als Konzertlocation bestens geeignet. Das fängt beim transparenten Sound an und hört bei der Lichtshow, die gekonnt mit dem Sichtbeton spielt, nicht auf. Die Bühne steht da, wo sonst die als Sitz für die Barbesucher genutzten Treppenstufen sind. Daraus ergibt sich eine erstaunlich hohe Spielposition der Musiker - und die in der Stadt vermutlich einmalige Möglichkeit, sich beim Spielen auch mal auf einer der höheren Ebenen abzusetzen. Der Bassist nimmt die Möglichkeit am Dienstag gerne wahr. 

Sechzig, siebzig Besucher sind gekommen, platzmäßig ist da noch Luft. Schwer vorstellbar, dass in diesem Raum irgendwann ein donnerndes Gitarrenkonzert über die Bühne geht. Für Pop-Acts wie Avec ist das White Noise aber definitiv geeignet. In Tobias Reisenhofers Reihe ist diesen Herbst noch der Auftritt von Klan geplant (16.11.). 

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