Weil Air Berlin zum 1. November die Flüge vom Baden Airpark nach Hamburg streicht, fehlen dem Regionalflughafen 100 000 Passagiere pro Jahr. Eine neue Fluggesellschaft soll jetzt das Ziel Hamburg anbieten – die Gespräche laufen.

Baden-Württemberg: Heinz Siebold (sie)

Rheinmüster - Der Flughafen Baden-Airpark bei Rheinmünster, zwischen Karlsruhe und Baden-Baden gelegen, kämpft um die Flugverbindung nach Hamburg. Anfang Juli hatte die Verluste schreibende Fluggesellschaft Air Berlin bestätigt, dass sie zum 1. November ihre Flüge zwischen Hamburg und Rheinmünster streichen wird. Für den Baden-Airpark würde das rund 100 000 Passagiere weniger im Jahr bedeuten – bei einem Aufkommen von 1,1 Millionen Fluggästen keine Kleinigkeit. „Wir müssen die Entscheidung der Air Berlin akzeptieren“, sagt der Baden-Airpark-Geschäftsführer Manfred Jung. Die zweitgrößte deutsche Fluggesellschaft hat sich 2011 neu aufgestellt und will offenbar im Rahmen der internationalen Luftfahrtallianz Oneworld künftig vornehmlich internationale Ziele anfliegen.

 

Manche, aber nicht alle innerdeutschen Flüge passen wohl nicht mehr zum neuen Konzept der Geschäftsleitung um den ehemaligen Bahn-Chef Hartmut Mehdorn. Die Destination Karlsruhe/Baden-Baden nach Berlin und retour bedient Air Berlin weiter. So ganz versteht der Airpark-Manager Jung nicht, warum die Air-Berlin-Führung ausgerechnet die profitable Verbindung nach Hamburg aufgibt. „Damit ist Geld verdient worden, es geht wohl ausschließlich um die strategische Ausrichtung“, sagt er. Der Einzugsbereich des zweitgrößten Regionalflughafens in Baden-Württemberg für Inlandsflüge ist tatsächlich recht groß.

Viel Potenzial für Geschäftsreisen

Im Großraum zwischen Offenburg, Karlsruhe, Baden-Baden, Heidelberg und Mannheim liegt viel Potenzial für Geschäftsreisen, bisher wurden in Ferienzeiten ab Rheinmünster zwischen 6.35 und 18.25 Uhr drei, sonst sogar vier Flüge hin und zurück angeboten und reichlich genutzt. „Wir sind optimistisch, eine andere regionale Fluggesellschaft zu finden, die die Verbindung übernimmt“, sagt Jung. Derzeit laufen Gespräche mit zwei Gesellschaften. Infrage kommen Anbieter, die kleine Maschinen mit einer Kapazität zwischen 50 und 100 Plätzen fliegen lassen, Air Berlin hatte für die etwa eine Stunde dauernden Flüge Turboprops im Einsatz. Das Streichkonzert von Air Berlin trifft neben Regionalflughäfen auch große Flughäfen.

Der Flughafen Hamburg ist wohl daher noch mehr als Rheinmünster interessiert an einer neuen Fluglinie, denn Air Berlin hat dort nach Zeitungsberichten 38 von ursprünglich geplanten 220 wöchentlichen Verbindungen mit insgesamt 1000 Flügen gestrichen. Betroffen seien außer Karlsruhe/Baden-Baden auch die Destinationen Zürich und Barcelona. Der Flughafen Hamburg rechnet nach Angaben einer Sprecherin übers Jahr mit 500 000 Passagieren weniger, das ist ein Sechstel des Gesamtaufkommens.

Kommt der OLT Express auch nach Baden?

Zumindest beim ebenfalls von den Streichungen betroffenen Regionalflughafen Münster/Osnabrück ist eine Lösung für den Ausfall von Verbindungen der Air Berlin gefunden worden. Die norddeutsche Regionalfluggesellschaft OLT Express (mit Sitz in Bremen) will von September an mit drei Flugzeugen Stuttgart, Berlin und Wien anfliegen. Weitere Destinationen sollen folgen. Ob die bereits 1958 als „Ostfriesisches Lufttaxi“ gegründete Linie auch im badischen Rheinmünster für die Hamburg-Linie zum Zug kommt, will der Flughafen nicht kommentieren. „Wir werden eine Lösung mit einer neuen Gesellschaft bis Mitte August finden“, sagt Geschäftsführer Jung. Das wäre ein Zeitpunkt, von dem an für die Herbst- und Winterflüge noch rechtzeitig gebucht und die Destination mit etwas Werbeaufwand übergangslos weitergeführt werden könnte.