An der ersten Fairtrade-Akademie in Karlsruhe haben sechs Schülerinnen der Bad Boller Heinrich-Schickhardt-Schule teilgenommen. Sie wollen mit ihrem Engagement dazu beitragen, dass Kinder nicht mehr als billige Arbeitskräfte missbraucht werden.

Bad Boll - Fairer Handel ist Mädchensache, zumindest in der Bad Boller Heinrich-Schickhardt-Schule. Dort setzen sich ausnahmslos Schülerinnen dafür ein, dass die Welt durch fairen Handel etwas gerechter wird. Sechs von ihnen dürfen sich jetzt sogar Fairtrade-Botschafterinnen nennen. Verdient haben sie sich diesen Titel bei der ersten Fairtrade-Schülerakademie in Karlsruhe. Noch immer stehen die sechs Teenager unter dem Eindruck dieser Veranstaltung, zu der 500 Schülerinnen und Schüler aus ganz Baden-Württemberg angereist waren, um an Workshops teilzunehmen und sich auszutauschen. Stolz sind die frisch gebackenen Botschafterinnen vor allem darauf, dass ihre Schule eine zertifizierte Fairtrade-Schule ist. „Vieles haben wir schon gewusst, und wir konnten anderen auch Tipps geben“, erzählt die 14-jährige Melanie stolz.

 

Mädchen wollen dicke Bretter bohren

Obwohl sie die Nase vorn hatten, haben die Mädchen viele Anregungen aus Karlsruhe mitgebracht. Als erstes Projekt planen sie, nach Osterhasen und Weihnachtsmännern aus fair gehandelter Schokolade zu schauen – für das nächste Weihnachts- und das nächste Osterfest. „Darüber wird sicher wieder diskutiert“, sagen sie. Denn Schokolade aus Fairtrade-Kakao sei teurer. Nicht alle fänden das gut. Die Schülerinnen wissen, wovon sie sprechen: Als im Jugendhaus Bo, das den Schülern in der Mittagspause offensteht, Fairtrade-Schokoriegel eingeführt wurden, hätten einige gemeckert. Doch die Mädchen standen das durch. „Wir müssen dicke Bretter bohren“, sagen sie. Diese Entschiedenheit spüren auch die Lehrer. Da wird schon mal auf fair gehandelten Kaffee im Lehrerzimmer gepocht, und die Bananen, die an der Schule verteilt werden, sollen, bitteschön, bio sein.

Kritische Fragen stellen aber nicht nur die Botschafterinnen, wie der Schulleiter Thomas Schnell erzählt. Der Fairtrade-Gedanke kursiere in allen Klassen. So hakten Schüler schon mal nach, woher die Gewürze im Mensaessen stammten. Ihn freut dieses Interesse. „Ich bin absolut davon überzeugt, dass wir für eine gerechte Verteilung von Gütern sorgen müssen, um die Zukunft des Planeten zu sichern.“ Deshalb ist er auch stolz darauf, dass die Schule wohl die erste Gemeinschaftschule im Kreis Göppingen ist, die ein Fairtrade-Zertifikat bekommen hat. Dies sei nicht zuletzt der Lehrerin Sandra Meßner zu verdanken. „Sie hat das vorangetrieben und koordiniert.“

Weitere Aktionen sind in Planung

Das Nachdenken über eine gerechtere Welt zeigt sich nicht nur beim Mensaessen und bei Schokoriegeln. Die Schule achtet darauf, nur Bälle aus fairem Handel für den Sportunterricht anzuschaffen. Auch die Trikots sind fair gehandelt. Bei Wettkämpfen werde so der Fairtrade-Gedanke unter die Leute gebracht, hofft Schnell.

Die Zukunft der Erde zu sichern, das ist den sechs Schülerinnen wichtig. Ein noch größeres Anliegen aber ist es ihnen, eine gerechtere Welt für Kinder zu schaffen. „Es ist extrem schlimm, dass wir so gut leben und in vielen Ländern alles so schlimm ist“, sagt Melanie. Und die 13-jährige Kim findet es schrecklich, dass Kinder oft als billige Arbeitskräfte herhalten müssen – auf Kakaoplantagen, in Bergwerken, in denen Erze für Handys abgebaut werden, und in der Textilindustrie. „Die müssen voll viel arbeiten, ohne Schutzkleidung.“ Daher achten die Mädchen auch zu Hause darauf, möglichst fair gehandelte Produkte zu kaufen.

Für die Schule haben sie sich schon die nächsten Aktionen ausgedacht. Schon bald soll wieder ein Kinofilm über Kinderarbeit gezeigt werden. Regelmäßig sind sie auch mit Ständen auf Schulfesten oder im Ort präsent. Informieren wollen sie sich auch über fair gehandelte Rosen – ebenfalls eine Idee, die sie aus Karlsruhe mitgebracht haben. Und sie wollen in der Schule weitere Mitstreiter finden – auch Jungs.