Die CDU-Fraktion im Stuttgarter Stadtrat ist mit einem Antrag im Verwaltungsdickicht gestrandet: Geplanscht wird auch künftig nur in öffentlichen Bädern. Wolfgang Schulz-Braunschmidt zeichnet den Schlag ins Wasser nach.

Stuttgart - Bei hochsommerlichen Temperaturen von 30 Grad im Schatten hat die CDU-Fraktion im Juli sich der unter der Gluthitze leidenden Bürger erbarmt und einen Antrag auf mehr „kühles Nass“ ausgebrütet. Unter dem Motto „Ein Badesee – das wäre toll“, forderte die Fraktion die Verwaltung auf, zu prüfen, welche Seen in der Landeshauptstadt „zum Baden ernsthaft in Betracht“ zu ziehen wären.

 

Ob Mitarbeiter der Stadtverwaltung daraufhin gleich Badehose und Bikini eingepackt haben, ist nicht bekannt. Fest steht aber, dass die gesamte Stuttgarter Seenplatte in den vergangenen Monaten ausgiebig auf mögliche Wasser- und Freizeitfreuden überprüft worden ist. Das Ergebnis passt voll in die aktuelle Jahreszeit: Baden ist nicht möglich.

Furcht vor „vermehrtem Lagern am Ufer“

Beim Max-Eyth-See ist die Umgebung zwar hübsch, aber die Wasserqualität leider nicht ausreichend, weil „die saisonal hohe Zahl von Wasservögeln der Grund für hohe Keimzahlen sind“. Auch in den Wildparkseen beim Bärenschlössle dürfen die Bürger nicht planschen, weil diese „noch als Notwasserversorgung zur Verfügung stehen“. Außerdem steht der badende Mensch den „Belangen des Naturschutzes“ entgegen. Eine Nutzung der Gewässer als Badeseen würde nämlich „zu vermehrtem Lagern am Ufer führen“.

Keine Schwimmringe und Sonnenöl-Lachen dürfen auch in das Nass des Probstsees gelangen, weil dieser als Naturdenkmal gilt. Außerdem weist die Stadt diskret darauf hin, dass die „Seetiefe im Sommer auf 0,5 Meter absinken kann“. Dann doch lieber gleich eine Fangopackung.

Ausweichen auf den Wintersport?

Der Steinbach- und der Katzenbachsee sind tiefer, aber von lauter Bäumen umgeben: „Größere Liegeflächen stehen dadurch nicht zur Verfügung“, lautet die messerscharfe Erkenntnis der städtischen Seen-Tester. Dafür stellt „die Wasserqualität keinen Hinderungsgrund für eine Badenutzung dar“. Alles klar? Nein, denn „aus naturschutzrechtlichen Gründen muss die Zulassung des Badens abgelehnt werden“.

Somit ist als einziger der CDU-Antrag selbst baden gegangen. Dem Vernehmen nach will die Fraktion diesen Erfolg mit einem neuen Antrag ausbauen. Unter dem griffigen Motto „Ein Schlittschuhsee – das wäre glatt“ soll das Rathaus prüfen, welche Seen sich für Pirouetten und dreifache Rittberger eignen. Die Antwort der Stadt dürfte im Juli 2014 vorliegen: Schlittschuhfahren derzeit nicht möglich.