Der Standort für das 22 Millionen Euro teure geplante Sportbad ist umstritten. Die FDP kritisiert Bäderchefin Anke Senne für die erneute Schließung des Leuze.

Stuttgart-Bad Cannstatt - Volles Haus im Mittleren Sitzungssaal: Am Freitag haben gleich drei gemeinderätliche Gremien – Bäder-, Technik- und Sportausschuss – gemeinsam die Ausschreibung für den Architektenwettbewerb zum Neubau eines Sporthallenbades im Bad Cannstatter Neckarpark nach kontroverser Debatte abgesegnet. Der Vorschlag der FDP, das Bad nördlich der Benzstraße statt eines Bürogebäudes auf dem alten Güterbahnhofareal zu errichten, fand keine Mehrheit.

 

In der ersten Stufe des im Dezember vereinbarten Vergabeverfahrens hatten sich neun Büros für den Auftrag interessiert. Im Mai soll das Preisgericht die besten drei Entwürfe bestimmen. Danach wird der Sieger mit der Detailplanung betraut. Baubeginn für das mittlerweile auf 22,5 Millionen Euro geschätzte Projekt könnte 2016 sein. Die Eröffnung würde dann zwei Jahre später gefeiert.

Die Rahmenbedingungen sind nicht optimal

Mit jeder Sitzung wird das Sportbad größer und teurer. Anfangs war nur ein 50 mal 25 Meter großes Becken geplant (bei 13,6 Millionen Euro Kosten), dann kam ein zweites, 25 mal 12,5 Meter großes Becken hinzu (21,8 Millionen Euro). Nun hat man das Anforderungsprofil erneut erweitert – um eine Anlage für Sprünge aus ein und drei Metern Höhe, um im Spitzensport-, Schul- und Ausbildungsbad (etwa für Polizisten) auch die nötigen Prüfungen ablegen zu können. Strittig ist, ob das 50-Meter-Becken acht oder zehn Bahnen erhalten soll. Das ist eine Platz- und Kostenfrage. Der Ausschuss beschloss mit knapper Mehrheit, die große Lösung nicht nur als mögliche Option zu betrachten, sondern gleich zur Grundlage der weiteren Planung zu machen. Dies geschah gegen den Willen der CDU, weil ihr Stadtrat Fritz Currle nicht mitzog. Auch Freie Wähler, SPD, FDP und Maria-Lina Kottelmann (SÖS) plädierten für die teurere Lösung.

Die Rahmenbedingungen sind nicht optimal. Es wird wohl nur einen Bushalt geben, und die U 11 fährt nur temporär in den Neckarpark. Mehrere Fraktionen stoßen sich an der Behauptung der Verwaltung, es gäbe 59 Parkplätze. Diese gehörten dem ESV Rot Weiß und dem VfL Stuttgart, betonte der Sportkreisvize Werner Schüle. Der FDP-Chef Bernd Klingler sagte, bei einer Tribünenkapazität von 900 Plätzen und mehr als 20 Heimspielen der Bundesliga-Wasserballer sei ein Parkierungskonzept nötig. Der Erste Bürgermeister Michael Föll (CDU) sagte das zu.

„Die neuntägige Schließung ist notwendig gewesen“

Wenig später gerieten die beiden erneut aneinander, nachdem Klingler die Bäderbetriebs-Chefin Anke Senne in einem anderen Punkt vehement kritisiert hatte. Nur ein halbes Jahr nach der Wiederöffnung des sanierten Mineralbades Leuze war eine neuntägige Schließung der Einrichtung angeordnet worden, die der FDP-Mann als „nicht hinnehmbar“ bezeichnete. Klingler sagte, der Betrieb im Leuze laufe nicht rund, Senne sei nicht in der Lage, ein Bäderkonzept zu erarbeiten. „Das ist unerträglich“, so der Liberale, der sich auch nicht den Hinweis verkneifen konnte, er habe sich über Sennes Weihnachtsgrüße mit Datum vom 22. Februar gewundert.

Senne zeigte sich erschüttert über den Auftritt Klinglers, dem es an „Respekt und Anstand“ mangele. Die Kritik habe nicht nur sie, sondern auch das Servicepersonal verletzt. Die neuntägige Schließung sei notwendig gewesen, um etwa den Austausch von Fliesen vorzunehmen, zu dem die mit der Sanierung beauftragten Firmen im Rahmen der Gewährleistung verpflichtet gewesen seien. Zudem seien Reinigungs- und Wartungsarbeiten in Bereichen vorgenommen worden, die nicht von der einjährigen Schließung betroffen gewesen seien.

Bürgermeister Michael Föll, dessen schlechtes Verhältnis zur Bäderchefin allseits bekannt ist, stellte sich vor Senne. Klinglers Kritik sei „unangemessen“. Senne habe die komplexe Sanierung gut organisiert, lobte er.