Das Gebäude in der Brählesgasse 21 ist das Älteste im Herzen von Bad Cannstatt. Hier arbeitet der Experte Thomas Fast, dessen Firma Fastaudio seit 25 Jahren eine Kult-Adresse für Hifi-Fans ist – und eine gelungene Verbindung von Kunst und Musik.

Das Haus, in dem Thomas Fast vor wenigen Tagen das 25-jährige Bestehen seines HiFi-Unternehmens Fastaudio gefeiert hat, stammt aus dem Jahr 1348. Wer das Gebäude betritt, tritt ein in eine andere Welt – optisch, akustisch und sinnlich. Dass das urige Fachwerkhaus mit seinen drei Ebenen eigentlich klein und verwinkelt ist, gerät schnell in Vergessheit. Der Steinfußboden im Eingangsbereich stammt ebenfalls aus dem 14. Jahrhundert und wird mit einem roten Teppich geschont. Eine schlanke Holztreppe führt in die oberen beiden Stockwerke. Im Erdgeschoss wird der Gast von großformatigen, farbenfrohen Bildern, einem großen Strauß prächtig blühender und duftender Lilien, Sitzmöbeln in Komplementärfarben und Schallplattenspielern samt HiFi-Anlagen empfangen – und zwar soweit das Auge reicht.

 

Schallplatten und deren Anlagen sind Fasts Leben. Fast in jeder Ecke des Hauses sind die Geräte zu sehen. Aber natürlich nicht irgendwelche, sondern auch einige von sehr hohem Wert. Die akustischen Schätze im geschichtsträchtigem Ambiente versprechen außergewöhnliche Klangerlebnisse.

Ein außergewöhnliches Ambiente verknüpft Optik und Akustik

Viele Jahre hat Fast die Geräte zu seinen Kunden gebracht. Seit acht Jahren konzentriert sich der 59-Jährige darauf, sie in der Brählesgasse anzubieten. Exklusiv, in außergewöhnlichem Ambiente – zwischen Musik, Malerei und Objekten. Spezielle Akustikbilder des Stuttgarter Künstlers Hans-Ulrich Wagner, die den Klang im Raum verbessern, zieren viele Wände in dem historischen Haus. „Die Bilder dämpfen den Raum“, erklärt Fast, der aus Wuppertal stammt und sich mit 35 Jahren selbstständig gemacht hat. „Es ist ein spannendes Haus“, sagt er selbst. Er ist gerne dessen Hüter und hält das denkmalgeschützte Gebäude in Schuss. Er hat viel Geld in die Erhaltung von Bad Cannstatts ältestem Gebäude gesteckt, obgleich er hier Mieter ist.

Das Haus war um 1900 eine Gastwirtschaft namens „Zu den drei Hasen“. Fast kennt die Histörchen um die „Kennenlernstube“. Das Dachwerk der Brählesgasse stamme aus der Zeit um 1348, das hat der Vorsitzende von Pro Alt-Cannstatt, Olaf Schulze, herausgefunden. Damit ist der Teil älter als das Klösterle. Am Eckstein in der Brählesgasse ist diese Zahl zu finden. Aus dieser Zeit besitzt Fast zwei Mauren-Figuren aus Holz, die er unter die historischen Balken in seiner Küche gestellt hat, wo er seine Gäste gerne bewirtet. Und auch dort gibt es nebst Torten und Kaffee natürlich auch die richtige Portion Akustik: Schallplattenspiel statt Herdplatte. „Ich lebe das“, sagt er.

Dass die Schallplatte ein Revival erlebt, zeigen auch die Zahlen: „Es wird derzeit mehr produziert als je zuvor“, sagt Fast. Schallplatten seien ein riesiger Trend. Thomas Fast freut sich darüber, zumal er die hochwertigen Anlagen auch reparieren und auseinanderbauen kann. Fast unterhält internationale Geschäftsverbindungen etwa für Tonabnehmer bis nach Tokio.

