Viele Bürger würden alte Backnanger Hallenbad gerne erhalten – für Ausstellungen, Veranstaltungen und Gastronomie. Ein Umbau würde aber mehrere Millionen Euro kosten, und es finden sich keine Investoren.

Rems-Murr/ Ludwigsburg: Martin Tschepe (art)

Backnang - Es läuft vermutlich auf einen Abriss hinaus. Denn niemand hat Interesse am alten Backnanger Hallenbad in der Annonaystraße, das seit Ende 2012 leer steht. Damals wurde am Stadtrand der schmucke Neubau eröffnet, der die Stadt rund 18 Millionen Euro gekostet hat.

 

Was tun mit dem vor knapp 50 Jahren gebauten Hallenbad in der Stadtmitte? Über diese Frage brüten die Stadträte und die Mitarbeiter der Verwaltung nicht erst seit der Schließung. An Ideen mangelt es nicht – wohl aber am Geld. Die marode Schwimmhalle könnte umgestaltet werden und fortan für Kunstausstellungen oder für Theaterdarbietungen genutzt werden. Oder für die Gastronomie. Die Kommune hatte die Immobilie bundesweit ausgeschrieben, schließlich hatte sich nur ein einziger Interessent gemeldet, mit einem recht skurrilen Vorschlag: Er wollte im Untergeschoss des Bads eine Erlebniswelt für Tiere eröffnen, Reptilien, Affen und Insekten züchten.

Indoor-Spielplatz mit Kletterwänden

Oben wollte er einen Indoor-Spielplatz mit Kletterwänden einbauen, sagt der Leiter des Stadtplanungsamts, Stefan Setzer, in der letzten Sitzung des Gemeinderats vor der Sommerpause. Und: „Das ist nicht die richtige Nutzung.“ Der Investor habe zudem keine Wirtschaftlichkeitsabrechnung vorgelegt. „Wir waren zurückgeworfen auf Null.“ Kein Interessent, eine Immobilie, die langsam vergammelt, viele Bürger und Stadträte, die das kubistische Bauwerk eigentlich gerne erhalten würden. Was also tun?

Unmittelbar vor der Gemeinderatssitzung inspizieren die Volksvertreter und die Verwaltungsspitze das alte Bad. Bei dem Rundgang erklärt der Leiters des Stadtbauamts, Hans Bruss, dass ein Umbau mindestens 4,8 Millionen Euro kosten dürfte, nur um das Gebäude technisch auf den neuesten Stand zu bringen. Ein paar Sonderwünsche würden den Betrag auf sechs oder sogar acht Millionen Euro in die Höhe schnellen lassen.

„Der Charme unserer Jugend“

OB Frank Nopper spricht beim Rundgang in den alten Umkleiden zwar „vom Charme unserer Jugend“, lässt aber wenig Zweifel an seiner Einstellung: Vermutlich sei ein Abriss, der rund 500 000 Euro koste, unvermeidbar. Lutz-Dietrich Schweizer von der Christlichen Initiative Backnang spricht von einer „emotionalen Angelegenheit“, schließlich sei er als kleiner Bub bei der Eröffnung des Bads dabei gewesen. Viele Stadträte sehen die Sache ähnlich. Einzig Alfred Bauer vom Bürgerforum sagt klipp und klar, dass er das Bad auf jeden Fall erhalten und in einen Sitzungssaal umbauen lassen wolle. Für zwei Millionen Euro sei das machbar.

Setzer sagt in der Sitzung, dass das Bad wohl „schweren Herzens“ abgebrochen werden müsse – und schlägt vor, auf dem Grundstück an der Murr einen Stadtpark mit Spielplatz und Biergarten anzulegen. Die Verwirklichung dieses Plans würde rund 1,3 Millionen Euro kosten. Im Gremium zeichnet sich dafür eine Mehrheit ab. Eine Entscheidung fällt indes noch nicht. Nopper sagt, die Debatte sei eröffnet. Die Stadt werde die Bürger demnächst zu einer Diskussionsveranstaltung einladen.

Bürger spenden viel Geld

Altbau
Das alte Hallenbad war Mitte der 1960er-Jahre eine echte Herzensangelegenheit vieler Backnanger. Sie spendeten damals knapp 800 000 Mark (rund 400 000 Euro), um den Bau überhaupt zu ermöglichen. Auch deshalb können sich viele Bürger mit dem vermutlich unausweichlichen Abriss schlecht abfinden.

Neubau
Im neuen Hallenbad, dem Backnanger Wonnemar, gibt es ein 25-Meter-Sportbecken, ein Erlebnis- und ein Warmsprudelbecken, ein Mineralsole-Außenbecken, eine Röhrenrutsche, mehrere Saunen, einen Dampf- und einen Kälteraum und ein Solarium