Lange Zeit drang gar kein Tröpfchen aus dem Brunnen beim Backhaus in Stuttgart-Heumaden. Seit einiger Zeit läuft er wieder, wenn auch nur als schwaches Rinnsal. Pünktlich vor dem Dorfjubiläum 2020 will die Stadtverwaltung ein neues Konzept umsetzen.

Heumaden - Von einem Plätschern zu sprechen, wäre wohl etwas zu viel des Guten. Ein dünnes Rinnsal tröpfelt aus dem historischen Brunnen am Heumadener Backhaus ins große rechteckige Steinbecken. Aber immerhin: Es tröpfelt überhaupt etwas. Lange Zeit war der Brunnen trocken gewesen. Das ganze System ist veraltet und auch schadhaft. Die Brunnenstube, eine Art Bassin, in dem sich das Schichtenwasser aus Richtung Nellinger Straße sammelt, ist marode, berichtet Björn Günther, ein Anwohner und zugleich als Meister im Sanitär- und Heizungshandwerk vom Fach.

 

Bei Arbeiten an der Regenrückhaltung in der Schwendestraße vor einigen Jahren sei eine Leitung zum Teil zerstört und nicht mehr hergerichtet worden. Auch hat Bernhard Clauß, der Vorsitzende des Backhausvereins, erfahren, dass das Wasserlevel in der Brunnenstube zu niedrig ist, um den Brunnen richtig zu speisen. Zuletzt war die Zufuhr abgedreht gewesen. Björn Günther hat das System vor Kurzem unter die Lupe genommen und den Hahn erst mal wieder aufgedreht.

Brunnen sind ein emotionales Thema

Auch wenn es nun wieder tröpfelt: Flüssig läuft’s längst nicht, und vielen Heumadenern ist dran gelegen, dass der Brunnen dauerhaft sprudelt. Etliche Kleingärtner holen dort Wasser zum Gießen, weiß Bernhard Clauß – ein Schild „Nutzwasser“ ermuntert dazu. Für viele Ortsansässige gehört das Plätschern am schattigen Backhaus-Plätzchen einfach dazu. „Ich bin hier aufgewachsen, ich habe hier als Kind gespielt“, sagt Björn Günther. Der Backhausverein legt ebenfalls Wert drauf, dass das Areal durchs Wasserspiel aufgewertet wird. In der Zwischenzeit hatte der Club sogar zum Tag der offenen Backhaus-Tür einen Schlauch gelegt, um das Becken auf eigene Kosten zu füllen. „Wenn der Brunnen nicht läuft, ist das eine ganz triste Atmosphäre“, findet Björn Günther.

Auch Jürgen Mutz, der Leiter der zuständigen Bauabteilung im Rathaus, weiß: „Brunnen sind immer ein emotionales Thema. Wir bekommen sehr viel Rückmeldung.“ Nahezu 170 gebe es im Stadtgebiet, und dem Heumadener Brunnen will man sich demnächst intensiv widmen. Laut Jürgen Mutz soll er dauerhaft ans Trinkwassernetz angeschlossen werden, weil das Schichtenwasser nicht mehr ausreicht. So soll erreicht werden, dass das Wasser zuverlässig sprudelt. „Der Vorteil ist, dass man es dann auch trinken kann“, sagt er. Nächstes Jahr, also noch pünktlich vor dem 900-Jahr-Jubiläum 2020, soll der Brunnen funktionieren, verspricht er. Ob er dann per Druckknopf oder Zeitschaltuhr bedient werden soll, müsse noch entschieden werden.