Die Messanlagen an der B 295 am Kindelberg stehen. Nur aktiviert sind sie noch nicht.

Renningen - Raser bekommen noch einmal eine letzte Schonfrist: Seit Dienstag stehen an der B 295 im Süden von Renningen, direkt am neuen Lärmschutzwall, die neuen Blitzer. Aktiviert sind die quaderförmigen Stelen aber noch nicht. Wann das passieren wird, ist noch offen. Erst braucht es noch einen neuen Termin mit der zuständigen Firma. Angedacht war das so eigentlich nicht, sagt der Sprecher des Landratsamts Böblingen, Benjamin Lutsch, auf Anfrage unserer Zeitung. Eigentlich hätte man sich gewünscht, dass das Gerät betriebsbereit übergeben wird.

 

Während insbesondere die Anwohner des Wohngebiets Kindelberg die Blitzer schon seit Langem herbeisehnen, sehen andere darin reine Geräte zur Abzocke. Doch egal, was man von der neuen Anlage hält, sie ist in mehrerer Hinsicht außergewöhnlich: Zum einen handelt es sich um die erste stationäre Messstelle des Landkreises Böblingen überhaupt. Zum anderen ist sie so aufgebaut, dass damit auch Motorradfahrer überführt werden können.

Bisher hat der Landkreis Böblingen ausschließlich mobil geblitzt. Drei mobile Geschwindigkeitsmessanlagen waren und sind weiterhin an wechselnden Punkten im Einsatz. „Auf besonders intensiv genutzten Strecken mit entsprechendem Gefahrenpotenzial“ sieht der Landkreis ergänzend dazu auch stationäre Anlagen vor – immer in Kooperation mit der jeweiligen Kommune, in diesem Fall Renningen.

Auch Heck-Kennzeichen werden aufgenommen

„Wir betreten beim Betrieb stationärer Messanlagen Neuland und hoffen an dieser Stelle, Geschwindigkeitsüberschreitungen und damit gleichzeitig gefährliche Einfädelungsmanöver in Zukunft verhindern zu können“, heißt es vom Landratsamt. Wenn sich der Betrieb dauerhaft bewährt, kann sich das Landratsamt grundsätzlich die Installation weiterer Anlagen vorstellen, „vorausgesetzt, die jeweiligen Kommunen wünschen eine Überwachung und unterstützen ein Vorhaben entsprechend“.

Wie aber ist es möglich, mit der Anlage auch Motorradfahrer zu überführen? Bei den meisten Blitzern geht das schlichtweg nicht, da diese das betreffende Fahrzeug nur von vorne aufnehmen. Bei Motorrädern befindet sich das Nummernschild aber am Heck. „Dieser Blitzer nimmt das Fahrzeug von vorne und von hinten auf“, erklärt der Stadtbaumeister von Renningen, Hartmut Marx. Somit lässt sich das Kennzeichen klar erkennen.

Es gibt aber noch ein zweites Problem, das nicht nur Zweiradfahrer betrifft. Lässt sich nicht einwandfrei feststellen, wer am Steuer saß, kann der Fahrzeughalter – denn der bekommt den Bußgeldbescheid zugeschickt – Einspruch einlegen. Gerade bei Motorradhelmen ist es so gut wie unmöglich, den Fahrer genau zu erkennen. „In solchen Fällen kann das Gericht die Halter aber anweisen, dass sie ein Fahrtenbuch führen müssen“, erklärt Marx. Spätestens beim nächsten Knöllchen wird der betreffende Fahrer dann zur Kasse gebeten oder muss sich verantworten, falls er doch kein Fahrtenbuch geführt hat.

Einbau war schon früher geplant

Der Einbau der Anlagen war eigentlich schon früh für das Jahr 2018 angedacht. Dann kam aber der Bau des Lärmschutzwalls dazwischen. Die schweren Maschinen könnten die Blitzer beschädigen, befürchtete man. Also wurde das Vorhaben verschoben. Der Wall ist nun seit Herbst 2018 fertig. Dass die Blitzer erst jetzt aufgebaut werden konnten, ist laut Hartmut Marx, Stadtbaumeister von Renningen, eine Ansammlung von vielen kleineren Schwierigkeiten – von Terminverschiebungen über den Winter bis zur komplizierten Bohrung unter der Straße hindurch. Seitens der Stadt ist nun aber alles erledigt.

Durchschnittlich kostet eine der Stelen für die Geschwindigkeitskontrolle um die 80 000 Euro mit allem Drum und Dran. Da an der B 295 der Landkreis fürs Messen zuständig ist, die Stadt den Blitzer aber erst beantragt hat, muss diese sich an den Kosten beteiligen. Die Stadt bezahlt die „Hülle“ und das Einsetzen, geschätzt sind das rund 25 000 Euro. Die Technik kommt vom Landkreis, der auch die Überwachung übernimmt. Auch die Einnahmen aus den Knöllchen landen somit beim Landkreis.

Weitere Blitzer in Renningen

Ortseingänge
An der Rutesheimer und an der Leonberger Straße hat die Stadt im Frühling 2016 je eine Messsäule an den beiden Ortseingängen installieren lassen. Diese überwachen nicht nur die gefahrene Geschwindigkeit. Für Lastwagen ist das Befahren beider Straßen grundsätzlich tabu. Deshalb werden auch schwere Fahrzeuge von den Blitzern aufgenommen.

Bahnhofstraße
Entlang der gepflasterten Bahnhofstraße kann es richtig laut werden, wenn die Autofahrer die vorgeschriebene Geschwindigkeitsbegrenzung von 30 Kilometern pro Stunde überschreiten. Deshalb steht dort seit Jüngstem ein Blitzer. Sollte es nicht gelingen, damit den Lärm zu reduzieren, könnte sogar noch ein zweiter dazukommen.

Nord-Süd-Straße
Für die Straße, die in Nord-Süd-Richtung zwischen Renningen und Malmsheim verläuft, hatten sich Verwaltung und Gemeinderat eine feste Messstation entsprechend der an der B 295 gewünscht. Dem erteilte das Landratsamt aber eine Absage. Unter anderem war die Zahl der gemessenen Überschreitungen dafür viel zu gering.

Und sonst?
An wechselnden Standorten führt der Landkreis mobile Kontrollen durch. Außerdem verwendet die Stadt Renningen die bekannten „Smiley-Anlagen“. Die zeigen dem Fahrer aber nur die Geschwindigkeit an, Verstöße werden nicht geahndet.