Vier Wochen lang haben Azubis das Sagen in der Aldi-Filiale.

Leonberg - Immer ruhig bleiben, den Kunden anhören und stets freundlich sein“: Dieses Rezept hat der Leonberger Oberbürgermeister den angehenden Handelsfachwirten und Einzelhandelskaufleuten mit auf den Weg gegeben. Martin Cohn hat in der Aldi-Filiale in der Ulmer Straße vorbeigeschaut, die noch bis zum Ende der Woche von 13 Azubis geleitet wird.

 

Und der Leonberger Rathauschef weiß wovon er spricht, denn er hat selbst seinerzeit bei Karstadt eine Ausbildung zum Bürokaufmann gemacht. „Es ist wichtig für ein Unternehmen, die Sichtweisen der jungen Menschen zu kennen und ihnen Motivation zu bieten“, meint der OB.

Wie fühlt es sich an, Verantwortung zu übernehmen und selbst der Chef zu sein? Das probieren derzeit 26 Auszubildende der Aldi Süd-Regionalgesellschaft Aichtal bei dem Projekt „Azubis leiten eine Filiale“ einmal selbst aus. Bis zum 8. Juni übernehmen sie einen Standort in Leonberg und einen in Bad Cannstatt.

Echte Teamplayer

„Die Azubis beweisen echte Teamplayer-Qualitäten und wachsen nicht selten über sich hinaus“, sagt Robert Tetickovic, der Verkaufsleiter in der Regionalgesellschaft. „Natürlich freuen wir uns, wenn wir sie auf diesem Weg für eine Karriere bei uns begeistern können“, sagt er. Denn auch der Handel muss ich viel einfallen lassen, um gute Fachkräfte zu gewinnen.

In der Regionalgesellschaft Aichtal starten im September 30 Azubis und 13 Handelsfachwirte ihre Ausbildung. „Es könnte ruhig die doppelte Zahl sein“, ergänzt der Verkaufsleiter. Derzeit machen in den drei Lehrjahren insgesamt 101 Jugendliche ihre Ausbildung und 52 qualifizieren sich als Handelsfachwirte weiter. Nach der Verkäufer-Ausbildung sind zwölf Azubis zur Weiterbildung zum Einzelhandelskaufmann übernommen worden.

Aichtal ist eine der 30 Regionalgesellschaften von Aldi Süd. Jede von ihnen ist eigenständig und trägt die Verantwortung für 50 bis 70 Filialen. Bei den Azubis handelt es sich jeweils zur Hälfte um Handelsfachwirte im zweiten und um Azubis im dritten Lehrjahr. „Bei ihrem Positionswechsel werden die Nachwuchskräfte nicht allein gelassen, im Hintergrund stehen erfahrene Filialleiter bereit, um ihre Schützlinge im Fall eines Falles zu unterstützen“, sagt Lena Hagenlocher, die Regionalverkaufsleiterin. Zudem haben sich die Azubis vorab in einem Seminar auf diese Zeit vorbereitet.

Ein Mann mit viel Erfahrung

Von reichlich Erfahrung im Beruf kann beim Leonberger Filialleiter Volker Hauke auf jeden Fall die Rede sein. Seit 38 Jahren ist er im Amt, davon die vergangenen 16 in Leonberg. „Er ist der erfahrenste und dienstälteste Filialleiter bei Aldi Süd“, ist Robert Tetickovic voll des Lobes. Gleichzeitig ist er zufrieden, dass mehr als ein Drittel der Filialleiter aus der eigenen Schulung hervorgegangen ist.

Im Fokus liegen in den vier Wochen, in denen die Azubis das Sagen haben, der richtige Umgang mit den Kunden, die ordnungsgemäße Lagerung und Bereitstellung von Obst und Gemüse sowie die korrekte Vorbereitung und Durchführung von Inventuren. „Ein Höhepunkt für die Teilnehmer an dem Projekt ist die Übernahme der Filialleitung, die täglich wechselt“, sagt Elif Boynuegri. Die Herrenbergerin hat nach zwei Jahren Verkauf nun ein Jahr Ausbildung zur Einzelhandelskauffrau draufgesattelt.

„Es ist schon aufregend, die Filiale selbst zu leiten“, sagt die Auszubildende nach den Projekttagen in Leonberg.

Gute Perspektiven

Die Teams haben sich vorher nicht gekannt und müssen auch die Herausforderung des Zusammenfindens meistern. „Wenn die Kunden zufrieden sind, ich ein Ziel habe und es gute Perspektiven für den beruflichen Einstieg gibt, dann weiß ich warum ich das mache, warum ich jeden Morgen aufstehe“, sagt Elif Boynuegri.

Doch was macht in den vier Wochen, in denen die Azubis am Werk sind, das Stammpersonal der Filiale? „Die Mitarbeiter sind teils auf Schulung, oder sie sind in anderen Filialen in nahen Umland tätig, oder im Urlaub“, sagt der Verkaufsleiter in der Regionalgesellschaft.

Zufrieden mit den Chancen, die ihm die gegenwärtige Ausbildung bietet, ist auch Nick Zander aus Neckartailfingen. Er nimmt an dem „Abiturientenprogramm“ teil. „Das sind drei Abschlüsse in drei Jahren“, beschreibt er die Ausbildung. Es beinhaltet die IHK-Abschlüsse in der Ausbildung zum Kaufmann im Einzelhandel sowie der Weiterbildung zum geprüften Handelsfachwirt. Außerdem wird auch eine die Prüfung für Ausbilder abgelegt.

Den Handelsfachwirten bietet der Lebensmittelkonzern über das Nachwuchsprogramm die Möglichkeit zum Filialleiter aufzusteigen, oder über das duale Bachelorstudium einen Hochschulabschluss zu erwerben.