An diesem Samstag soll am Wilhelmsplatz in Stuttgart-Bad Cannstatt ein Kunstprojekt den Martin-Mayer-Steg verschönern. Initiator ist der Berliner Thilo Droste, der bei der Teppichgestaltung die Bürger mit ins Boot holte.

Der Martin-Mayer-Steg, der in den 1980er Jahren auf dem Wilhelmsplatz errichtet wurde, ist zwar eine wichtige Verbindung über den Verkehrsknoten, allerdings optisch keine Augenweide. Die Stadtverwaltung griff deshalb vor zwei Jahren eine Idee der Cannstatter Grünen auf, das „Betonungetüm“ durch Künstler optisch aufwerten zu lassen. 50 000 Euro aus dem Fördertopf „Stadtteilzentren konkret“ wurden für die Brückenkosmetik und einen Wettbewerb in die Hand genommen. Sieger wurde der Berliner Künstler Thilo Droste mit seinem Projekt „Den Teppich ausrollen“.

 

Cannstatter durften Teppich gestalten

Für die Herstellung des Riesenteppichs, der am Samstag, 16. Juli, um 11 Uhr eingeweiht wird, war Droste allerdings auf die Unterstützung der Bürgerinnen und Bürger angewiesen. Denn die konnten ihre eigenen Teppiche oder Bodenbeläge fotografieren und dem Künstler per E-Mail zur Verfügung stellen. Das gesammelte Fotomaterial, insgesamt beteiligten sich fast 30 Cannstatterinnen und Cannstatter, wurde in den vergangenen Wochen dann zu einem riesigen Patchwork-Muster zusammengefügt und als passgenauer Kunstteppichrasen für den Martin-Mayer-Steg produziert.

Erstaunen bei Passanten

Anfang April hat Thilo Droste zwei Musterteppiche auf dem Wilhelmsplatz verlegen lassen, die für großes Erstaunen unter den Passanten sorgte. „Der endgültige Teppich auf dem Betonsteg wird jedoch nur drei Monate lang über die Sommermonate liegen bleiben“, bedauert der Künstler. Seine Ausmaße sind gewaltig, denn er reicht von der Treppe im König-Karl-Center bis zur Rampe und Abgang zum Cannstatter Bahnhof. „Das Verlegen in der prallen Sonne ist schon mühsam“, so Droste. Der Teppich wird mit Bitumen an den Randbereichen verklebt, mit Sand für eine höhere Auflagelast und zur Rutschfestigkeit verfüllt. Das Amt für Abfallwirtschaft führt fünfmal pro Woche eine Trockenreinigung durch, ein technischer Notfalldienst ist präsent, prüft auf Schäden und repariert gegebenenfalls.

Teppich liegt nur drei Monate

Doch warum liegt der Riesenteppich gerade einmal ein Vierteljahr lang? Immerhin – so die Hersteller solcher Beläge – hat das Material eine Lebensdauer von bis zu zehn Jahren. Zum einen, so Thilo Droste, war das Thema „Interim“ Bestandteil der Wettbewerbsausschreibung, da die Stadt im Bereich des Martin-Mayer-Stegs nach dem Kauf des Parkhauses an der Eisenbahnstraße ab 2026 gestalterisch tätig werden möchte. Zudem gab es seitens der Verwaltung auch Sicherheitsbedenken, den Teppich über die Wintermonate liegen zu lassen. Spätestens mit Beginn des Cannstatter Volksfestes soll der Riesenteppich deshalb wieder verschwunden sein.

Verärgerte Passanten

Noch bevor die ersten Passanten ihren Fuß auf den Teppich gesetzt hatten, waren sie jedoch verärgert. Für die Verlegung des 500 Quadratmeter großen Belags wurde der Steg gesperrt. Leider hat die Stadt das nicht – etwa in der König-Karls-Passage – entsprechend ausgeschildert, weshalb viele Fußgänger zornig vor den Absperrungen standen und nach dem Umweg fragten.