Der erste Backyard-Lauf im Bottwartal lockte 36 Teilnehmer an den Start- und Zielpunkt in Murr. Es galt zwölf Mal 6,75 Kilometer zu überwinden. Größte Herausforderung: Die Pausen.

Backyard-Lauf in Murr, Runde drei, Nieselregen. Alle 36 Teilnehmer sind noch auf der 6,75 Kilometer langen Strecke. Sie muss zwölf Mal absolviert werden, immer unter einer Stunde. Gerhard Petermann, neben Achim Seiter einer der beiden Veranstalter, erklärt die Faszination dieser besonderen Art des Laufens: „Die Pause zwischen den Runden.“ Sieger wird, wer alle Runden schafft – und dazu noch am schnellsten ist. Trainieren kann man diese speziellen Anforderungen an Kondition und Lauftechnik nicht: „Es ist außerhalb jedes Trainingsszenarios, dass man einen Lauf unterbricht“, erläutert Petermann. Wer denkt sich so etwas aus? „Achim Seiter und ich“, sagt Petermann lachend: „Wir sind in der Hinsicht schon etwas positiv verrückt“.

 

In anderen Ländern schon verbreitet

Die vor zwei Wochen kurzfristig ausgeschriebene Veranstaltung sei für Läufer, die „etwas Außergewöhnliches“ suchten, sagt er. In anderen Ländern sei diese Form des Langstreckenlaufs schon verbreiteter, im Bottwartal finde sie zum ersten Mal statt.

Gegen 10. 35 Uhr treffen die ersten Läufer am Start- und Zielpunkt auf dem Sportgelände des SGV Murr ein. Norman Lenk hat die Strecke in 36 Minuten geschafft, schnappt sich einen Schokoriegel und wärmt sich Vereinsraum auf. Außer Puste ist er nicht: Der 44-Jährige Dresdner ist Ultraläufer und gut trainiert. Die Strecke beschreibt er als „asphaltlastig“ mit ein bisschen Schotter, mittelmäßig anspruchsvoll. Er will: gewinnen.

Als größte Herausforderung sieht Lenk den Wiedereinstieg ins Laufen nach den Pausen. „Der Körper geht 15 bis 17 Minuten nach einem Lauf in die Ruhephase“, erläutert er. Zu genau diesem Zeitpunkt geht es für die Backyard-Läufer aber wieder auf die Strecke. 350 bis 500 Meter brauche er, um wieder in seinen Laufrhythmus zu kommen, schätzt Lenk. „Man trabt ein bisschen an, muss aber aufpassen, dass die Muskulatur gut warm ist“. Von Runde zu Runde wird dieser Wiedereinstieg anstrengender. Lenk empfiehlt, sich in den Pausen gezielt Mineralien zuzuführen: Eine Banane oder auch mal ein alkoholfreies Weizenbier.

Erwin Ortlieb hält sich an frisch gebrühten Kaffee. Der 64-Jährige aus Großbottwar wird nur noch eine weitere Runde laufen. Er will am 13. Oktober beim Bottwartal-Marathon starten und nimmt das Murrer Rennen als Trainingslauf. Den gleichen Plan verfolgt auch Benedikt Breimaier, traut sich aber noch weitere zwei bis drei Runden zu. Der 34-jährige Höpfigheimer ist erst wenige Minuten vor 8 Uhr auf dem Sportgelände eingetroffen und hat er gerade noch pünktlich zum Start geschafft. Er schätzt vor allem das Gemeinschaftsgefühl unter den Läufern: „Man kennt sich mittlerweile in der Community. Bei dem Rennen heute laufen wir freundschaftlich miteinander, nicht gegeneinander. Das ist sehr entspannt“, findet er.

So sieht es auch Sarah Friedrich. Die 37-Jährige aus Bad Wurzach ist gemeinsam mit einer Freundin angetreten: „Wir haben das gleiche Tempo, wir reden viel“, erzählt sie: „Bis jetzt sind wir zwar immer die letzten im Ziel, aber wir haben trotzdem jeweils eine viertel Stunde Zeit, um uns zu erholen.“ Sarah Friedrich hat in diesem Jahr bereits den Megamarsch in Stuttgart absolviert – 100 Kilometer in 24 Stunden – und ist bei guter Kondition. „Ich bin kein Sprinter, ich bin nicht schnell. Aber ich kann sehr lange langsam laufen“, sagt sie. Ihr großes Ziel: Nächstes Jahr beim Berlin-Marathon anzutreten.

Die inneren Widerstände überwinden

Die Läufer und Läuferinnen bereiten sich auf den nächsten Start vor. Einige machen Dehnübungen, andere scherzen, man hört lachen. Ein paar konzentrieren sich nach innen, versuchen sich mental auf den erneuten Start einzustimmen. „Das Rennen wird im Kopf entschieden“, erläutert Gerhard Petermann. Manchmal schaffe man es anfangs nicht, seine inneren Widerstände zu überwinden. „Wenn man dann aber in den Rhythmus findet, das Adrenalin durch die Adern läuft und man einen Flow gerät, hat man es geschafft“, erzählt er aus eigener Erfahrung.

„Letzte Minute“, zählt Achim Seiter den Start der vierten Runde an: „Ihr habt ja jetzt schon über 20 Kilometer in den Beinen“. Nach dem Startsignal traben die Läufer und Läuferinnen entspannt los. Auf die Ehrgeizigen unter ihnen warten nach dieser noch weitere acht Runden – insgesamt sind das 81 Kilometer.

Die Ergebnisse sind zu finden unter: https://my.raceresult.com/308426/results