Als „sehr interessant“ wertet der Kinderarzt Herbert Renz-Polster von der Universität Heidelberg die Studie. Die Datenbank sei eine „Goldgrube“. Sie zeige aber auch die Unterschiede zwischen England und Deutschland: Während auf der Insel nur noch weniger als die Hälfte aller vier Wochen alten Babys gestillt würde, seien dies hierzulande deutlich mehr. Auch gebe es in Deutschland kaum mehr Stimmen, die für eine Fütterung nach Zeitplan plädierten. Gleichwohl stuft Renz-Polster die Studie als wertvoll ein, weil man nie wissen könne, wie sich die Stimmung ändere. „Beim Einschlafen erleben wir ja gerade diesen fatalen Rückschritt in alte Traditionen: Allen Ernstes wird Eltern in einigen Ratgebern empfohlen, ihre Kinder schreien zu lassen, bis sie einschlafen.“

 

Dabei sei Selbststeuerung ein zentrales Instrument für die geistige und emotionale Entwicklung des Kindes: Es müsse daher auch selbst Kontrolle ausüben dürfen – und zum Beispiel essen, wenn es hungrig ist. Auch bei der Entstehung von Fettsucht spiele das eine Rolle, sagt der Arzt: „Kinder, die kontrollierend gefüttert werden, sind später dicker und essen ungesünder als diejenigen, die selbst entscheiden dürfen, wann und wie viel sie essen.“ Zwar beweise die britische Studie nicht, dass sich das Füttern direkt auf die geistigen Fähigkeiten auswirke, sagt Renz-Polster. Da man aber wisse, wie wichtig in der Schule Selbstkontrolle, Geduld, Ausdauer und die Erfahrung, selbst etwas bewirken zu können, sind, liege der Schluss nahe, dass die Fütterung „on demand“ damit zusammenhänge.

Man muss nicht schon bei Babys an die Schulzeit denken

Hinsichtlich der mütterlichen Befunde zeigt Renz-Polster sich eher skeptisch: „Die Daten sind an dieser Stelle nicht objektiv, da es sich um Selbstauskünfte handelt.“ Der Kinderarzt bezweifelt, dass die nach Plan fütternden Frauen sich wirklich besser gefühlt hätten. „Wahrscheinlicher ist, dass sie ihr geplantes Vorgehen nicht nachträglich entwerten wollten.“

Den Erlanger Hirnforscher Ralph Dawirs überraschen die guten Testergebnisse der ohne Zeitplan gefütterten Kinder „überhaupt nicht“. Das Befriedigen der akuten Bedürfnisse des Säuglings führe dazu, dass die Babys nicht enttäuscht werden und eine „nachhaltig positive Erwartungshaltung“ entwickeln. Sie würden zuversichtlich und bekämen Selbstvertrauen. „Solche Kinder können später die kleinen und großen Enttäuschungen im Leben besser handhaben als andere.“

Die Forscher untersuchten auch die Kinder einer Gruppe von Frauen, die zwar versuchte, sich an einen Zeitplan zu halten, dies aber nicht schaffte. In der Regel handelte es sich bei diesen Müttern um Frauen mit niedrigerer Schulbildung, die ihren Kindern auch weniger vorlasen. Die schulischen Ergebnisse waren trotzdem besser als bei den Kindern, die als Baby nach Zeitplan gefüttert wurden. „Es kommt also wirklich auf die Art der Fütterung an, nicht auf den Typus Mutter“, sagt Iacovou. Dennoch warnt sie vor voreiligen Schlüssen: „Das ist die erste Studie dieser Art. Wir brauchen dringend weitere Forschungsarbeiten, bevor wir sagen können: Bedarfsfütterung wirkt sich positiv auf Intelligenz und akademische Leistungen aus.“

Die Reaktionen deutscher Experten

Als „sehr interessant“ wertet der Kinderarzt Herbert Renz-Polster von der Universität Heidelberg die Studie. Die Datenbank sei eine „Goldgrube“. Sie zeige aber auch die Unterschiede zwischen England und Deutschland: Während auf der Insel nur noch weniger als die Hälfte aller vier Wochen alten Babys gestillt würde, seien dies hierzulande deutlich mehr. Auch gebe es in Deutschland kaum mehr Stimmen, die für eine Fütterung nach Zeitplan plädierten. Gleichwohl stuft Renz-Polster die Studie als wertvoll ein, weil man nie wissen könne, wie sich die Stimmung ändere. „Beim Einschlafen erleben wir ja gerade diesen fatalen Rückschritt in alte Traditionen: Allen Ernstes wird Eltern in einigen Ratgebern empfohlen, ihre Kinder schreien zu lassen, bis sie einschlafen.“

Dabei sei Selbststeuerung ein zentrales Instrument für die geistige und emotionale Entwicklung des Kindes: Es müsse daher auch selbst Kontrolle ausüben dürfen – und zum Beispiel essen, wenn es hungrig ist. Auch bei der Entstehung von Fettsucht spiele das eine Rolle, sagt der Arzt: „Kinder, die kontrollierend gefüttert werden, sind später dicker und essen ungesünder als diejenigen, die selbst entscheiden dürfen, wann und wie viel sie essen.“ Zwar beweise die britische Studie nicht, dass sich das Füttern direkt auf die geistigen Fähigkeiten auswirke, sagt Renz-Polster. Da man aber wisse, wie wichtig in der Schule Selbstkontrolle, Geduld, Ausdauer und die Erfahrung, selbst etwas bewirken zu können, sind, liege der Schluss nahe, dass die Fütterung „on demand“ damit zusammenhänge.

Man muss nicht schon bei Babys an die Schulzeit denken

Hinsichtlich der mütterlichen Befunde zeigt Renz-Polster sich eher skeptisch: „Die Daten sind an dieser Stelle nicht objektiv, da es sich um Selbstauskünfte handelt.“ Der Kinderarzt bezweifelt, dass die nach Plan fütternden Frauen sich wirklich besser gefühlt hätten. „Wahrscheinlicher ist, dass sie ihr geplantes Vorgehen nicht nachträglich entwerten wollten.“

Den Erlanger Hirnforscher Ralph Dawirs überraschen die guten Testergebnisse der ohne Zeitplan gefütterten Kinder „überhaupt nicht“. Das Befriedigen der akuten Bedürfnisse des Säuglings führe dazu, dass die Babys nicht enttäuscht werden und eine „nachhaltig positive Erwartungshaltung“ entwickeln. Sie würden zuversichtlich und bekämen Selbstvertrauen. „Solche Kinder können später die kleinen und großen Enttäuschungen im Leben besser handhaben als andere.“

Vor einer „typisch amerikanischen Neurose“ warnt derweil der Psychotherapeut Joachim Bauer von der Universität Freiburg. „Wir sollten nicht bereits im Babyalter Dinge tun beziehungsweise nicht tun, nur weil das eine oder andere später zu besseren Schulleistungen führt.“ Das Problem werde zudem „künstlich aufgebläht“. In den ersten Wochen sollte das Baby den Takt vorgeben. „Im Lauf der weiteren Monate wird die Mutter einen Rhythmus finden, der ihren Bedürfnissen entspricht und an den sich das Baby halten wird“, sagt Bauer. Letztlich komme es vielmehr darauf an, dass die Mutter dank ihrer Intuition nicht jede Regung des Babys als Hunger interpretiere: „Babys haben nicht nur das Bedürfnis nach Nahrung, sondern auch nach Unterhaltung, körperlicher Nähe und Getragenwerden.“