Ein Hoffnungsschimmer für verkehrsgeplagte Enzweihinger: die Umfahrung im Vaihinger Enztal könnte schon im Sommer 2017 genehmigt werden. „Das wäre schön“, sagt der Oberbürgermeister.

Vaihingen/Enz - Gäbe es einen Preis in der Kategorie „ältestes, aber nie realisiertes Bundesstraßenprojekt“ – die B 10 beim Vaihinger Stadtteil Enzweihingen hätte gute Chancen. Seit 2004 ist eine Verkehrsentlastung beim Verkehrsministerium in Berlin im vordringlichen Bedarf. Über einen Tunnel unter der stark belasteten Ortsdurchfahrt wird bereits seit Jahrzehnten diskutiert. „Jetzt wird es langsam Zeit, dass was passiert“, sagt der Vaihinger Oberbürgermeister Gerd Maisch.

 

Tatsächlich scheint nun Bewegung in die alte, scheinbar still stehende Diskussion zu kommen. Laut Matthias Kreuzinger, Sprecher des Regierungspräsidiums Stuttgart (RP), soll „noch in diesem Frühjahr“ – also spätestens bis Juni – das Genehmigungsverfahren für die Umfahrung im Enztal beginnen. „Unser angekündigter Termin ist wohl haltbar“, sagt Kreuzinger, „aber das Frühjahr hat ja erst begonnen.“

Der Bund will die große Kreuzung

Sollten die Unterlagen vollständig sein, dann könne das Verfahren selbst wohl binnen einem Jahr abgeschlossen sein, das wäre also der Frühsommer 2017. Kreuzinger gibt zu, „das es Verzögerungen in der Planung gegeben hat“. Auslöser sei aber nicht seine Behörde, auch nicht – wie oft behauptet – die grün-rote Landesregierung gewesen, sondern der Auftraggeber, sprich: das Bundesverkehrsministerium.

Berlin beauftragte das Regierungspräsidium, die große Anschlusskreuzung am Vaihinger Eck, bei der Aral-Tankstelle, doch ohne Ampeln zu planen. Zusätzliche Auf- und Abfahrtsrampen seien wesentlich effektiver und wirksamer gegen Stau während der täglichen Rush-Hour. So verging insbesondere Zeit, bis ein neuer Standort für die Straßenmeisterei gefunden wurde.

35 Millionen Euro? Für den Bund sind das Peanuts!

Die spontane Reaktion des Vaihinger Oberbürgermeisters Gerd Maisch fällt ebenso überrascht wie positiv aus: „Das ist schön.“ Seine Hoffnung sei es, „dass wir dann möglichst bald für die Finanzierung kämpfen können“. Die 30 Millionen bis 35 Millionen Euro für die Strecke mit täglich knapp 28 000 Fahrzeugen seien „für den Bund eher eine kleine Maßnahme“. Also hofft der OB darauf, dass das Projekt „mal eben so zwischendurch als Lückenfüller“ recht schnell eine Finanzierungszusage bekomme.

Sollte dies der Fall sein, dann könne womöglich im Frühjahr 2018 der erste Bauabschnitt EU-weit ausgeschrieben werden. „Wenn alles zu 120 Prozent gut läuft, dann wäre ein Baubeginn schon im Jahr 2018 möglich“, sagt Gerd Maisch, „aber Anfang 2019 wäre auch völlig in Ordnung.“

Naturschutz kontra Verkehrseffizienz

Noch bis vor zehn Jahren hatte das Land einen Tunnel als Lösung für das Enzweihinger Verkehrsproblem favorisiert. Doch dann stand ein Firmengelände am Enzufer zum Verkauf und eine Umfahrung auf Stelzen durch das Enztal wurde wieder möglich. Diese Verkehrslösung gilt bei Befürwortern als ideal, da sie weitaus günstiger und technisch weniger anspruchsvoll ist als ein Tunnel. Gegner der Umfahrungsvariante machen geltend, dass das Enztal fast durchgehend ein Landschaftsschutzgebiet und der betroffene Abschnitt für Flora, Fauna und Naherholung der Menschen sehr wichtig ist.

Der Bund gab 2009 grundsätzlich Grünes Licht für die Umgehung. Doch nach der Landtagswahl 2011 beauftragte das Landesverkehrsministerium das RP damit, zwei Kurztunnelvarianten als Alternativen erneut zu prüfen. Das Ergebnis fiel deutlich positiv für die Umgehung aus. Ebenso deutlich positiv war das Ergebnis einer rechtlich unverbindlichen Bürgerbefragung im Herbst 2013: 70 Prozent der Enzweihinger stimmten für die Umgehung.