Die Stadt Backnang plant den Weg in Richtung Smart City, in der fast jeder Winkel mit Glasfaserkabeln erschlossen ist. Das Mammutprojekt könnte laut Einschätzung des Wirtschaftsbeauftragten rund zehn Millionen Euro kosten.

Rems-Murr/ Ludwigsburg: Martin Tschepe (art)

Backnang - Kameras an jeder Ecke, Sensoren in den Fußgängerzonen, Menschen mit Bewegungstrackern – so stellen sich viele die Zukunft der Stadt vor, die sogenannte Smart City. Für andere ist so eine vernetzte Stadt eine Schreckensvision.

 

Backnang jedenfalls will sich mit Siebenmeilenstiefeln auf den Weg machen in Richtung Smart City. Das wurde jetzt im Gemeinderat deutlich, als der kommunale Wirtschaftsbeauftragte Ralf Binder eine Anfrage der CDU-Fraktion mit ausgiebigen Erklärungen und einer aufwendigen Präsentation beantwortet hat. Um Überwachung soll es bei der Umsetzung des Ziels vernetzte Stadt freilich nicht gehen, sondern zunächst einmal um den flächendeckenden Ausbau der Infrastruktur mit Glasfaserkabeln. In dem Antrag der Christdemokraten heißt es: Viele Unternehmen seien „besonders abhängig davon, dass die Datenversorgung optimal gewährleistet ist“. Sämtliche Förderprogramme müssten genutzt werden, so die Fraktion.

Der Landkreis plant ein Zubringernetz

Binder erklärte, dass die Stadt Backnang zurzeit zwar gut bis sehr gut mit schnellem Internet versorgt sei. Es stünden nahezu flächendeckend 30 Megabits (Mbit) pro Sekunde zur Verfügung, ein Wert, der laut Europäischer Union ausreiche, um Unternehmen und private Haushalte schnell ins Netz zu bringen. Einzig in wenigen Teilorten bestehe akuter Handlungsbedarf, etwa in Oberschöntal. Schon in naher Zukunft würde aber, so Binder, ein Gigabit benötigt.

Dafür sei es zwingend erforderlich, die gesamte Stadt mit Glasfaserkabeln zu erschließen. Der Wirtschaftsförderer erklärte nach der Sitzung auf Anfrage, dass so ein Mammutprojekt ganz grob geschätzt rund zehn Millionen Euro kosten dürfte. Kabel in nahezu jeder Straße zu verlegen sei sündhaft teuer. Zunächst werde die Stadt mit finanzieller Förderung des Bundes einen Masterplan erstellen, der beschreiben soll, wo die Leitungen liegen sollen.

Allein das so genannte Backbone-Netz, das der Landkreis projektiert, solle für Backnang und drei Nachbarkommunen rund drei Millionen Euro kosten, sagte Binder. Diese Backbone-Leitungen würden indes nur ein paar Siedlungsschwerpunkte erschließen, sie wären eine Art Zubringernetz, an das die lokalen Netze angeschlossen werden könnten.

Infoveranstaltung am 27. Juni im Bürgerzentrum

Die Stadt setze darauf, dass private Unternehmen den innerörtlichen Glasfaser-Ausbau stemmten. Es sei aber gut möglich, dass sich die Stadt an den Ausbaukosten beteiligen müsse. Binder hat jetzt vier Internet-Unternehmen sowie Bürger und Firmen zu der Infoveranstaltung „Schneller Internetzugang in Backnang“ eingeladen. Am Dienstag, 27. Juni, werden sich die Deutsche Telekom, die Deutsche Glasfaser GmbH, die Unitymedia GmbH und die Backnanger Firma Wisotel im Bürgerhaus präsentieren. Ralf Binder spricht von einer Wettbewerbssituation und hofft, dass bereits bei der Abendveranstaltung (Uhrzeit steht noch nicht fest) die ersten Weichen gestellt werden in Richtung Smart City.

Ob die Backnanger eines Tages wirklich mit Bewegungstrackern durch die Straßen marschieren, das indes bleibt abzuwarten.