Seit sechs Jahren gibt es in Bad Cannstatt den Mundartstammtisch. Hier wird mit Freude der Dialekt gepflegt. Die Veranstaltungen werden immer beliebter.

Der Mundartstammtisch in Bad Cannstatt gibt es seit 2018. Wolfgang Rupp hat zusammen mit Wilhelm Bauer die Treffen von Beginn an organisiert. Bauer hatte die Idee, den Stammtisch, den es bereits in Stuttgart gab, auch in Bad Cannstatt zu veranstalten. Mittlerweile ist daraus eine Erfolgsveranstaltung geworden. Das zeigte sich auch kürzlich wieder. Zum siebten Mal hatten die Mitglieder der Schwäbischen Mundart e.V. eingeladen, und schon zum zweiten Mal wurde die 100-Marke bei den Besucherzahlen geknackt. Rupp strahlte, als sich kürzlich das Restaurant Steinhalde zunehmend füllte. Immer mehr Mundartfans sammelten sich, um Hugo Breitschmid zu hören, der für den krankheitsbedingt fehlenden Bernhard Bitterwolf eingesprungen war.

 

Zu Gast: Ein Sausewind der schwäbischen Sprüche

Ein Oberschwabe wie aus dem Bilderbuch, Autor von zehn Büchern, der nicht weniger herzlich im Kreis der Schwaben aufgenommen wurde. Ein Sausewind der schwäbischen Sprüche. Bodenständig, unweit des Heiligen Berges der Oberschwaben, dem Bussen, aus der Landwirtschaft kommend. Früher hatte er 40 Milchkühe, heute nur noch einen Hektar Himbeeren und Blumen zum Selber pflücken.

Dass der Mann am Mikrofon 83 Jahre alt ist, hätte man nicht vermutet, wenn man ihn so stehen sieht, wie er mit großer Ruhe und Gelassenheit seine Gedichte vortrug. Auswendig natürlich. Ein paar Stichworte hatte er auf einem Zettel notiert. Seine lockere Art übertrug sich im Nu aufs Publikum. Dies ließ sich anstecken von der Faszination schwäbischen Humors, lachte über Eigenheiten und wurde zusehends neugieriger darauf, welche wundersamen Späße Breitschmid auf Lager hatte.

Hugo Breitschmid schreibt seine Gedichte am Computer

Und von wegen Bühnenerfahrung: 40 Jahre lang hat der Autor Laientheater gespielt, auch Stücke geschrieben. Im SWR-Fernsehen ist er auch mal aufgetreten bei Mundart und Musik hat er Gedichte gelesen. Zum 60. Geburtstag bekam er einen Computerkurs geschenkt. Seitdem schreibt er die Gedichte am PC. „Des Deng isch guat“, hat er festgestellt. Beim Mundartstammtisch trug er Gedichte aus allen zehn Büchern vor.

Mit Friedel Kehrer hat Breitschmid einen dritten Preis gewonnen beim Närrischen Ohrwurm des Südwestfernsehens. Sie hatte die Melodien geschrieben, er den Text. „Da bin ich stolz drauf“, erzählt er.

Wolfgang Wulz, Vorsitzender der Schwäbischen Mundart, freut sich über den Erfolg in Bad Cannstatt: „Es ist langsam das Spitzenprodukt unserer Mundartstammtische“. Er bietet in der Stuttgarter Innenstadt regelmäßig solche Treffen. In Bad Cannstatt werde es sagenhaft angenommen. Es sei wichtig, dass die Leute gestärkt werden, den Dialekt beizubehalten. Sei es über solche Stammtische oder andere Treffen.

Weitere Infos zum Verein Schwäbische Mundart gibt es unter www.mund-art.de