Nach der Blasenbildung auf dem Fahrbahnbelag der B 29 zwischen Urbach und Geradstetten erwarten die Experten keine weiteren Schäden mehr. Von heute an kann der Verkehr zumindest wieder mit 80 Stundenkilometern rollen. Gut zwei Monate lang galt Tempo 60.
Schorndorf - Nach gut zwei Monaten Tempo 60 auf der B 29 zwischen Geradstetten und Urbach wird die zulässige Höchstgeschwindigkeit von heute an auf 80 Kilometer pro Stunde hochgesetzt. Das Regierungspräsidium Stuttgart und das Waiblinger Landratsamt gehen davon aus, dass sich die Straßenschäden, die nach Pfingsten auf dem rund neun Kilometer langen Steckenabschnitt festgestellt wurden, nicht mehr verschlimmern. Dennoch will man die Lage weiterhin „intensiv beobachten“ und dann in der kühleren Jahreszeit auf Tempo 100 gehen.
Pizzagroße Blasen auf der Straße
Wie berichtet, hatten sich in den Pfingstferien auf dem erst im vergangenen Sommer komplett sanierten Straßenbelag ominöse Blasen gebildet. „Mehrere etwa pizzagroße Stücke Teer“ hätten sich in beiden Fahrtrichtungen nach oben gewölbt, berichtete gestern der Leitende Baudirektor Einar Dittmann vom Stuttgarter Regierungspräsidium (RP). Weil insbesondere Motorradfahrer dadurch in Gefahr hätten geraten können, habe man das Maximaltempo auf dem betroffenen Streckenabschnitt sofort von den bis dahin erlaubten 120 Stundenkilometern auf 60 heruntergedrosselt. Ein Gutachter habe mittlerweile festgestellt, dass die Blasen von Wasser herrührten, das sich in der Binderschicht eingenistet hatte. Wegen der um Pfingsten extrem hohen Temperaturen habe sich das Wasser erhitzt und ausgedehnt.
Wie die Flüssigkeit in die mittlere Schicht des Straßenbelags hineingeraten war, sei hingegen noch nicht abschließend geklärt. Möglich sei, dass das Wasser während der Belagsarbeiten nach einem kurzen Regenguss in der Nacht durch die aufgefräste Deckschicht eingedrungen sei – oder bei der Hochdruckreinigung nach dem Fräsen. Einen Fehler der Straßenbaufirmen könne man durch das Gutachten allerdings ausschließen. Das Phänomen sei zwar selten, aber nicht gänzlich neu. Recherchen haben laut Dittmann en ergeben, dass ähnliche Fälle in Bayern, Nordrhein-Westfalen und Pforzheim aufgetreten sind. Man versuche jetzt, der Sache gemeinsam auf den Grund zu gehen: „Für uns Techniker ist das eine Herausforderung.“
Seit die Schäden erkannt wurden, habe es keine neue Blasenbildungen mehr gegeben, sagt Stefan Heim, der stellvertretende Leiter des Geschäftsbereichs Straßen im Waiblinger Landratsamt. Die betroffene Strecke sei seither intensiv von den Mitarbeitern der Weinstädter Straßenmeisterei überwacht worden. „Wir gehen davon aus, dass das Wasser jetzt draußen ist.“
Tempo 60 löst emotionale Wellen aus
Das Ausmaß der Schäden sei überschaubar, dennoch habe die extreme Temporeduzierung auf der Bundesstraße emotionale Wellen geschlagen, räumt Heim ein. Zumal man im Vorbeifahren fast keinerlei Ursache erkennen könne. Dennoch wird die Geschwindigkeit aus Sicherheitsgründen noch einige Zeit reduziert bleiben, wenn auch nicht mehr so stark. Nach jetzt Tempo 80 soll es in einer zweiten Stufe auf 100 Stundenkilometer raufgehen – allerdings erst dann, wenn keine Temperaturen jenseits der 20-Grad-Marke mehr zu erwarten sind. Sollten wider Erwarten doch noch neue Schäden auftreten, müsse man darauf spontan reagieren.