Die Stadt Stuttgart lädt die Bürger ein, Ideen im „Masterplan für urbane Bewegungsräume“ einzubringen. Dazu findet am 21. März im Cannstatter Verwaltungsgebäude eine „Bürgerrunde“ statt.

Bad Cannstatt - Das Sport- und Bewegungsangebot in der Landeshauptstadt ist groß und breit gefächert. Segeln, Eishockey, Rudern, Tauchen oder Tanzen wird ebenso angeboten, wie die „Klassiker“ Fußball, Handball, Basketball, Schwimmern, Turnen und Leichtathletik. Auf der Homepage der Landeshauptstadt sind gut 400 Vereine aufgeführt. Parallel zu den traditionellen Angeboten finden auch immer mehr sport- und bewegungsorientierte Aktivitäten außerhalb von Turnhallen und Sportplätzen statt. Während Trendsportler wie Skater und Mountainbiker schon längst die Großstädte erobert haben, stecken Freizeitaktivitäten wie Fußballgolf, Slackline oder Racketlon – eine Turniersportart, die aus den vier Disziplinen Tischtennis, Badminton, Squash und Tennis besteht – noch in den Kinderschuhen.

 

Doch mit der Ausweitung der Bewegungsvielfalt werden auch die Anforderungen an die öffentlichen Räume immer komplexer. Gleichzeitig nimmt die Bewegungsarmut der Bevölkerung insgesamt deutlich zu. Laut einer Studie der Deutschen Krankenversicherung (DKV) erreichen nur noch 43 Prozent der Bundesbürger die Mindestaktivitätsempfehlungen von 30 Minuten am Tag durch körperliche Aktivität. Experten sind der Meinung, dass ein Grund für diese negative Entwicklung zur Bewegungsarmut daran liegt, dass es in den Stadtgebieten einfach zu wenig Flächen gibt, wo der Bürger – in welcher Form auch immer – sportlich aktiv werden kann.

Trendsportarten Raum bieten

Ein Thema, das die Gemeinderatsfraktion der Grünen schon vor einigen Jahren beschäftigt hatte. 2017 wurde ein entsprechender Antrag formuliert, in dem die Verwaltung aufgefordert wurde, einen „Masterplan für Trendsport und Bewegungsflächen“ zu erstellen. Der Gemeinderat folgte dem Antrag und stellte für den Doppelhaushalt 2018/2019 insgesamt 90 000 Euro für die Erstellung bereit. Die Federführung wurde dem Stadtplanungsamt in enger Kooperation mit dem Amt für Sport und Bewegung übertragen. „Immer mehr Sport- und Bewegungsaktivitäten finden außerhalb klassischer Sportanlagen statt. Damit wird die ganze Stadt zum Bewegungsraum. Die Förderung dieser Alltagsbewegung in unserer Stadt ist der Ansatzpunkt des Stuttgarter Masterplans für urbane Bewegungsräume“, sagt Amtsleiter Günther Kuhnigk. Grundsätzlich bestehe ein Defizit an Spiel-, Sport- und Bewegungsmöglichkeiten in öffentlichen Räumen, insbesondere in den innerstädtischen Bezirken, so Kuhnigk weiter.

In diesem Jahr werden die ersten Schritte unternommen, um eine bewegungsfördernde Stadtstruktur zu schaffen. Eine große Herausforderung, so sind sich alle beteiligten Ämter einig, denn die Förderung urbaner Bewegungsgelegenheiten sowie der „Alltagsbewegung“ in öffentlichen Räumen ist ein bisher fast gänzlich vernachlässigtes Themenfeld.

Zukunftsstrategie in Arbeit

Wie im Haushaltsantrag gefordert, arbeit die Verwaltung an einem „Masterplan für Trendsport und Bewegungsflächen“. Dieser setzt sich klassischerweise aus einer Bestandsaufnahme, einer Analyse und konkreten Handlungsempfehlungen zusammen. „Dazu werden Impulse aus zwei Elementen der Bürgerbeteiligung von einer wissenschaftlichen Arbeitsgruppe in eine Studie integriert, die das gesamte Themenfeld der Bewegung im öffentlichen Raum abbildet“, so Detlef Kron, Leiter des Stadtplanungsamts. Die Arbeitsgruppe besteht aus einem Landschaftsarchitekten, einer Freiraumplanerin sowie einem Architekten und Stadtplaner.

Neben einem externen Büro, das für die Studie zuständig ist, wird die Stadt allerdings auch auf die Mithilfe der Bürger vor Ort in den 23 Stadtbezirken zurückgreifen. Sie sind laut Verwaltung ein wesentlicher Baustein zur Erarbeitung einer Zukunftsstrategie, da sie die lokalen Gegebenheiten bestens kennen und einschätzen können, was in ihrem Stadtteil überhaupt möglich ist. Beginn dieser „Bürgerbeteiligung“ ist im März, die ersten Ergebnisse – auch aus der Studie – sollen bereits am 9. Juli im Sportausschuss vorgestellt werden. Bis Ende des Jahres soll dann der Masterplan inklusive der Handlungsempfehlungen zur Umsetzung fertiggestellt werden.