Ein Jahr Wonnemar wird groß gefeiert. Die Betreiber sind zufrieden mit den rund 200 000 Besuchern. Der Schwimmverein und die DLRG loben das neue Bad, Kritik kommt von den Backnanger Schulen.

Rems-Murr/ Ludwigsburg: Martin Tschepe (art)

Backnang - Sonntagmittag, Punkt 13 Uhr. Es ist so weit. Wilko van Rijn, der Leiter der Backnanger Bäder, zückt das Messer und sticht zu. Dann wird der Geburtstagskuchen serviert. Vor genau einem Jahr ist das Wonnemar in Backnang eröffnet worden – das teuerste Einzelprojekt in der Geschichte der Stadt hat rund 18,5 Millionen Euro gekostet. Der erste Geburtstag wird groß gefeiert, mit einem Kinderprogramm und mit Führungen durch die Katakomben. Wer möchte, der darf an diesem Tag einen Blick hinter die Kulissen werfen. Viele Geburtstagsgäste gehen baden.

 

Sind die Betreiber und die Gäste zufrieden mit dem neuen Bad? Keine Frage, der Oberbürgermeister Frank Nopper ist immer noch verzückt. Die Stadt rücke in den „Bade-Olymp“ auf, hatte er beim großer Eröffnungsfest erklärt. Die Einschätzung müsse er nicht revidierten, sagt der OB. Doch auch die Dauergäste loben den Neubau am Murrufer. Der Cheftrainer der TSG-Schwimmer, Timo Lorenz sagt: „Ich kann nur Positives berichten.“ Die Bedingungen für die Leistungssportler seien „viel besser als im alten Bad“. Laut der Auskunft des Vereins können die Wasserballer erstmals alle Heimspiele im Backnanger Bad austragen. Auch die DLRG ist angetan, „wir haben etwas mehr Zeit im Becken“ als im alten Hallenbad, das geschlossen wurde und vermutlich bald abgerissen wird, berichtet Thomas Frey, der Vorsitzende Backnanger Lebensretter.

Kritik kommt von den Schulen

Die Schulen indes sind nicht rundum zufrieden. Der Geschäftsführende Schulleiter der Backnanger Bildungseinrichtungen, Klaus Lindner von der Mörikeschule, sagt: Das Bad sei „ein Schmuckstück, für das Schulschwimmen aber nicht optimal geeignet“. Das Nichtschwimmerbecken sei arg klein, einige Lehrer klagten über die Akustik, es sei oft sehr laut. Der Weg zum Bad sei für manche Schulen zudem zu lang, eine Schule erteile deshalb keinen Schwimmstunden. Schlecht sei ferner, dass nachmittags kein Unterricht möglich sei.

In den ersten Tagen nach der Eröffnung hatten manche Badegäste und auch ein paar Stadträte „Kinderkrankheiten“ bemängelt: rutschige Fliesen, ein Strudelbad mit „gefährlichen Tücken“ und vereinzelt unfreundliches Personal. „Alles behoben“, sagt van Rijn jetzt. Er ist mit den rund 200 000 Gästen im neuen Badetempel inklusive Sauna seit Dezember vorigen Jahres zufrieden – obgleich die Interspa damals erklärt hatte, sie strebe 220 000 an. Hinzu kämen noch mal rund 120 000 Gäste im benachbarten Freibad.

Werbung um zusätzliche Stammgäste

Mit Blick auf die kommenden zwölf Monaten setzt van Rijn auf ein Plus von rund zehn Prozent. Dieser Wert, sagt der erfahrene Bäderleiter, sei realistisch. Eine aktuelle Telefonbefragung von rund 1000 zufällig ausgewählten Menschen habe ergeben, dass die Leute in der näheren Umland von Backnang wüssten, dass es das Wonnemar gibt. Viele potenzielle Gäste, die in bis zu 25 Minuten Fahrzeit entfernt wohnen, seien Stammkunden. Nun gehe es darum, das Einzugsgebiet zu erweitern – auf alle, die in maximal 45 Minuten Fahrzeit entfernt lebten.

Die Interspa werde dazu demnächst Radio- und Printwerbung schalten. Viele zusätzliche Badegäste könnten im Raum Ludwigsburg, rund um Schwäbisch Hall und an der Grenze zu Heilbronn gewonnen werden. Die Interspa versucht, mit Aktionen wie Livemusik und Theaterstücken zu punkten. Ganz neu sei die kostenfreie Wassergymnastik. Van Rijn denkt bereits über Erweiterungen nach. Mittelfristig sei eine zweite Rutschbahn fest eingeplant. Und auch eine weitere Saunakabine wäre wünschenswert.