Seit Anfang Januar gilt ein neuer Busfahrplan im Raum Backnang – nicht zur Freude aller Kunden. Viele Pendler sind unzufrieden. Oberbürgermeister Frank Nopper kündigt jetzt „persönliche ÖPNV-Testfahrten“ an.

Rems-Murr/ Ludwigsburg: Martin Tschepe (art)

Backnang - Ein Schüler aus Auenwald, der jetzt im dritten Jahr morgens mit den Bus zum Max-Born-Gymnasium nach Backnang fährt, ist bei der Rückfahrt kürzlich in Murrhardt gelandet. Dort, erzählt sein Vater, habe die Busfahrerin erst einmal eine Landkarte studieren müssen, dann sei sie zurück gefahren und habe den Bub und andere Leidensgenossen ins Weissacher Tal gefahren. An anderen Tagen hätten Busausfälle in der umgekehrten Richtung sogar weit gravierendere Auswirkungen gehabt: Die Schul-Pendler kamen zu spät zum Unterricht.

 

Seit Anfang Januar gilt im Raum Backnang ein neuer Fahrplan. Und es hagelt Kritik wegen Verspätungen und wegen Ausfällen. Bei der „Backnanger Kreiszeitung“ haben sich zig verärgerte Fahrgäste gemeldet. Sie beklagen unter anderem weggefallene Haltestellen, Monitore im Bus, die keine Haltestellen anzeigten, geänderte Fahrzeiten, die ein Erreichen eines Anschlussbusses unmöglich machten und manches mehr, etwa den Wegfall von Verbindungen zum Kreisklinikum in der Nachbarstadt Winnenden.

OB Nopper will ÖPNV-Testfahren machen

Der Backnanger Oberbürgermeister Frank Nopper (CDU) hat erst kürzlich beim Neujahrsempfang der Großen Kreisstadt in den höchsten Tönen vom „deutlich“ verbesserten Busangebot geschwärmt. Er sprach von einem „freudvollen ÖPNV-Dreisprung: mehr, besser, kostengünstiger“. Die Busverkehre, so der Stadtchef vor rund zwei Wochen weiter, würden besser auf den Regionalexpress sowie auf die S-Bahnen abgestimmt, die südlichen Backnanger Stadtteile Waldrems und Maubach besser an die Einkaufsmärkte in der der Stadt angebunden. Auch das Gesundheitszentrum und das Gewerbegebiet Lerchenäcker seien jetzt besser per Bus erreichbar.

Doch manche Kunden können ob dieser Aussage nun nur milde lächeln. Der Vorsitzende des Betriebsrats einer Firma in den Lerchenäckern etwa kritisiert, dass die Mitarbeiter nach dem Ende der Spätschicht den Bus gar nicht erreichten.

Jetzt erklärt Nopper auf Anfrage, dass die Stadt „in ganz engem Kontakt“ stehe mit dem neuen Betreiber des Linienbusverkehrs in Backnang und Umgebung sowie mit dem Landkreis und dem Verkehrs- und Tarifverbund Stuttgart (VVS), die für die Erstellung des Fahrplans verantwortlich seien. Nopper verspricht, dass alle von den Fahrgästen vorgetragenen Beschwerden geprüft würden. Alle Unzulänglichkeiten müssten „baldmöglichst“ abgestellt werden. Der Erste Bürgermeister Siegfried Janocha, der Baudezernent Stefan Setzer und er selbst würden „nach der allerersten Anfangsphase“ Mitte, spätestens Ende Februar, „in größerem Umfang unabhängig voneinander persönliche ÖPNV-Testfahrten im gesamten Backnanger Stadtgebiet unternehmen“.

Neue Fahrpläne und neue Busfahrer

Beim Landratsamt sind laut Auskunft einer Sprecherin in den ersten beiden Wochen seit Betriebsbeginn lediglich knapp ein Dutzend Beschwerden eingegangen, in der dritten Woche „nur noch einzelne“. Diese hätten sich meist auf Verspätungen und auf den Schülerverkehr zwischen den Orten im Weissacher Tal und den Backnanger Schulen bezogen. „Wir nehmen die Beschwerden ernst“, so die Sprecherin weiter, aber sowohl die Fahrgäste als auch die neuen Busfahrer müssten sich zunächst auf die neuen Fahrpläne einstellen. Fahrkarten verkaufen zum Beispiel dauere „bei neuen Busfahrern und neuem Fahrplan länger als bei einem etablierten Busverkehr“. In ein paar Wochen werde das Landratsamt zusammen mit dem VVS und dem Verkehrsunternehmen FMO aus Schwäbisch Hall, einer Tochterfirma der DB Regio Bus, Erfahrungen austauschen und prüfen, „ob und wie nachgearbeitet werden muss“.

Ein Sprecher der Deutschen Bahn erklärt, dass sich die Abläufe bei einer Übernahme eines kompletten Buslinien-Systems immer erst einspielen müssten. „Wir bitten daher um Verständnis, wenn es zum Start einer neuen Buslinie noch nicht überall wie geplant läuft. Hierfür möchten wir uns bei allen Fahrgästen entschuldigen.“ Der Schüler aus Auenwald ist bisher nicht nochmal in Murrhardt gelandet. Er berichtet aber von weiteren Verspätungen und Busausfällen.