Bei der Marbacher Bewerbermesse Treffpunkt Ausbildung in der Mensa der Tobias-Mayer-Gesamtschule sind mehr als zwei Dutzend Firmen und Organisationen vertreten. Die Ausstellung hat regen Zulauf.
Mit rund 25 Unternehmen und Organisationen auf der Marbacher Azubi-Messe macht sich der Wandel auf dem Bewerbermarkt bemerkbar. Es scheint, als ob sich häufiger die Firmen bei den jungen Menschen bewerben – und nicht mehr die Bewerber bei den Firmen nachfragen. Der Mangel an Fachkräften und der demographische Wandel befeuert den Wettbewerb um die besten Nachwuchskräfte. Die Liste der Firmen und Organisationen reicht von A wie Agentur für Arbeit bis zu Z wie Zoll. Dazwischen werben mittelständische Firmen genauso wie Behörden. Und alle buhlen hier um die besten Berufseinsteiger.
Dabei gehen die Firmen immer kreativere Wege, wenn sie zukünftige Fachkräfte suchen. „Freitags frei“ wirbt etwa das Bauunternehmen Lukas Gläser aus Aspach und fährt damit gut, ist sich der Ausbilder Ahmet Sarizeybek sicher. Für zehn Stellen hat er bereits acht Auszubildende gefunden. Kathrin Wölper ist Personalleiterin bei Egetrans in Marbach. Sie legt Wert auf die qualitativ hochwertige interne Ausbildung. „Als Sofa-Spediteur sind wir ja ohne eigenen Fuhrpark. Daher ist unsere Serviceorientierung entscheidend“, sagt sie. Neben dem modernen Firmengebäude entstehen gerade Mitarbeiterwohnungen. Damit hat man für die Bewerber ein Ass im Ärmel, „denn wir wollen ja die Mitarbeitenden lange bei uns halten“, sagt die Personalleiterin. Einst hat sie selbst ihr duales Studium im Unternehmen begonnen. Als interne Aufsteigerin ist sie der lebendige Beweis für die internen Aufstiegs- und Entwicklungsmöglichkeiten.
Als Praktikantin weit herumgekommen
Sophie Reichersdörfer ist Auszubildende bei Egetrans und Kauffrau für Büromanagement. Die Argumente haben sie überzeugt. Heute vertritt sie mit dem Team das Unternehmen auf dieser Messe. Bis nach Bratislava in der Slowakei hat sie ein firmeninternes Praktikum schon gebracht. Sophie Reichersdörfer hat ihre Berufung schon gefunden und will zukünftig im Marketing von Egetrans ihre Talente einbringen.
Überhaupt scheinen viele Aussteller auf Augenhöhe zu werben. Fast an allen Ständen sind Auszubildende in den Standteams mit vor Ort. Die Gleichaltrigen überzeugen offenbar besser als jeder Werbeprospekt.
An der Länge der Warteschlange vor den Ständen lässt sich die Attraktivität der einzelnen Berufe oder Arbeitgeber ableiten. Beim Finanzamt Ludwigsburg ist weniger los. Vor dem Stand der Polizei hingegen bildet sich eine lange Schlange. Dennoch schwören die jungen Finanzbeamte am Stand auf ihren Arbeitgeber. Die Sicherheit des Arbeitsplatzes, schon von Beginn an eine ihrer Meinung nach gute Ausbildungsvergütung und geltendes Recht sinnvoll im Alltag anzuwenden, hat ihnen die Wahl ihres Dienstherrn leicht gemacht.
Andere Unternehmen tun sich da weit schwerer. Dominik Scharpf sucht als Niederlassungsleiter von Wirth Elektrotechnik beruflichen Nachwuchs. „Wenn da der Daimler, Porsche oder Bosch kommt, tun wir uns natürlich schwerer“, sagt er zu der anspruchsvollen Suche bei Mittelständlern und würde doch die Freiheiten im Gegensatz zu seiner früheren Tätigkeit in einem Konzern nicht missen wollen.
Seit dem Jahr 2007 gibt es diese gemeinsame Orientierungsmesse der Anne-Frank-Realschule und der Tobias-Mayer-Gesamtschule. Jochen Schuster sucht als Rektor weitere Verbesserungsmöglichkeiten. Mit Annette Fiss vom Stadtmarketing Marbach diskutiert er inmitten des Trubels, wo und was für weitere Veranstaltungen optimiert werden könnte.
Zur Polizei? Oder doch lieber was Kaufmännisches?
Die zukünftigen Auszubildenden schätzen das. Die 14-jährige Lana Mataija ist sich schon sicher: entweder Polizei oder etwas Kaufmännisches. Ihre Freundin Grace, sie ist 13 Jahre jung, sucht hingegen noch und ist sich nur sicher, dass in ihrem späteren Ausbildungsberuf „etwas mit Menschen machen möchte“.