In der Galerie der Stadt Backnang werden bis Ende April Werken des niederländischen Künstlers Jacco Oliver gezeigt, Videogemälde. Der Künstler ist bis dato in den USA bekannter als in Europa.

Rems-Murr/ Ludwigsburg: Martin Tschepe (art)

Backnang - Die Videosequenzen auf der Leinwand in der Galerie der Stadt Backnang erinnern an die ganz frühen Filme von Luis Buñuel (1900 bis 1983). Der spanische Regisseur, Freund und Weggefährte des weltberühmten spanischen Künstlers Salvador Dalí hatte ein Faible für alles Surreale.

 

Der niederländische Maler und Videofilmer Jacco Oliver, Jahrgang 1972, kann bei dieser Stippvisite seiner Ausstellung in den alten Räumen auf den Stiftshof leider nicht erklären, ob er ein Fan und Bewunderer von Buñuel ist. Der Künstler ist nämlich nicht da. Simone Scholten, die Kuratorin der Galerie, hat sich aber ausgiebig mit dem Holländer beschäftigt, der in den USA viel bekannter sei als in Europa.

Die Videofilme haben keine stringenten Handlungen

Er hat ihr berichtet, dass er morgens nach dem Aufstehen nur ganz langsam in die Gänge komme, dass er nach dem Erwachen meistens in einer Art Halbschlaf Inspirationen finde. Das könnte ein Anhaltspunkt sein. Olivers kurze Videofilme haben indes keine stringenten Handlungen, sie erzählen auch keine Geschichten.

In „Pave de Flore“ aus dem Jahr 2014 zum Beispiel ist ein schwarzer Reiter zu sehen, dann eine Frau am Fenster. In der nächsten Szene – aus einer anderen Perspektive – sieht der Betrachter, dass hinter der Frau ein Mann auf einem Bett sitzt. Die Dame schließt das Fenster – und wenig später ist das Video auch schon zu Ende.

Perspektive eines Menschen, der ins All blickt

Jacco Oliver sehe sich nicht in erster Linie als Videofilmer, sondern als Maler, erklärt Simone Scholten. Denn für seine Videos fertigt er in schier endlosen Arbeiten ungezählte Bilder mit Acrylfarbe an. Diese Kunstwerke im Din A4-Format fotografiert der Künstler ab, dann übermalt er sie immer und immer wieder. Er benötigt 24 Gemälde pro Sekunde. Der längste Streifen ist 24 Minuten lang, er soll die 24 Stunden eines Tages dokumentieren – aus der Perspektive eines Menschen, der ins All blickt.

Der Betrachter des Videos mit dem Titel Reflection hat das Gefühl, er stehe direkt am Strand und schaue in Richtung Horizont. Eine Hommage an die holländische Heimat des Künstlers? Wer weiß.

Alle Videogemälde wirkt Wal dreidimensional

Ganz oben unter dem Dachgeschoss ist ein Wal fast in Originalgröße zu bewundern, der über die acht mal zwei Meter große Leinwand zu schwimmen scheint. Wie alle Videogemälde wirkt auch dieser Wal dreidimensional, obgleich gar kein 3 D-Beamer im Einsatz ist. Erstmals, sagt Simone Scholten, stelle Jacco Oliver auch einiger seiner zigfach überpinselten Gemälde aus. Der Wal ist nicht dabei, wohl aber ein paar kleinere Fische und anderes Getier.