Die weitere Stoppstelle für Autos kann man auch nicht mit dem Hinweis ablehnen, dass die Luftreinhaltung darunter leide. So einfach sollten auch jene nicht argumentieren, deren größte Angst partielle Fahrverbote sind, meint Redakteur Josef Schunder.

Stuttgart - Geht in der Politik, auch in der Kommunalpolitik, eigentlich noch irgendetwas ohne Schaugefechte? Ohne Ideologie und ohne vorausschauenden Wahlkampf? Ohne Emotionen? Nur mit dem Verstand? Die Debatte am Dienstag über das Für und Wider eines weiteren Fußgängerüberwegs über Stuttgarts schlimmste Verkehrsschneise, Kulturmeile genannt, hat die Zweifel daran gemehrt. Dabei sollte die Frage, ob Fußgänger, Radfahrer, Rollstuhlfahrer und Kinderwagenschieber endlich einen ebenerdigen Überweg über die acht Fahrspuren bekommen sollen, eigentlich keiner Diskussion bedürfen – wenn erprobte Verkehrsgutachter versichern, dass dies machbar ist und der Autoverkehr dadurch nicht zusammenbrechen wird.

 

Mit Maß und Antlitz

Es mag zwar sein, dass sich manch ein Autofahrer darüber ereifern wird. Doch die Botschaft, die ein großer Teil der Stadtgesellschaft im vergangenen Jahrzehnt ausgesandt hat, ist unübersehbar und unüberhörbar, wenn man sich ihr nicht verschließt: Gewünscht ist eine Stadt mit menschlichem Maß und Antlitz. Die Versöhnung von Autoverkehr, Radverkehr und Fußgängern.

Die weitere Stoppstelle für Autos kann man auch nicht mit dem Hinweis ablehnen, dass die Luftreinhaltung darunter leide. So einfach sollten auch jene nicht argumentieren, deren größte Angst partielle Fahrverbote sind. Politik war einmal die Kunst, unterschiedliche Erfordernisse zu bedenken und ihnen in Beschlüssen Rechnung zu tragen. Daran sollte man sich erinnern.