Das Regierungspräsidium geht nach wie vor davon aus, dass der vierstreifige Ausbau der Bundesstraße bis Backnang machbar ist – und kontert damit Zweifel und Kritik.

Rems-Murr : Frank Rodenhausen (fro)

Backnang - Das Stuttgarter Regierungspräsidium hält an dem Ziel fest, den vierstreifigen Ausbau der B 14 bis zum Autobahnzubringer an der Anschlussstelle Backnang-West bis zum Jahr 2026 fertigzustellen. Damit tritt die Behörde der Einschätzung eines Bauingenieurs entgegen, der selbst mehrere Jahre lang für das RP an der Maßnahme beteiligt war und gegenüber unserer Zeitung den Kosten- und Zeitplan seines früheren Arbeitgebers als unrealistisch eingestuft hatte.

 

Murrtalviadukt wird vorgezogen

In einer aktuell herausgegebenen Pressemitteilung hat die Behörde ihr Vorgehen jetzt ein wenig konkretisiert. Eine Umplanung war nötig geworden, weil man, wie berichtet, an der Kreuzung Waldrems auf schwierige Grundwasserverhältnisse gestoßen war und deshalb nicht nahtlos an dem unlängst fertiggestellten Abschnitt bis zur Höhe der Abzweigung ins Gewerbegebiet weiterbauen konnte. Der Tunnel ist deshalb erst einmal verschoben worden, stattdessen soll die Errichtung des zweiten Murrtalviadukts vorgezogen werden.

Aktuell würden dafür die Ausschreibungen vorbereitet, heißt es vonseiten des Regierungspräsidiums, der Baustart sei für das Jahr 2020 vorgesehen. Direkt danach solle das daran anschließende Teilstück bis zur Anschlussstelle Backnang-West ausgebaut werden. Das Ziel sei, beide Abschnitte bis zum Jahr 2023 fertigzustellen.

Noch während diese Maßnahme läuft, will die Behörde, welche die Straße im Auftrag des Bundes ausbaut, den Tunnel Waldrems von der Kreuzung bis zur Alten Schule in Maubach in Angriff nehmen. Der Bauwerksentwurf sei mittlerweile den geo- und hydrologischen Gegebenheiten angepasst worden und liege dem Auftraggeber zur Genehmigung vor, so das RP. Mit dem Bau könne voraussichtlich 2021 begonnen werden, bis 2024 soll der stark belastete Verkehrsknoten umgebaut sein.

Auch die Ortsumfahrung Maubach über die Anschlussstelle Backnang-Süd bis Backnang-Mitte soll zum Teil schon parallel in Angriff genommen werden. Das RP gibt einen Realisierungszeitraum von 2022 bis 2026 an. Die zwei neuen Bahnbrücken sollen ebenfalls in sieben Jahren stehen.

Ingenieurbüros sollen unterstützen

Der Bauingenieur Frieder John, der für das RP unter anderem die Bauüberwachung des Leutenbachtunnels verantwortet hatte, hält diesen Zeitplan, wie berichtet, nicht für machbar – unter anderem auch, weil dafür nicht ausreichende personelle Kapazitäten vorhanden seien. Dem entgegnet das RP, dass „nach aktuellem Planungsstand davon auszugehen ist, dass das Land zur Unterstützung Leistungen teilweise an Ingenieurbüros vergeben wird“. Das sei bei solchen großen Maßnahmen nicht unüblich und – kleiner Seitenhieb auf den Ex-Mitarbeiter – im übrigen auch beim Bau des Leutenbachtunnels praktiziert worden.

Bei den Kosten hingegen verweist man darauf, dass nie ganz ausgeschlossen werden könne, dass sich „im Zuge der Ausführungsplanung Sachverhalte ergeben, die eine Anpassung der Planung erforderlich machen“ und dies natürlich Auswirkungen auf Bauzeit und Kosten haben könne. Davon, dass im Vorfeld eine bewusst schlank gehaltene Planung vorgelegt werde, könne hingegen nicht die Rede sein.

Knapp 150 Millionen Euro sind genehmigt

Rund zwölf Millionen Euro hat das RP für den jetzt fertiggestellten Abschnitt zwischen Nellmersbach und der Kreuzung Waldrems veranschlagt. Für das gesamte Teilstück bis zur Alten Schule Maubach hat der Bund bisher 43 Millionen Euro genehmigt. Es dürfte jedoch davon auszugehen sein, dass das nicht reichen wird: „Diese Kosten werden im Zuge der Ausführungsplanung aktualisiert und fortgeschrieben“, heißt es vonseiten des RP.

Für die restliche Strecke bis zum Autobahnzubringer hat der Bund weitere 105 Millionen Euro zugesagt. Eine aktualisierte Kostenhochrechnung gebe es noch nicht, sagt eine Sprecherin des RP, eine solche werde sukzessive für jeden Teilabschnitt erst im Zuge der konkreten Ausführungsplanung gemacht.

Ein Zuschlag wird sicherlich bei dem Tunnelbau in Waldrems fällig werden. Die Unterfahrung der Kreuzung könne aufgrund der Grundwasserverhältnisse nicht – wie ursprünglich vorgesehen – mit einer sogenannten offenen Bauwerkssohle ausgeführt und müsse deshalb jetzt betoniert werden, erläutert das RP. Außerdem sollen Eingriffe in den Grundwasserhaushalt durch einen sogenannten Düker minimiert werden. Dabei handelt es sich um Rohre, welche die einzelnen unterschiedlichen Grundwasserstockwerke miteinander verbinden. Dafür wiederum braucht man mehr Platz.

Nicht alle Grundstücke erworben

Sowohl hier als auch auf der folgenden Strecke sind allerdings noch nicht alle für den Bau nötigen Grundstücke erworben worden, das räumt das RP ein. Aber das bereitet der Behörde offenbar die geringste Sorge: Für den Abschnitt bis zur Alten Schule werde man diese noch „freihändig“ erwerben und für den gesamten hinteren Bauabschnitt sei schon Ende 2018 eine sozial verträgliche Unternehmensflurbereinigung angeordnet worden.