Als einer der ersten sichert sich der Backnanger Oberbürgermeister Frank Nopper frühmorgens auf der Zulassungsstelle sein neues BK-Kennzeichen. Das Buchstabenkürzel kann jetzt wieder verwendet werden – im ganzen Kreis.

Rems-Murr : Frank Rodenhausen (fro)

Backnang - Osman Yasar ist extra früh aufgestanden, um sich nicht lange anstellen zu müssen. Doch als er um kurz nach 7 Uhr die Zulassungsstelle in Backnang betritt, ist dort schon ein Auflauf, als gäbe es Freibier. Erstmals seit 40 Jahren wird hier auf Wunsch wieder das Buchstabenkürzel „BK“an den Anfang des Nummernschildes gesetzt. Für manchen Altkreis-Lokalpatrioten ist damit wenigstens ein sichtbares Zeichen der Zwangseingemeindungsschmach von 1973 getilgt.

 

Frank Nopper, der Backnanger Oberbürgermeister, ist einer der ersten Kunden. Und sein persönlicher Dienstwagennummernschildwechsel ist auch der eigentliche Grund für den Auflauf. Im Blitzlichtgewitter der Fotografen und vor laufenden Fernsehkameras verkündet er breit grinsend, warum er sich schon vor Tagen die Buchstaben-Zahlen-Kombination BK – WN 1 hat reservieren lassen: „Damit WN endlich wieder dahin verwiesen wird, wo es hingehört: auf den zweiten Platz.“ Vorher war das am Nopperschen Mercedes genau anders herum. Die restliche städtische Flotte indes soll ein einziges Bekenntnis zur Murrmetropole sein: Die Zulassungsstelle hat für die anderen Verwaltungsdienstwagen BK – JA von eins bis 100 beiseite gelegt.

Auch für Johannes Fuchs, der leicht süffisant von einer „historischen Stunde für die Besänftigung der Backnanger Seele“ spricht, hat Nopper ein Kennzeichen prägen lassen. BK – JF 1, „damit auch der Landrat mal ein g’scheits Nummernschild hat“. Der kontert gelassen: Er wolle es gerne einpacken, schließlich könne man ja nicht wissen, ob die Backnanger demnächst bei Waldrems eine Mautstelle für resistente WNler einrichten werden. Noppers Wahl könne man im Übrigen auch als ein versöhnendes (Kenn-)Zeichen interpretieren: „Sein Herz schlägt für beide Teile unseres schönen Rems-Murr-Kreises.“

Nicht ganz so lokalpatriotisch stringent wie der Backnager Oberbürgermeister zeigen sich am Morgen andere Kunden, die die Zulassungsstelle mit einem BK-Kennzeichen verlassen. „Ich hab eins genommen, weil es mir angeboten wurde“, sagt etwa Kai Ulmer aus Backnang und fügt hinzu, „ich will mein neues Auto fahren, darum geht es mir hauptsächlich.“

Auch Uwe Köhl ist nicht wegen einer Umfirmierung seines Heilix Blechle gekommen. „Ich habe sowieso ein neues gebraucht.“ Horst Lind hingegen, der seit 50 Jahren in Oppenweiler wohnt, outet sich als bekennender „BK-Fan“. Jetzt freilich, für die Anmeldung seines „Übergangswagens“, tue es auch noch einmal ein WN-Schild. „Beim nächsten Mal“ aber wolle er auf jeden Fall auf BK umsteigen.

Osman Yasar hat sich sofort vom Presserummel um das magische Buchstabenkürzel anstecken lassen. In seiner ersten Heimat, der Türkei, weise lediglich eine Nummer auf die Zulassungsherkunft des Fahrzeuges hin. BK für Backnang, wo er jetzt wohne, sei da schon eine tolle Sache. Den entscheidenden Ausschlag für das Wunschkennzeichen indes hätten die nachgestellten Buchstaben gegeben, räumt er ein: Y für seinen Sohn Yusfu und Z für die Tochter Zeynep.

BK für alle

Altkennzeichen
Im Herbst des Vorjahres hat der Bundesrat die Wiedereinführung sogenannter Altkennzeichen durch eine Änderung der Fahrzeug-Zulassungsverordnung möglich gemacht. In Baden-Württemberg haben neben dem Rems-Murr-Kreis sieben weitere Kreise einen entsprechenden Antrag gestellt. LEO für Leonberg im Landkreis Böblingen, GD (Schwäbisch Gmünd, Ostalbkreis), HCH (Hechingen, Zollernalbkreis) und BCH (Buchen, Neckar-Odenwald-Kreis) sind bereits eingeführt. HOR (Horb, Landkreis Freudenstatt), MGH (Bad Mergentheim, Main-Tauber-Kreis) und BH (Bühl, Landkreis Rastatt) sollen folgen.

Dopplung
Das Kürzel BK, das im Zuge der Verwaltungsreform 1973 und der Verschmelzung der Landkreise Backnang und Waiblingen durch WN ersetzt wurde, ist im Jahr 2007 dem Bördekreis in Sachsen-Anhalt zugewiesen worden. Um eine Doppelung zu vermeiden, mussten sich die beiden Landkreise auf jeweils für sie bestimmte Buchstaben-Zahlen-Kombinationen einigen. Nach der Bewältigung einiger „diplomatischer Hürden“, wie es der Landrat Johannes Fuchs ausdrückt, sind dem Rems-Murr-Kreis in einer ersten „Tranche“ 58 000 mögliche Kombinationen zugeteilt worden, weitere rund 220 000 sollen folgen.

Wunschkombination
BK kann man nicht nur als Backnanger beantragen. Das Kürzel steht jedem Fahrzeughalter zu, der im Rems-Murr-Kreis wohnt – also auch jenen etwa, die in Waiblingen oder Urbach beheimatet sind. Ein Tausch von WN zu BK kostet 26,90 Euro an Grundgebühr sowie 10,20 Euro extra, wenn man mitreden will, wie es danach weitergeht. Weitere 2,60 Euro fallen an, wenn man das Wunschkennzeichen vorab reservieren will