Individuelle Hörerlebnisse in einer Kultur-Oase

Die „Crème des Audio trifft sich hier“, berichtet Fast. Weltweit gebe es 50 bis 60 Geschäfte dieser Art, „doch meines zählt zu den abgefahrensten Geschäften“, sagt der 59-Jährige, der auch viele internationale Kunden hat, selbstbewusst. Auf den unterschiedlichen Ebenen des Hauses schafft er individuelle Hörerlebnisse in einer Kultur-Oase. Jeweils mit farbenprächtigen Sofas und einem Blick auf ebenso schöne Bilder. Etwa in der „guten Stube“ mit chinesischen Motiven im ersten Stock, in der der Holzboden noch knarzt und wegen des Denkmalschutzes nicht verändert werden darf. Das sind aber auch die einzigen Geräusche, die das Hörerlebnis kurzzeitig stören.

Die Synthese von Kunst und Musik ist überall zu erleben: Ist es in einem Teil des Flures Wolfgang Ehehalts „Fischfänger“ neben einem leuchtend gelben Stein, taucht man im nächsten Raum wieder in die optimale Akustik ein: „Hier könnte ich sofort eine Aufnahme machen“, sagt der Audio-Fachmann. Und: „Du musst die Musik in dich hineinlassen.“

Und wer sich auf das Haus einlässt, erfährt es unter dem Dach, dort, wo beim Hinaufsteigen ein schlanker, goldener Buddha steht, der die Ankömmlinge im bunt glitzernden Gewand still begrüßt, daneben laden weiße Lilienblüten und rosafarbener Blumenzauber in einer Vase zum Verweilen ein. An den schwarzen, einst feuerverrußten Balken sind noch die uralten historischen Steckverbindungen zu sehen, und das Dachfenster gibt einen Ausblick frei, der selbst fast wie ein Gemälde aussieht: die umstehenden Häuser, noch kahle Bäume und blauer Himmel.

Eintauchen in Klangwelten auf einem orangefarbenen Sofa

Das Klavierstück „Room 29“ von Javis Cocker und Chilly Gonzales bietet in dem Raum unter dem historischen Satteldach mit Blick auf das dreieckige Eulenfenster ein ganz besonderes Klangerlebnis. „Besser zu hören wie im Konzert“, sagt Fast mit Überzeugung. Besucherinnen und Besucher sitzen bequem auf dem orangefarbenen Sofa, dessen Farbe an buddhistische Mönchskutten erinnert. Hier kann man unter dem Giebel eintauchen in die Klangwelten. „Die Leute wollen berührt werden“, erläutert Fast. Das gelingt auch mit der brillanten Gitarrenmusik von William Fiksimmons – ein Hörerlebnis im ältesten Haus Cannstatts, Auge in Auge mit Silvia Siemes Minotaurus-Objekt. „Ich pass drauf auf“, verspricht Fast, der Hüter des Hauses. Wer seine Leidenschaft für Vinyl erlebt, weiß: Die Klangwelt im historischen Haus ist ein Meisterwerk der Akustik und Ästhetik.

Das Haus in der Brählesgasse lässt sich auf 360-Grad erleben unter www.fastaudio.com

Das älteste Haus Bad Cannstatts

Das älteste Haus Cannstatts
steht in der Brählesgasse 21 an der Ecke Hagelschieß am westlichen Rand der Altstadt. Es ist in Teilen älter als das Cannstatter Klösterle in der Marktstraße, das 1463 erbaut wurde. 2018 hat das Gebäude in der Brählesgasse die Kennzeichnung mit der Jahreszahl 1348 erhalten, sie ist auf einem Eckkonsolenstein am Haus angebracht. Pro Alt-Cannstatt hatte diese Neueinordnung 2013 an die Öffentlichkeit gebracht.

Das Dachwerk stammt von 1348.
Die Küche ist laut Thomas Fast um 1500, die anderen beiden Ebenen sind um 1700 entstanden.