Im Seelberg, dem Kurparkviertel und der Altstadt sollen Anwohner Vorrang vor Pendlern haben.

Bad Cannstatt - Sie schleichen vor allem durch die Altstadt, das Kurparkviertel und den Seelberg. Die Augen fliegen von rechts nach links. Nur selten finden sie, was sie suchen. Freie Parkplätze sind Mangelware in den zentralen Cannstatter Stadtteilen. Wer keine legale Lücke findet, nutzt Straßenecken und Gehwege, um seinen fahrbaren Untersatz abzustellen. Leidtragende sind vor allem die Anwohner.

 

Sie Pendlern und Besuchern gegenüber besser zu stellen ist ein Ziel des Parkraummanagements, das im März 2011 im Stuttgarter Westen eingeführt worden ist und nun auch auf die anderen Innenstadtbezirke sowie Bad Cannstatt ausgeweitet werden soll. „Im Westen haben wir gute Erfahrungen gemacht“, sagte Stephan Oehler vom Stadtplanungsamt dem Bezirksbeirat Bad Cannstatt am Mittwoch. Die Auslastung der Parkplätze sei tagsüber um 18 Prozent auf 81 Prozent gesunken, nachts immerhin um 8 Prozent auf 102 Prozent. Das sei zwar immer noch eine Überlastung, aber allemal besser als 110 Prozent. Nicht zuletzt habe sich der Parksuchverkehr verringert und die Zahl der Falschparker reduziert. „Durch Parkraummanagement wird die Situation insgesamt entspannt, die Wohnqualität steigt“, sagte Oehler.

Sinnvoll sei die Parkraumbewirtschaftung allerdings nur in Gebieten, in denen erheblicher Parkdruck herrsche. „Wo die Auslastung der Parkplätze über 100 Prozent liegt und viel illegal geparkt wird, kann ein Parkraummanagement helfen“, so der Stadtplaner. Nach umfangreichen Untersuchungen, bei denen zu verschiedenen Tages- und Nachtzeiten erfasst wurde, wie viele legale Parkplätze es gibt, wie viele davon belegt sind und wie viele illegale Parkplätze genutzt werden, habe sich für Bad Cannstatt vor allem ein Bereich herauskristallisiert, für den das Stadtplanungsamt die Einführung eines Parkraummanagements für sinnvoll erachtet. Dieser Bereich liegt laut Stephan Oehler zwischen der Augsburger Straße, der Schmidener Straße und der Deckerstraße und umfasst die gesamte Altstadt.

„Bad Cannstatt ist der größte kostenlose Parkplatz Stuttgarts“

„Dieses Gebiet könnte in vier Teilbereiche unterteilt werden.“ Die Trennung der Gebiete erfolge üblicherweise an großen Verkehrsachsen wie etwa der Waiblinger Straße, ein Teilgebiet umfasst einen maximalen Radius von einem Kilometer. Anwohner können für ihre Parkzone einen Parkausweis für 30,70 Euro beantragen, mit dem sie ausschließlich in ihrem Gebiet kostenlos parken dürfen. An den Grenzstraßen dürfen Anwohner beider Zonen parken. Besucherausweise gibt es nicht, Besucher lösen ein Parkticket. „In Bereichen, in denen es Geschäfte gibt, bleibt die Brötchentaste erhalten“, sagte Oehler.

Aus dem Bezirksbeirat gab es ein zweigeteiltes Echo auf den Vorschlag der Stadtverwaltung. „Das Parkraummanagement löst die Probleme aus unserer Sicht nicht nachhaltig“, sagte Roland Schmid (CDU). Einige Bereiche rund um Schulen, in denen enormer Parkdruck herrsche, fehlten der CDU im vorgestellten Konzept, außerdem müsse auch an Arbeitnehmer gedacht werden, die wegen Schichtdiensten gar keine Möglichkeit hätten, mit dem öffentlichen Nahverkehr an ihren Arbeitsplatz in Bad Cannstatt zu gelangen. Gerhard Veyhl (Freie Wähler) gab zu bedenken, was die Einführung der Bewirtschaftung für Handwerker und Dienstleister bedeute, welche in ihrem Beruf mobil sein müssten.

Peter Mielert (Grüne) sprach sich für eine zügige und flächendeckende Einführung des Parkraummanagements aus: „Bad Cannstatt ist der größte kostenlose Parkplatz Stuttgarts“, sagte der Bezirksbeirat im Blick auf Pendler, die etwa im Sommerrain oder am Cannstatter Bahnhof auf die S-Bahn umstiegen. „Wir müssen die Anwohner schützen“, so Mielert. Auch Stefan Conzelmann (SPD) sprach sich für die Parkraumbewirtschaftung aus, wollte das Gebiet sogar erweitern: „Aus meiner Sicht fehlen der Bereich rund um das Krankenhaus sowie der Burgholzhof.“

Nachjustierungen seien immer möglich, zunächst empfehle er aber, mit den vorgestellten Gebieten zu beginnen, sagte Oehler. Zurzeit werde eine entsprechende Mitteilungsvorlage erarbeitet, die noch vor der Sommerpause in den Gemeinderat eingebracht werden solle, damit für den kommenden Doppelhaushalt finanzielle Mittel beantragt werden könnten.