Diesen Sommer trägt man Gehäkeltes und Gestricktes am Strand. Keine Sorge: auch Synthetisches geht noch.

Stuttgart/Berlin - Das Berliner Label e. a. seawear entwirft Häkel- und Strickbikinis. Rentnerinnen und Migrantinnen häkeln für das kleine Unternehmen in kleiner Stückzahl, weil die Produktion aufwendig ist. Die Designerin Eva Swoboda erklärt, worin der Reiz des Retro-Schicks liegt und was den perfekten Häkel-Bikini ausmacht.

 
Frau Swoboda, warum sind Häkel-Bikinis wieder in?
Seit einigen Jahren gibt es einen Trend zu Strickprodukten. Die Leute machen wieder mehr eigene Sachen, Handarbeit ist in, also ist auch das Interesse für die Häkeltechnik da. Die Leute wollen wissen, woher die Textilien kommen und wie sie produziert werden – Stichwort Nachhaltigkeit.
Bei Ihnen häkeln Rentnerinnen und Migrantinnen die guten Stücke. Was können die, was andere nicht können?
Für Häkeleien gibt es keine Maschine wie bei Strickwaren. Das ist reine Handarbeit. Und das lernt man nicht von einem Tag auf den anderen. Wir haben Frauen gesucht und gefunden, die schon seit Jahrzehnten Handarbeit betreiben und sich sehr gut auskennen. Handarbeit ist eine Frage von Leidenschaft, sonst macht man das nicht.
Für die perfekte Faser haben Sie das Textilforschungsinstitut in Denkendorf beauftragt. Was hat man für Sie tun können?
Es ging dabei vor allem darum, eine geeignete Faser zu finden, die die Form hält, schnell trocknet, nicht schwer wird wenn der Stoff nass ist. Da sind wir bei der Kunstfaser aus Polyester gelandet. Das ist eine sehr untypische Faser fürs klassische Häkeln.
Was macht den idealen Häkel-Bikini aus?
Er hat die typische Häkel-Optik und gleichzeitig den Komfort eines normalen Bikinis. Er ist bequem, passt sich dem Körper an und sitzt mit der Zeit immer besser. Er trocknet schnell, hält Form und Farbe.
Wie kamen Sie zur Bademoden-Kreation?
Als wir vor drei Jahren unser Label gegründet haben, gab es wenig individuelle Bademode. Das, was man bei den großen Kaufhausketten bekommt, ist oft sehr hässlich und passt auch nicht besonders gut. Inzwischen gibt es einige kleinere Labels in Deutschland und Europa, die alternative Bademode anbieten.
Warum wird Herren-Bademode so stiefmütterlich behandelt?
Da ist der Markt viel kleiner. Selbst Frauen in Nordeuropa brauchen den Bikini nicht so oft im Jahr. Männer sind noch viel träger, was den Badehosen-Einkauf angeht, die kaufen sich vielleicht alle zehn Jahre mal eine Badehose. Nichtsdestotrotz haben wir ganz am Anfang eine Herren-Häkelbadehose als Prototyp produziert, die ist aber nicht in Serie gegangen. Tatsächlich gab es aber die ein oder andere Anfrage dafür.
Das Gespräch führte Simone Höhn.

Zur Person

Eva Swoboda, 35, hat an der Kunsthochschule Berlin-Weißensee studiert. Gemeinsam mit ihrer Studienkollegin Anna Berger gründete sie vor drei Jahren das Label e.a. seawear. Die Häkelarbeiterinnen waren anfänglich Rentnerinnen aus Ost-Berlin, die die Studentinnen über Aushänge in den Supermärkten in der Nähe der Hochschule fanden. Die alten Damen seien entzückt gewesen, dass sich noch mal jemand für ihre handarbeiterischen Fähigkeiten interessiere, sagt Swoboda.