Im Corona-Sommer werden auch die Badestellen knapp. Da kann man schon mal das kühle Nass des Neckars verlockend finden. Die Polizei rät davon ab. Wer nicht zu bremsen ist, soll einen Tipp berücksichtigen.

Lokales: Christine Bilger (ceb)

Stuttgart - Die Coronakrise hat viele Folgen, aufgrund derer auch die Ordnungshüter gefordert sind. So hat die Wasserschutzpolizei ein neues Phänomen beobachtet. „Deutlich mehr Menschen als im vergangenen Sommer gehen zum Baden an den Neckar“, sagt eine Sprecherin des Polizeipräsidiums Einsatz, das für die Wasserschutzpolizei zuständig ist. „In den Schwimmbädern muss man ein Zeitfenster buchen, die Seen sind zum Teil wegen Überfüllung der Uferbereiche gesperrt, da suchen manche eben im Neckar die Erfrischung“, fügt sie hinzu – und rät davon ab: „Es ist einfach gefährlich.“

 

Doch auch wenn viele Menschen auf der Suche nach einer Erfrischung das Badeverbot umgehen würden, sei zum Glück noch nicht viel passiert. „Es kann schon mal sein, dass ein Schiff anhalten musste wegen Schwimmern. Aber da es zu keinen Unfällen kam, wurde das nicht gemeldet“, erläutert die Sprecherin. Die Stuttgarter Polizei hat einen Fall registriert, bei dem die Wasserschutzpolizei aktiv wurde: Ende Juli griff sie vier Badende auf, die in der Nähe des bei Cannstatt liegenden Theaterschiffs baden waren. „Die wurden an Land gerufen und zeigten sich einsichtig, nachdem ihnen die Beamten das Badeverbot und die Gefahren erklärt hatten“, sagt eine Sprecherin der Stuttgarter Polizei. Die Präsidien Reutlingen und Ludwigsburg haben für ihre Neckarabschnitte noch keine Zwischenfälle in diesem Sommer verzeichnet. Der Neckar ist durchgehend nicht als Badegewässer ausgewiesen, ein regelrechtes Verbot besteht innerhalb der Stuttgarter Stadtgrenzen. Außerdem ist es in der Nähe von Wehr- und Schleusenanlagen, Kraftwerken, Schiffsliegestellen, Hafeneinfahrten und Brücken verboten. Strengstens verboten sei auch das Springen von Brücken.

Im Video: Badeunfall – So rettet man Ertrinkende

Die Berufsschifffahrt hat Vorfahrt

Die Gefahren gehen nicht nur von der Wasserqualität aus, sondern auch vom Schiffsverkehr. Die Wasserschutzpolizei hat eine lange Liste der möglichen Probleme aufgestellt. Das Wasser, das aus Kläranlagen eingeleitet werde, sei zwar mechanisch-biologisch gereinigt. Jedoch könne man nicht davon ausgehen, dass Keime vollständig abgebaut seien. Krankheitserreger wie Fäkalkeime, Salmonellen, Viren oder Pilze könnten trotzdem noch vorkommen. Bei starken und lang anhaltenden Regenfällen könne Abwasser auch ungeklärt in den Neckar gelangen. Nicht zuletzt könnten Ratten als Uferbewohner Krankheiten übertragen, darunter auch Infektionen mit multiresistenten Keimen.

Eine große Gefahrenquelle sei auch der Konflikt mit der Schifffahrt. Der Neckar ist eine Bundeswasserstraße – quasi eine „Autobahn“ unter den Schifffahrtswegen. Grundsätzlich habe die Berufsschifffahrt Vorfahrt. „Die weichen natürlich schon aus und bremsen, wenn sie jemanden schwimmen sehen“, sagt die Polizeisprecherin. Aber große Güterschiffe seien nicht besonders wendig und die Bootsführer hätten einen toten Winkel vor dem Bug von bis zu 300 Metern. Wer also unbedingt im Neckar baden wolle, solle sich zum eigenen Schutz in Ufernähe bewegen.