Anna Lena Knörr ist die neue Leiterin des Begegnungs- und Servicezentrums Ostend der Awo. Wir haben sie getroffen.

S-Ost - Knapp 30 Jahre lang hat Ilona Gloning im Begegnungszentrum der Arbeiterwohlfahrt (Awo) an der Ostendstraße gearbeitet. Anfang des Jahres nahm die langjährige Leiterin des Zentrums ihren Hut, um das Leben abseits der Begegnungsstätte zu genießen. Anna Lena Knörr ist seit Februar die neue Leiterin des beliebten Treffs für ältere Menschen aus dem Stadtbezirk.

 

Für die Besucher ist die zierliche Frau mit den dunkelblonden Locken allerdings keine Unbekannte. Seit April 2015 ist Knörr bereits im Begegnungszentrum der Awo beschäftigt und freut sich jetzt auf die neuen Aufgaben. Mit ihren 28 Jahren ist Knörr nicht nur die jüngste Einrichtungsleiterin von allen Begegnungs- und Servicezentren der Awo, sondern leitet zudem die größte Stuttgarter Einrichtung. Das führt bei den Senioren, die sie noch nicht kennen, gelegentlich zu Verwechslungen. „Ich werde manchmal für die Praktikantin gehalten“, sagt Knörr, die gebürtig aus Lauffen am Neckar stammt.

Von der Stelle erfuhr sie zufällig

Den Grundstein für den gewählten Berufsweg legte einst ihre Großmutter. Als Anna Lena Knörr 16 Jahre alt war, erkrankte die Großmutter an Demenz. Anstatt sich über die immer stärker einsetzende Vergesslichkeit der geliebten Oma zu ärgern, setzte sich das Mädchen mit dem Krankheitsbild aktiv auseinander. In den Schulferien kümmerte sie sich um die demente Großmutter und half im Haushalt. Dass die Oma ihre Enkelin bald nicht mehr erkannte, störte sie nicht. „Ich wusste ja, warum. Wir hatten bis zu ihrem Tod ein sehr inniges Verhältnis“, berichtet Knörr. Nach dem Abitur entschied sie sich, in Heidelberg Gerontologie zu studieren und erforschte das Altern der Menschen aus medizinischer, soziologischer, psychologischer und kultureller Sicht. Ihren Abschluss machte die Studentin sowohl in Pflege- und Gesundheitsförderung als auch in Pflegewissenschaft. Es folgten zahlreiche Praktika im stationären als auch ambulanten Bereich.

Durch Zufall erfuhr sie von der Stelle im Begegnungszentrum. „Das Berufsfeld der offenen Altenhilfe hatte ich davor nie im Blick“, so Knörr. Die Arbeit sei durch das umfassende Angebot spannend. „Es wird hier nie langweilig“, sagt Anna Lena Knörr. Da die meisten Angebote und Kurse für die Besucher unverbindlich seien, wechsle die Besuchergruppe des Öfteren und man lerne immer wieder neue Menschen kennen.

Auf der Suche nach Ehrenamtlichen

Für die Besucher, die täglich kommen, sei man jedoch eine feste Konstante im oft tristen Alltag geworden, schildert die neue Einrichtungsleiterin. Dem Trend der zunehmenden Vereinsamung im Alter wolle man aktiv mit den Angeboten entgegenwirken. Die bisherige Konzeption, die ihre Vorgängerin aufgebaut hatte, möchte Anna Lena Knörr beibehalten. „Das, was Frau Gloning auf die Beine gestellt hat, finde ich sehr gut.“ Es gebe keinen Anlass, daran zu rütteln. Immerhin sei bei der Zielgruppe der Senioren eine gewisse Routine und Verlässlichkeit hilfreich. Trotzdem will Knörr die Arbeit mit offenen Augen angehen und sich auch nach den Wünschen und Bedarfen der Gäste richten.

Eine Herausforderung ist laut Knörr die Nachbarschaftshilfe. „Die Nachfrage ist enorm gestiegen“, schildert die Leiterin. Allerdings habe man für diese wichtige Arbeit nicht genügend Ehrenamtliche. „Wir sind dringend auf der Suche“, betont Knörr. Im Hinblick auf die Zukunft kann sich die Einrichtungsleiterin vorstellen, dass das Begegnungs- und Servicezentrum mehr pflegenahe Aufgaben wie beispielsweise Betreuungs- und Entlastungsleistungen übernehmen wird. Der ursprüngliche Charakter der Begegnungsstätte, in der man unkompliziert auf neue und bekannte Menschen aus dem Stadtteil treffen kann, gemeinsame Interessen teilt und neue kennen lernt, soll aber nicht verloren gehen. „Um dies zu fördern, werde ich mein Möglichstes tun“, sagt Knörr.

Angebote bei der Awo

Das Begegnungs- und Servicezentrum Ostend in der Ostendstraße 83 bietet regelmäßige als auch wechselnde Angebote und Veranstaltungen für Senioren im Stadtteil an. Wochentags gibt es täglich von 11.30 bis 13.30 Uhr einen Mittagstisch. Die Nachbarschaftshilfe und die Mobilen Dienste helfen bei der Haushaltsführung, Kehrwoche oder bei Fahr- und Begleitdiensten. Das Zentrum bietet unter anderem auch medizinische und pflegerische Leistungen an. Informationen findet man auf www.awo-stuttgart.de.