Fachleute empfehlen, dass die B 27 auf ihrem Filderabschnitt zu Stoßzeiten achtspurig sein sollte. Doch wie sähe das aus? Ob es so kommt, entscheidet der Bund.

Klima & Nachhaltigkeit: Judith A. Sägesser (ana)

Filder/Esslingen - Weil vor allem in der Rushhour auf der B 27 – und folglich auch in den umliegenden Ortschaften – nichts mehr vorangeht und sich gefühlt alle Welt staut, soll die Schnellstraße ausgebaut werden. Um jeweils eine Spur je Fahrtrichtung. Die B 27 ist dann insgesamt sechsspurig. Was Planer allerdings bereits vorhersagen: Die sechs Spuren werden in den Stoßzeiten nicht ausreichen. Laut einer Zählung im Jahr 2018 verkehren auf Deutschlands meistbefahrenen Bundesstraßenabschnitt täglich bis zu 91 600 Autos. Für 2035 wird eine Zunahme auf mehr als 100 000 Fahrzeuge am Tag vorausgesagt.

 

Wie würde das aussehen?

Und deshalb schlagen Fachleute vor, dass die B 27 zu manchen Tageszeiten achtspurig sein sollte. Der Verkehr flösse dann zwischen circa 7 und 9 Uhr in Richtung Landeshauptstadt und von 16 bis 18 Uhr in die Gegenrichtung auch zäh, doch Staus und verstopfte Ortschaften wegen Ausweichverkehr könnten so vermutlich vermieden werden. Was im Umkehrschluss bedeutet: Nicht der beschlossene Ausbau verspricht ein Ende der Staus, sondern nur ein Ausbau des Ausbaus. Doch wie würde der aussehen, und ist er überhaupt realistisch?

Das Planungsbüro Modus Consult aus Karlsruhe ist mit dem Projekt betraut. Bei den Infoveranstaltungen in Filderstadt und Leinfelden-Echterdingen hatte der Geschäftsführer Frank Gericke dargelegt, dass er eine Öffnung des Standstreifens empfiehlt. Das wiederholt er später im Gespräch mit unserer Zeitung. Die B 27 bezeichnet er als „Lebensader, sie verbindet Räume“. Die wirtschaftliche Strahlkraft der Landeshauptstadt und der Region hänge auch von der Leistungsfähigkeit dieser Straße ab.

Macht auf jeder Seite noch mal 75 Zentimeter mehr

Als Vorbild für seinen Standstreifen-Vorschlag nennt Gericke die A 8 nahe des Stuttgarter Kreuzes. Dort wird der Standstreifen temporär freigegeben. Die Standstreifen der B 27 seien dafür aktuell allerdings unterdimensioniert. Was bedeuten würde, dass man sie ebenfalls verbreitern müsste, wollte man dort Fahrzeuge erlauben. Macht auf jeder Straßenseite noch einmal 75 Zentimeter mehr. Er wäre 3,50 Meter breit zuzüglich 50 Zentimetern Randstreifen. „Das sollte von Anfang an eingeplant werden“, sagt Gericke.

Das Regierungspräsidium Stuttgart teilt auf Nachfrage zudem mit, dass alle 1000 Meter Nothaltebuchten eingerichtet werden müssten „und an allen im Abschnitt liegenden Anschlussstellen zusätzliche Ein- und Ausfädelungsstreifen“, so das Regierungspräsidium.

Ob ein Seitenstreifen bei Bedarf vorübergehend freigeben werden kann, ist rechtlich in der Straßenverkehrsordnung geregelt, gibt das Regierungspräsidium Auskunft. „Der Einrichtung einer temporären Seitenstreifenfreigabe muss der Bund zustimmen, der dies unter anderem von der Wirtschaftlichkeit der Anlage abhängig macht“, heißt es dazu.