Noch immer missachten täglich mehr als 250 Autofahrer das Tempolimit auf der B 10. Die Stadtverwaltung in Esslingen hatte damit nicht gerechnet.

Entscheider/Institutionen : Kai Holoch (hol)

Esslingen - "Die Zahlen sind noch immer beachtlich hoch", sagt Sabine Dorsch, die Leiterin der Abteilung für öffentliche Sicherheit und Ordnung bei der Stadt Esslingen. Vor acht Monaten sind die stationären Radaranlagen in beiden Fahrtrichtungen der Bundesstraße 10 bei der Pliensaubrücke und im Stadtteil Weil scharf gestellt worden. Obwohl die Stadt nur jeweils zwei der vier Anlagen mit Kameras ausstattet, werden täglich weit mehr als 250 Fotos von zu schnell fahrenden Auto- und Lasterfahrern von den Anlagen direkt auf die Computer im Ordnungsamt gesendet. Ursprünglich hatte die Verwaltung mit maximal 50 Temposündern pro Tag gerechnet.

 

Verglichen mit der Anfangszeit habe sich die Zahl der Temposünder damit zwar deutlich reduziert. Im ersten Monat waren im Schnitt täglich rund 600 Fahrer erwischt worden. "Mittlerweile haben zumindest die Pendler ihre Geschwindigkeit angepasst", sagt Sabine Dorsch. Aber vor allem an den Wochenenden gebe es immer noch eine beachtliche Zahl an Autofahrern, die sich nicht an das auf der Bundesstraße 10 vorgeschriebene Tempolimit von 80 Kilometern pro Stunde hielten.

 Nicht alle müssen mit einem Brief rechnen

Dabei gebe es deutliche Unterschiede auf den beiden Fahrspuren. Dorsch: "Generell gibt es große Schwankungen. Aber insgesamt wird in Richtung Stuttgart schneller gefahren als in Richtung Göppingen." Die Zahlen in Richtung Göppingen liegen zwischen 100 und 120, in Richtung Stuttgart zwischen 150 und 170 Verstößen pro Tag. Sabine Dorsch betont auch: "In den meisten Fällen handelt es sich nur um geringfügige Tempoüberschreitungen." Allerdings habe es zugleich einige Ausreißer nach oben gegeben - mit bitteren Folgen. "In vier Fällen sind die Fahrer mehr als 70 Kilometer pro Stunde zu schnell gewesen", erzählt Sabine Dorsch. Als Strafe müssen sie mit 600 Euro sowie drei Monaten Führerscheinentzug rechnen.

Seit dem 24. Februar hat es rund 80.000-mal auf der Esslinger Gemarkung der Bundesstraße 10 geblitzt. Dennoch müssen nicht alle, die es erwischt hat, mit einem Brief rechnen. "Die Ausfallquote bei stationären Anlagen ist relativ hoch", sagt Sabine Dorsch. Der Hersteller gebe sie mit rund 20 bis 25 Prozent an. Das liege unter anderem daran, dass stationäre Anlagen nicht auf die Lichtverhältnisse, wie Sonneneinstrahlung, reagieren könnten. Oft sei zudem nicht möglich, die Fahrer anhand der Fotos genau zu identifizieren. Erst nach der Prüfung der Aufnahmen werden die Daten der Geblitzten an das für die Strafzettel zuständige Rechenzentrum weitergeleitet. Trotz der Ausfallquote ist aber schon jetzt klar, dass die Stadt im ersten Jahr deutlich mehr als jene 375000 Euro einnehmen wird, die im Haushalt als Einnahmen aus den Radarkontrollen veranschlagt worden waren.

Roland Karpentier, der Sprecher der Stadt Esslingen, betont aber, dass es der Verwaltung nicht vorrangig um die sprudelnde Geldquelle gehe. Vielmehr stehe der Aspekt Verkehrssicherheit im Vordergrund. Durch die Radaranlagen habe sich der Verkehr auf der Esslinger Gemarkung deutlich verlangsamt. Das sei ein wesentlicher Beitrag zur Sicherheit und zum Umweltschutz. Das sehen die Grünen im Esslinger Gemeinderat ähnlich. Deren Fraktionschefin Carmen Tittel bestätigt Überlegungen ihrer Partei, weitere Radaranlagen an der B 10 und im Stadtgebiet zu beantragen. Man werde aber zunächst die Entwicklung weiter beobachten - und zu gegebener Zeit Maßnahmen fordern.