Viele Baustellen rund um den Backnanger Bahnhof: in der Stadt wird über alle möglichen Verbesserungen diskutiert. Im Gespräch sind unter anderem barrierefreie Zugänge zu den Gleisen und die Zukunft des Güterschuppens.
Backnang - Rund um den Backnanger Bahnhof herrscht oft Hochbetrieb. Bereits vor der Eröffnung der neuen S-Bahn-Linie in Richtung Ludwigsburg wurden täglich rund 10 000 Fahrgäste gezählt. Alle diese Reisenden wissen: der Bahnhof ist kein Schmuckstück, und auch das Drumherum sollte dringend aufgemöbelt werden. Der Leiter des Stadtplanungsamts, Stefan Setzer, hat kürzlich im Gemeinderat erklärt: „Der Bahnhof ist nicht gerade eine Perle seiner Zeit.“
Das schmucke Bahnhofsgebäude aus den 1870er-Jahren musste vor 40 Jahren einem schnöden Zweckbau weichen. Nicht alle Bahngleise sind barrierefrei zu erreichen. Es gibt kein für jedermann verständliches Wegeleitsystem und auch kein brauchbares Informationssystem, das auf Verspätungen hinweist. Der Bahnhofsvorplatz ist ausladend, viele Fahrgäste der Busse und Bahnen bemängeln, dass nicht klar geregelt sei, wer wann und wo fahren beziehungsweise laufen darf: die Autos, die Busse, die Radfahrer und die Fußgänger.
„Mobilitätsdrehscheibe“ kostet rund 1,7 Millionen Euro
Die Stadt will das Umfeld des Bahnhofs mittelfristig zu einer „Mobilitätsdrehscheibe“ umbauen, der Kostenpunkt: rund 1,7 Millionen Euro. Laut der Auskunft der Verwaltung sind die Vertreter der Bahn interessiert, bei Besuchen vor Ort hätten sie aber schnell klar gestellt: wir gebet nix.
Am dringendsten ist den meisten Bahnkunden vermutlich die barrierefreie Erschließung aller Gleise. Die für das Modernisierungsprogramm zuständige Bahntochter „Station & Service“ hat kürzlich zwei Alternativen vorgestellt. Mit beiden ist die Stadt Backnang nicht wirklich zufrieden. Vorgesehen sind zwar zusätzliche Aufzüge, nach Einschätzung der Kommune müssten die Fahrgäste aber zu weite Wege in Kauf nehmen.
Die Stadt wird von der Bahn sicherlich zur Kasse gebeten
Deshalb hat Backnang einen eigenen Vorschlag unterbreitet: Nach ihren Plänen sollten drei zusätzliche Aufzüge direkt an den bestehenden Unterführungen gebaut werden, so wie zum Beispiel in Waiblingen. Die Wege würden deutlich kürzer als bei dem Vorhaben der Bahn. Der Nachteil laut der Bahn: hoher technische Aufwand und Kosten von rund 2,5 Millionen Euro. Bis Juni nächsten Jahres wolle man daher eine Planungsvariante vorlegen, die auch umgesetzt werden könne. Eins jedenfalls dürfte sich nicht vermeiden lassen: Die Stadt wird sicherlich zur Kasse gebeten werden. Im Gemeinderat hieß es, bis zur Realisierung der Pläne könnte es 2017 werden.
Der Backnanger Oberbürgermeister Frank Nopper sagte, wenn es tatsächlich gelingen sollte, den Bahnhof nach den Plänen der Kommune umzubauen, „dann können wir uns von und zu schreiben“. Es sei nämlich nicht so einfach, die Deutsche Bahn „zu bekehren und zu belehren“.
Thomas Weber: Güterschuppen als Spielstätte
Wenn es im Gemeinderat um die Zukunft des alten Güterschuppens beim Backnanger Bahnhof geht, dann scheiden sich die Geister. Manche Stadträte würden den Gebäudeveteranen am liebsten sofort abreißen, andere wollen das Bauwerk unbedingt erhalten. Der Stadtplaner Stefan Setzer hat kürzlich im Gemeinderat erklärt, dass sich eine Gruppe von Bürgern darum bemühe, den Schuppen als Spielstätte für kulturelle Veranstaltungen zu nutzen. Ein Veranstalter aus der Region sei mit im Boot.
Aus den Reihen des Gemeinderats wurde daraufhin erklärt, dass die Stadt unbedingt aufpassen müsse, dass man den bereits bestehenden Theatern in Backnang nicht unnötige Konkurrenz mache.
Setzer hat jetzt auf die Frage der StZ, ob es sich bei dem Interessenten womöglich um Thomas Weber handele, der in Spiegelberg-Großhöchberg die Kleinkunstbühne Kabirinett betreibt, erklärt: „Das kann ich weder bestätigen noch dementieren.“ Weber selbst sagte dazu zunächst: „Kein Kommentar.“ Dann hat er eine Mitteilung per E-Mail geschickt: „Eine private Initiative ist inspiriert von einer Idee des Theaterleiters des Kabirinetts, Thomas Weber. Derzeit werden die Voraussetzungen im ehemaligen Güterschuppen mit dem Ziel geprüft, dort eine Kulturstätte einzurichten. Bei einer Eignung des Gebäudes und einer Einigung mit der Stadtverwaltung und den sich damit befassenden Organen und Gremien wird diese Initiative weiterhin auf dieses Ziel zugehen.“